Zulieferindustrie: Start in das Jahr 2017 gelungen

von Alexander Kirschbaum

Die deutsche Zulieferindustrie steht 2017 vor steigenden Herausforderungen, wie die Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie (ArGeZ) gestern auf der Hannover Messe mitteilte. So geben die wichtigsten Kundengruppen, der Fahrzeug- und Maschinenbau, heterogene Konjunktursignale. Die deutschen PKW OEMs stellen sich auf eine leicht rückläufige innerdeutsche PKW Fertigung ein. Ursache dafür ist die Produktionsverlagerung eines Modells ins Ausland. Der Maschinenbau kalkuliert dagegen mit einem leichten Wachstum. Dennoch dürfen die deutschen Zulieferer angesichts der aktuellen Auftragseingänge konstatieren, dass der Jahresstart gelungen ist, so die Interessengemeinschaft. Dies liegt u.a. daran, dass deutsche Zulieferer sich sehr stark international ausgerichtet haben und alle europäischen OEMs sowie den globalen Maschinen- und Anlagenbau im Kundenportfolio haben. Für die Zulieferer bedeutet dies je nach Lieferstruktur dennoch ein Jahr im Spannungsfeld zwischen Wachstumschancen und limitierten Investitionsspielräumen. Hier dämpft laut der ArGeZ die Politik mit ihren Rahmenbedingungen die Möglichkeiten.

Konjunkturelle Perspektiven 2017
Das zurückliegende Jahr 2016 haben die Zulieferer mit einem leichten Umsatzwachstum um 0,2 % auf knapp 223 Milliarden Euro abgeschlossen. Die direkten Exporte stiegen um 1,3 % auf 85,5 Milliarden Euro. Berücksichtigt man, dass die Exportquoten der wichtigen Kundenbranchen bei 75% liegen, wird die extreme Abhängigkeit der deutschen Zulieferer von der Entwicklung der ausländischen Märkte deutlich. Die Branche hat die Mitarbeiterzahl nochmals um 0,8% auf 1.073.377 gesteigert und lastete dadurch ihre Kapazitäten im Jahr 2016 nochmals stärker aus als im Vorjahr. Angesichts der niedrigen Fremdkapitalzinsen wären somit steigende Anlageinvestitionen für 2017 zu erwarten. Allerdings haben sich die Zukunftserwartungen in der Branche in den letzten Monaten wieder eingetrübt. Das dürfte nicht zuletzt mit den aktuellen weltpolitischen Entwicklungen zusammenhängen.

Globale Herausforderungen und freier Handel
Die Zulieferer sind auf einen freien und fairen Welthandel ohne Protektionismus und Handelsbarrieren angewiesen. Knapp 40 % der Produktion geht direkt ins Ausland, von den übrigen 60 % werden nochmals drei Viertel über die Endprodukte exportiert. Neben Europa als wichtigste Exportregion spielen die USA und China dabei wichtige Rollen.

Besondere Herausforderungen im Zuliefer-Abnehmerverhältnis
Die Zulieferketten im Automobilbau und in anderen Industrien verzahnen sich immer enger, die Zusammenarbeit zwischen den Zulieferern der verschiedenen Wertschöpfungsstufen und den Herstellern der Endprodukte ist ein deutsches Erfolgsmodell. Die voranschreitende Digitalisierung wird diese Symbiosen noch weiter vertiefen. Damit diese Wertschöpfungsketten zum Wohle aller reibungslos funktionieren, ist ein fairer und partnerschaftlicher Umgang miteinander erforderlich, so die ArGeZ auf der Hannover Messe. Für faire Zulieferbeziehungen müssten die Interessen beider Seiten angemessen berücksichtigt werden, einseitige Diktate von Marktmächtigen führten in der Regel zu unausgewogenen Vertragsbeziehungen.

Zunehmend sei zu beobachten, dass das geistige Eigentum der Zulieferer nicht respektiert und dadurch die Innovationsfähigkeit des Zulieferers geschwächt wird. Marktstarke OEMs fordern laut der ArGeZ Entwicklungsleistungen ein, ohne diese zu kompensieren.

Quelle: ArGeZ  Vorschau-Foto: Fotolia

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