Die BoosterBI für den Stahlhandel visualisiert Daten, um Analysen zu erleichtern und Entscheidungen zu beschleunigen

von Dagmar Dieterle

Valentin Kaltenbach ist Geschäftsführender Gesellschafter der Kaltenbach.Solutions GmbH, einem Smart Factory Spezialisten mit langjähriger Expertise in der Stahlbranche. Als Digitalisierungs-Partner des lagerhaltenden Stahlhandels entwickelt das Unternehmen web- und KI-basierte Lösungen, um die Leistung von Maschinen und Anlagen im Betrieb zu messen. Auf Basis von Visualisierungen und Analysen dieser Messungen werden Ressourcen effizienter eingesetzt. Für noch mehr Transparenz und eine langfristige Planung führt die Business Intelligence-Lösung „BoosterBI“ die BDE- und Maschinendaten mit Daten aus allen gängigen ERP-Systemen auf einer Plattform zusammen. marketsteel hat mit Valentin Kaltenbach darüber gesprochen, wie BI-Tools den Stahlhandel auch im Shopfloor unterstützen können.

marketSTEEL: Was sind aktuell die schwierigsten Aufgaben für den lagerhaltenden Stahlhandel?

Eine Herausforderung, die den Stahlhandel auch in Zukunft noch lange beschäftigen wird, ist die Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit und zu grünem Stahl. Dazu kommt der steigende und jetzt schon dramatische Fachkräftemangel, der in allen Bereichen und auf allen Ebenen zu spüren ist. Als dritte große Herausforderung sehe ich die stagnierenden bzw. teilweise sogar sinkenden Absatzmengen bei gleichzeitig steigenden Kosten für Energie und Personal.

marketSTEEL: Welchen Mehrwert kann da eine Business Intelligence Lösung liefern?

Vor dem Hintergrund der beschriebenen Situation stellt sich der lagerhaltende Stahlhandel folgende Fragen: An welchen Stellen haben wir im Maschinenpark Überkapazitäten – wie können wir Kosten sparen? Ist unsere Organisation im Shopfloor hinsichtlich Anarbeitung und Intralogistik passend – ist noch Luft für Verbesserungen? Wie sehen die Tätigkeitsprofile der WerkerInnen aus – wo besteht Anpassungsbedarf? Präzise Messdaten sind eine wichtige Grundlage, um diese Themen zu analysieren, Entscheidungen zu treffen und bessere Ergebnisse zu erzielen.

marketSTEEL: BI-Lösungen leben von aktuellen und hochwertigen Daten. Auf welche Datentöpfe greifen Sie mit Ihrer Lösung zu?

ERP-Systeme haben ihre Stärke im kaufmännischen und logistischen Bereich, beispielsweise bei Daten zu Kundenaufträgen, Materialbeständen und -Verbräuchen. In Bezug auf die Anarbeitung sind Maschinendaten, Betriebsdaten und Energiedaten die relevanten Größen, die man betrachten muss, um die wichtigen Fragen auf Shopfloor-Ebene präzise zu analysieren. Dafür greifen wir auf objektive Messdaten über unsere Plattform „Steelsuite“ zurück. Hier sind zum einen Maschinen- und Betriebsdaten verfügbar, die mit dem Messgerät „BoosterBOX“ direkt an den Maschinen festgehalten werden. Zusätzlich können auch Daten zu Energieverbräuchen angezeigt werden, die unser Tool EnergyBOX im laufenden Betrieb misst. Durch das Zusammenführen von ERP- mit Maschinen-, Betriebs- und Energiedaten eröffnen sich ganz neue, tiefe Einblicke. Daraus ergeben sich dann konkrete Strategien für mehr Effizienz und geringere Kosten.

marketSTEEL: Welche Herausforderungen bestehen bei der Einführung von BI-Lösungen im Stahlhandel?

Voraussetzung für eine aussagefähige Analyse ist eine hohe Datenqualität und Datenkonsistenz. Daten gibt es in IT-Systemen ja nahezu unbegrenzt. Um aber die richtigen Daten zu ermitteln, sollten bei Projektbeginn die für den Erfolg eines Unternehmens relevanten Fragen präzise definiert werden. Je präziser und relevanter die Fragen sind, umso größer wird später der Nutzen für das Unternehmen sein. Das ist die geistige Vorarbeit, bei der wir mit unserer umfassenden und langjährigen Erfahrung in der Branche unterstützen. Im nächsten Schritt werden die vorhandenen Datenquellen und Zahlen im Hinblick auf ihre Verwertbarkeit analysiert. Erst danach kann die Bereinigung und Aufbereitung der Daten stattfinden.

marketSTEEL: Worauf sollte der Stahlhandel bei der Einführung einer BI-Lösung achten?

Es gibt eine Reihe von führenden BI-Tools am Markt, die alle über eine Vielzahl an Analyse- und Visualisierungsmöglichkeiten verfügen. Zu den gängigen Produkten gehören Power BI, Qlik Sense, Tableau oder SAP Analytics Cloud. Entscheidend ist, dass der Einführungspartner der Systeme über ein tiefes Branchenverständnis verfügt und bei der Erarbeitung der relevanten Fragen unterstützen kann. Dafür wird es auch notwendig, Fachkompetenzen aus allen Bereichen einzubinden. Dazu gehören der Vertrieb, die Lagerlogistik, die Anarbeitung und natürlich das Controlling, dem hier eine federführende Rolle zukommt. Für eine schnelle Umsetzung und möglichst geringe Kosten kann man dann auf bereits vorkonfektionierte Branchenlösungen setzen.

Fotos: Kaltenbach Solution und marketSTEEL

 

 

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