2021: Das Jahr der Entscheidungen

von Our guest commentary

Matthias Horx mit einem Kommentar zum noch seltsameren Jahr 2021, zu überhitzten Branchen und der Erkenntnis, dass ein Impfstoff das alte Unnormal nicht wieder herstellen wird. Ein Auszug aus dem Zukunftsreport 2021.

marketSTEEL dokumentiert den Text im Original-Wortlaut:

Matthias Horx mit einem Kommentar zum noch seltsameren Jahr 2021, zu überhitzten Branchen und der Erkenntnis, dass ein Impfstoff das alte Unnormal nicht wieder herstellen wird. Ein Auszug aus dem Zukunftsreport 2021.

Können Sie sich noch an das „alte Normal“ erinnern? An die Zeit vor März des seltsamen Jahres 2020? Wie ungeheuer lange ist das her? Wie sah die Welt damals aus? Was hat sich seitdem verändert? Und was bleibt in der Zukunft von dem, was wir seitdem erlebt – oder auch erlitten – haben? Wir befinden uns inmitten einer gewaltigen Turbulenz, die all unsere Lebenssysteme erfasst hat: Politik, Wirtschaft, Organisationen. Wir befinden uns in der zweiten Welle der Corona-Pandemie. Und mitten im „amerikanischen Taumel“, jener Phase, in der der amerikanische Traum im Chaos untergeht. Oder sich mühsam neu erfindet.

Das „neue Normal“ wird anders aussehen als das alte. Und auch ein Impfstoff wird den alten Zustand nicht wiederherstellen. Das „noch seltsamere Jahr 2021“ wird in vieler Hinsicht Entscheidungen bringen. Entscheidungen über Autokratie und Rebellion, über Demokratie, Freiheit und Globalisierung. Im Jahr 2021 wird sich langsam eine neue Welt(un-)ordnung enthüllen. Covid-19 hat uns auf drastische Weise das „große Zuviel“ gezeigt. Das Virus hat uns – oder sagen wir: sehr viele Menschen – mit der Wahrheit konfrontiert: Wir stecken in einer gigantischen Steigerungskrise. Und zwar schon lange. Die Pandemie ist ein Weckruf. Und vielleicht hat die Corona-Krise nur einen einzigen Sinn: der Menschheit unmissverständlich klarzumachen, dass es auch ohne sie nicht so weitergegangen wäre wie bisher. Dass das alte Normal schon ein Unnormal war.

Es ist kein Zufall, dass die Pandemie vor allem die überhitzten Branchen des alten Normal besonders hart getroffen hat – Fleischproduktion, Kreuzfahrtschiffe, Flugverkehr, exzessiver Tourismus, fossile Automobilität. Was verbindet diese Branchen, die am meisten unter der Krise leiden mussten? Kurzgesagt: sehr schnelles Wachstum. Marktübersättigung. Mergerismus. Wo Wirtschaft zur reinen Effizienzmaschine wird, wird sie besonders fragil. Das haben Krisen so an sich: Sie beenden Exzesse. Sie konfrontieren uns mit unserer eigenen Dekadenz. Sie lösen festgefräste Denkmuster auf und zerstören das Überkommene. Sie erzwingen Innovationen, die vorher im Latenten stecken geblieben waren.

Diese Shifts sind nicht immer angenehm. Aber das ist vielleicht genau das Wesen des Wandels, der jetzt überdeutlich vor uns liegt: Schmerz und Neubeginn. Wir haben die Komfortzone, die längst brüchig geworden war, hinter uns gelassen. Im Sinne der Zukunft ist das keine schlechte Botschaft.

 

In seinem Zukunftsreport 2021 analysiert Matthias Horx mit einer Reihe von Experten, Zukunftsforscherinnen und Vordenkern die prägenden Trends und Phänomene von morgen.

 

Quelle: www.horx.com und www.zukunftsinstitut.de

Link: https://www.horx.com/

Foto und 'Graphik: Matthias Horx

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