CBAM wird 2026 Realität: Rosenberg warnt: „Importeure sind nicht vorbereitet“

von Dagmar Dieterle-Witte

Trotz erheblicher Unsicherheiten, unvollständiger Daten und drohender Millionenkosten seien die meisten Importeure und Händler nicht ansatzweise vorbereitet. Rosenberg fordert sofortige Maßnahmen entlang der gesamten Lieferkette.

CBAM wird kommen – und zwar pünktlich

In seinem Vortrag stellte Gabriel Rosenberg klar, was viele Marktteilnehmer noch immer nicht glauben wollen: CBAM startet am 1. Januar 2026, und zwar ohne Übergangsaufschub. Die Verzögerungen bei der Bereitstellung von Benchmarks, Defaultwerten und Vorgaben führten zwar zu Verunsicherung, änderten aber nichts an der gesetzlichen Realität. Bereits jede Tonne Stahl, die ab Jahresbeginn importiert wird, erzeugt eine finanzielle Verpflichtung, die 2027 mit der Abgabe von CBAM-Zertifikaten beglichen werden muss.

Rosenberg warnte vor einem weit verbreiteten Irrglauben: Die Zahlung sei zwar erst später fällig, doch die Haftung entstehe ab dem ersten Importtag. Auch die Hoffnung auf politische Abmilderungen – bis hin zu Spekulationen über Eingriffe der US-Regierung – sei ein gefährlicher Irrweg.

 

Defaultwerte, Benchmark-Chaos und steigende CO₂-Kosten

Ein zentrales Problem sieht Rosenberg in der extremen Datenunsicherheit. Die europäischen Defaultwerte seien dynamisch, teils sehr hoch angesetzt und würden ständig aktualisiert. Unternehmen, die keine belastbaren Emissionsdaten ihrer Lieferanten vorweisen können, müssten daher mit erheblichen Zusatzkosten rechnen.

Hinzu kommt der CO₂-Preis im EU-ETS, der bereits im Dezember 2025 über 80 Euro pro Tonne lag und nach Einschätzung vieler Analysten langfristig deutlich steigen könnte. Damit wird CBAM zu einem strategischen Kostenfaktor, der die Wettbewerbsfähigkeit importierter Waren nachhaltig verändert.

Importeure meist unvorbereitet – gesamte Organisation betroffen

Rosenberg kritisierte, dass viele Marktteilnehmer die Tragweite von CBAM unterschätzen. Die meisten Importeure verfügten weder über klare Datenstrukturen noch über angepasste Lieferverträge, Einkaufskalkulationen oder interne Prozesse. CBAM sei keine zusätzliche Zollformalität, sondern ein betriebswirtschaftlicher Dauerprozess, der Einkauf, Vertrieb, Zoll, Finanzen und Risikomanagement gleichermaßen betreffe.

Unternehmen müssten daher sofort:

  • Lieferantendaten und Produktionsrouten erfassen,
  • CBAM-Klauseln in Verträge aufnehmen,
  • Preismodelle anpassen,
  • finanzielle Rückstellungen planen,
  • interne Kompetenzteams („CBAM Working Groups“) bilden.
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Fazit

CBAM markiert einen tiefgreifenden Paradigmenwechsel im europäischen Außenhandel: Der Import von Stahl und stahlintensiven Gütern wird ab 2026 nicht nur durch Zölle und Quoten, sondern durch einen CO₂-Preis an der Grenze gesteuert. Die damit verbundenen Risiken sind erheblich – besonders für Unternehmen, die sich auf eine Verschiebung oder Entschärfung verlassen.

Rosenbergs Kernaussage: „CBAM beginnt am 1. Januar. Viele sind nicht bereit. Wer jetzt nicht handelt, zahlt später den Preis.“

Damit eröffnet CBAM eine neue Phase, in der Transparenz, Datenqualität und CO₂-Management über Wettbewerbsfähigkeit entscheiden. Unternehmen, die frühzeitig handeln, können Kosten senken und Risiken kontrollieren. Wer abwartet, läuft Gefahr, ab 2026 in ein unkalkulierbares Kostenregime zu geraten.

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