Dem Virus auf der Spur: Am Anfang war VC...

von Our guest commentary

Kommentar von Wolfgang Lubert, Vorstandsvorsitzender des Private Equity Forums NRW, Geschäftsführer der EnjoyVenture Management GmbH

 

Was war das damals vor gut 20 Jahren doch für ein mühsames Unterfangen, Sinn und Zweck sowie wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Nutzen der damals noch blutjungen Venture Capital-Branche einer breiten Öffentlichkeit in Deutschland zu erklären. Zumal die ersten Versuche, VC und PE hof- und salonfähig zu machen, mit dem Platzen der Internetblase einen jähen und herben Rückschlag erlitt und das Thema Start-up sowie deren Finanzierung damit erst einmal in der Tonne landete. „Gehe zurück auf Los“ war insofern für die Protagonisten der Szene angesagt und es sollte noch viele Jahre sowie diverse Shitstorms dauern (die Müntefering’schen Heuschrecken lassen grüßen!), ehe das Produkt Venture Capital seinen festen Platz in unserem Wirtschafts- und Wertesystem einnahm. Ob es heute um Einkaufen und Bezahlen geht, um Reisen und Fortbewegung, um Gesundheit, Ernährung, Bildung, Energieversorgung und vieles anderes mehr, inzwischen kennen wir sie alle, die zumeist technologiegetriebenen Start-up-Champions, die unser Leben und unser Arbeiten u.a. leichter, mobiler, flexibler, besser und zunehmend auch nachhaltiger machen. Und: die mittlerweile unserer Wirtschaft mehr als eine Million Arbeitsplätze beschert haben.

Sie alle haben vor gar nicht allzu langer Zeit ganz klein angefangen. Typischerweise mit einer bahnbrechenden Idee für ein die Welt revolutionierendes Produkt oder Verfahren, einem entsprechend skalierbaren Geschäftsmodell sowie einem hochmotivierten Team. Und natürlich einem ersten Investor, der an die Gründer und deren Vision glaubte, sowie in der Regel vielen weiteren Geldgebern, die in der Folgezeit hinzukamen. Mit mittlerweile nicht selten hohen zweistelligen oder sogar auch dreistelligen Millionenbeträgen verhalfen sie dem einstigen Start-up dazu, aus einem „fröhlichen Chaos“ ein internationales Unternehmen zu formen - zumeist innerhalb nur weniger Jahre.

Womit wir bei den aktuell wohl prominentesten Beispielen für Technologiegründungen wären: bis Anfang 2020 allenfalls bei wenigen Insidern bekannt, heute jedoch in aller Munde und zu den Hoffnungsträgern der kompletten Weltbevölkerung avanciert, sind inzwischen die Firmen, die mit ihren Corona-Impfstoffen unsere Gesundheit schützen und uns wieder zu einem normalen Leben verhelfen können. Denn unter den nur einer Handvoll Biotech-Unternehmen, von denen aktuell täglich in den Medien berichtet wird, befinden sich mit den deutschen Technologieschmieden Biontech und Curevac sowie dem amerikanischen Anbieter Moderna gleich drei Hersteller, die gerade mal knapp mehr als 10 Jahre alt sind - und mit einer Venture Capital-Finanzierung ihren Weg begannen.

Was das Beispiel Corona-Impfstoff auch besonders eindrucksvoll zeigt: in unserer heutigen vernetzten und mobilen Gesellschaft passiert alles global – ob es um die Ausbreitung eines Virus’ geht oder um Daten und Informationen. Alles macht ruckzuck seine Runde um die Welt und spielt sich nicht mehr innerhalb nur bestimmter (regionaler) Grenzen ab. Darin liegen Chancen und Herausforderungen gleichermaßen - für unsere Wirtschaftssysteme als auch für unser tägliches Leben. Damit bestätigt sich erneut umso mehr, dass für grundlegende Veränderungen, Paradigmen- und Richtungswechsel in unserer heutigen Welt nicht der Große dem Kleinen sagt, wo’s langgeht, sondern der Schnelle dem Langsamen. Und genau hier beantwortet sich die Frage nach Sinn und Zweck von Thema Venture Capital: VC macht die Kleinen schnell, um letztlich damit uns und unserem Umfeld nicht nur angenehmere, sondern auch sicherere Lebensbedingungen zu schaffen.

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Fotos: Maik Meid

Artikel erschienen im Venture Capital Magazin 01/2021 in Kooperation mit dem Private Equity Forum NRW

 

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