Zu viel Öl, weniger Platin, Palladium und Eisenerz

Frankfurt - Energie: Zu viel Öl und Ölpreis steigt dennoch

Die OPEC hat ihre Prognose für die Weltölnachfrage gesenkt und erwartet am Ölmarkt eine massive Überversorgung. Deshalb hat das Technische Komittee letzte Woche Produktionskürzungen von 600 Tsd. Barrel täglich ins Spiel gebracht hat. Die Commerzbank hält es jedoch für fraglich, ob die OPEC+ die Kürzungen auch umsetzt. Denn der wichtigste Verbündete der OPEC, Russland, habe seine Produktion im Januar um weitere 20 Tsd. auf nun 10,67 Mio. Barrel täglich ausgeweitet.

Die Commerzbank weist auch auf die hohen Rohöllagerbestände in den USA hin, die in der Vorwoche laut DOE um rund 7,5 Mio. Barrel gestiegen sind. Zum Teil wurde mehr produziert, zum Teil weniger nachgefragt und außerdem weniger exportiert. Die Commerzbank sieht die USA im Laufe des Jahres als Selbstversorger und sogar Netto-Ölexporteur.

Ein weiterer Faktor im Angebotsmarkt sind die Strategischen Reserven (SPR) der USA: Schon 2015 haben die USA beschlossen, ihre SPR zu reduzieren, die für den Fall von Importausfällen seit 40 Jahren gehalten werden. Angesichts der aktuellen Budgetplanung für 2021 sollten die SPR in den kommenden acht Jahren um rund 250 Mio. Barrel fallen. Gleichmäßig über den Zeitraum verteilt würde dies einem zusätzlichen Angebot von knapp 100 Tsd. Barrel täglich entsprechen. Danach bleiben laut Commerzbank rund 400 Mio. Barrel Rohöl als SPR, was Commerzbank Research noch für zu hoch hält.

Edelmetalle: Defizit am Platinmarkt größer als erwartet ...

Wie die Commerzbank berichtet hat Johnson Matthey gestern seinen Bericht zum Platin- und Palladiummarkt veröffentlicht. Es gibt zu wenig Platin am Markt. Der globale Platinmarkt wies im letzten Jahr ein Angebotsdefizit in Höhe von 203 Tsd. Unzen auf. Dieses war größer als erwartet. Ursache ist laut Johnson Matthey eine rekordhohe Investmentnachfrage. Denn alle anderen Nachfragekomponenten waren rückläufig: Autoindustrie -1,8%, industrielle Anwendungen ex Autos -5,4%, Schmuck -7,9%. Zwar wird in Autos mit Dieselmotoren mehr Platin in den Katalysatoren eingesetzt, allerdings wurden weniger Autos gebaut. Auch die Schmucknachfrage war rückläufig, da für Schmuck mehr und mehr Gold nachgefragt wird – ein Trend, der schon seit einigen Jahren zu beobachten ist. Die Minenproduktion von Platin war rückläufig. Obwohl das Recyclingangebot stieg, konnte das Defizit nicht verhindert werden. 2020 soll der Platinmarkt laut Johnson Matthey wieder in einen Angebotsüberschuss drehen. Die Commerzbank glaubt nicht daran. Sie sieht für den Platinpreis in diesem Jahr kaum Potenzial nach oben.

Edelmetalle: ... und ein noch höheres Defizit am Palladiummarkt

Auch Palladium wird zu wenig angeboten. Am globalen Palladiummarkt lag das Angebotsdefizit im letzten Jahr laut Johnson Matthey bei 1,2 Mio. Unzen. Auch dieses war größer als erwartet. Es ist fast ausschließlich auf die Nachfrage aus der Autoindustrie zurückzuführen, die auf ein neues Rekordhoch gestiegen ist (+10,2%). Der Grund: Striktere Emissionsvorschriften in fast allen großen Autoabsatzmärkten, im Zuge derer der Palladiumgehalt in den Katalysatoren für Benzinmotoren erhöht wurde. Außerhalb der Autoindustrie ist die industrielle Nachfrage um 5,7% wegen einer schwächeren Nachfrage aus der Zahnmedizin und der Elektronikindustrie gefallen. Die Schmucknachfrage war wiederholt rückläufig (-5,4%).

Wie bei Platin überkompensierte auch bei Palladium ein höheres Recyclingangebot die geringere Minenproduktion, konnte aber die hohe Nachfrage nicht annähernd befriedigen. 2020 soll das Angebotsdefizit laut Johnson Matthey sogar noch größer werden, da wegen der weiteren Verschärfung der Emissionsrichtlinien noch mehr Palladium in den Katalysatoren eingesetzt werden soll. Johnson Matthey geht von einer steigenden Palladiumnachfrage in diesem Jahr aus. Die Commerzbank rechnet dennoch mit einer deutlichen Preiskorrektur.

Industriemetalle: Weniger Eisenerz wegen schlechten Wetters

Laut Commerzbank Research verteidigen die Industriemetalle zwar ihre Gewinne der letzten Tage, legten aber gestern kaum weiter zu. Der Grund liegt wohl in den etwas schwächeren Aktienmärkten in Asien. Unruhe am Markt besteht auch wegen der deutlich gestiegenen Viruserkrankungen in China. Möglicherweise liegt der Anstieg auch in einer neuen Methodik zur Erfassung der Fälle. Der Markt geht davon aus, dass China das Covid-19-Virus im Laufe des ersten Quartals weitgehend eindämmen kann.

Ein anderer Faktor, der den Anstieg der Metallpreise gestern bremste, ist der US-Dollar, der weiter aufwertet. Der handelsgewichtete Dollar-Index ist auf ein 4-Monatshoch gestiegen, der EUR-USD-Wechselkurs notiert sogar auf dem niedrigsten Stand seit Mai 2017.

Wie Commerzbank Research berichtet, hat sich mit den Industriemetallpreisen auch der Eisenerzpreis in den letzten Tagen spürbar erholt. Er notierte gestern bei 86 USD je Tonne. Letzte Woche waren es noch 10 USD weniger. Einige Eisenerzproduzenten kämpfen jedoch mit schlechtem Wetter. Der weltweit größte Eisenerzproduzent aus Brasilien wird eigenen Angaben zufolge in diesem Quartal wegen schlechten Wetters und Sicherheitsbedenken weniger Eisenerz produzieren als bislang geplant. Die „verlorene“ Produktion soll aber im Jahresverlauf wieder aufgeholt werden. Der Produzent will die virusbedingt schwächere Nachfrage in China nutzen, um seine Lagerbestände wieder aufzufüllen. Nach dem Dammbruch und den angeordneten Minenschließungen Anfang letzten Jahres hatte das Unternehmen auf Vorräte zurückgegriffen, um seine vertraglichen Verpflichtungen erfüllen zu können.
In Australien behindert derzeit ebenfalls schlechtes Wetter die Produktion und vor allem den Transport bzw. die Verschiffung von Eisenerz.

QuelleCommerzbank AG / Commerzbank Commodity Research  / Vorschaubild: fotolia

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