Schwache chinesische Inflationsdaten drücken Stimmung an Industrie-metallmärkten

von Angelika Albrecht

Die schwächer als erwarteten chinesischen Inflationsdaten haben Zweifel an einer nennenswerten Erholung im Reich der Mitte weiter genährt, weshalb die Industriemetalle seit vergangenen Donnerstag wieder deutlich unter Druck stehen. So stiegen die Verbraucherpreise um nur noch 0,1% gegenüber dem Vorjahr, nach einem Plus von 0,7% im März. Die Kerninflationsrate blieb dagegen stabil bei 0,7%.

Ein guter Teil des Inflationsrückgangs war demnach auf einen Basiseffekt höherer Energie- wie auch Lebensmittelpreise im vergangenen Jahr zurückzuführen und wohl weniger einer sich abschwächenden Nachfrage. Dennoch hätte man angesichts der starken Erholung des Konsums im Zuge der Aufhebung der Coronabedingten Beschränkungen mit einem deutlich anziehenden unterliegenden Inflationsdruck rechnen können. Laut dem China-Experten der Commerzbank dürfte dies noch im Laufe des Jahres eintreten, sofern die Erholung bei der Nachfrage stabil bleibt. Sollte sich die Konjunktur zudem schwächer als von offizieller Seite erwartet entwickeln, gibt die niedrige Inflation der Notenbank Raum für eine expansivere Geldpolitik. Kurzfristig gehen die Commerzbank-Analysten jedoch nicht davon aus, dass sie dies als notwendig erachten wird. Die Reaktion auf die Zahlen dürfte sich daher als übertrieben erweisen.

Aluminium

Laut den Daten der LME für den Monat April hat sich der Anteil russischen Metalls an den Primäraluminiumbeständen in den Lagern der Londoner Börse geringfügig verringert. Dies ist jedoch nicht Abflüssen des russischen Aluminiums zuzuschreiben, sondern in erster Linie einem Anstieg der Bestände aus anderen Ländern, die die Bestände insgesamt um 17% zum Vormonat haben steigen lassen. Insofern kann hinsichtlich der Gefahr eines weitreichenden Boykotts russischen Aluminiums noch keine Entwarnung gegeben werden. Solange die Bestände jedoch im Allgemeinen steigen, wäre ein solcher Boykott weniger ein Problem und würde auch den Preis an der LME nicht verwässern.

Kupfer

Chile's Senat hat eine Gesetzesvorlage zur Besteuerung der Kupferminenproduzenten abgesegnet und an das Unterhaus weitergegeben, womit eine Verabschiedung des Gesetzes näher rückt. Dieses würde ab kommenden Jahr greifen und die Steuerbelastung für die Bergbauunternehmen deutlich erhöhen. Zuletzt war die Regierung den Klagen aus der Industrie jedoch entgegengekommen, indem sie den maximalen Steuersatz auf 46,5% absenkte (anfänglich sollte dieser bei 50% liegen). Dieser wäre jedoch Bloomberg-Angaben zufolge (die sich auf Informationen des Beratungsunternehmen Plusmining stützen) immer noch deutlich höher als die Konkurrenz außerhalb Chiles zu tragen hat, wo die maximale Belastung bei 41 bis 44% liegt.

Die chilenischen Unternehmen warnen, dass die neue Steuer ihre Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen und zudem zu einer Zeit kommen würde, in der sie mit einem abnehmenden Erzgehalt zu kämpfen hätten, weshalb Investitionen in neue Minenprojekte notwendig wären, um die Produktion zu steigern und einer langfristigen Angebotsknappheit entgegenzuwirken.

Dem Kupferpreis können die Entwicklungen aktuell jedoch wenig Unterstützung bieten, da die Nachfragesorgen stärker wiegen als etwaige langfristige Angebotsknappheiten. Hinzukommt, dass sich die Minenproduktion in Peru, dem zweitwichtigsten Kupferproduzenten, im März mit einem Plus von 14% zum Vormonat und 20% zum Vorjahr spürbar erholt hat. Das starke Plus zum Vorjahr ist jedoch mehr einer allgemein starken Produktion im zweiten Halbjahr des letzten Jahres zuzuschreiben als Zuwächsen in diesem Jahr.

 
Quelle: Commerzbank AG / Commerzbank Commodity Research / Vorschaubild: Fotolia

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