Blick auf die Industriemetallmärkte in China und Chile

von Angelika Albrecht

Die Commerzbank meint, an den Industriemetallmärkten dürfte sich der Blick einmal mehr nach China richten. Hier steht Anfang der Woche die Veröffentlichung der Einkaufsmanagerindizes als wichtiger Stimmungsbarometer für die Wirtschaft an. Laut einer Bloomberg-Umfrage rechnet die Mehrheit der Analysten damit, dass sich die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe wieder eingetrübt hat und der Index zurück in den Kontraktionsbereich unter der 50-Marke fällt. Beim offiziellen Index besteht jedoch das Risiko für eine positive Überraschung, da dieser in erster Linie große und staatliche Unternehmen, die von Regierungshilfen profitieren, einschließt. Dagegen dürfte der Caixin Index, der kleinere Unternehmen besser darstellt, sich weiter abschwächen. Ebenso dürfte sich die Stimmung im Dienstleistungssektor nicht zuletzt aufgrund wieder weitreichenderer Covid-bedingter Lockdowns und Restriktionen eher weiter veschlechtert haben. Vor diesem Hintergrund dürfte der Pessimismus hinsichtlich der Wachstumsaussichten für China bestehen bleiben und die Preise an den Industriemetallmärkten belasten.

Industriemetalle in anderen Ländern

Das chilenische Finanzministerium hat Änderungen seines umstrittenen Gesetzes zur Besteuerung der Kupferförderung vorgestellt. Dieses sieht nun vor, dass Kupferminenproduzenten mit einer Fördermenge von mehr als 50 Tsd. Tonnen Feinkupfer pro Jahr eine Wertsteuer in Höhe von 1% zahlen müssen. Weitere Abgaben in Höhe von 8% bis 26% würden abhängig der operativen Margen der Unternehmen anfallen. Zuvor war angedacht, diese an den Kupferpreis zu koppeln, was die Regierung nach Kritik aus der Industrie aber offenbar verworfen hat. Die Commerzbank meint, es besteht die Gefahr, dass das Gesetz auch in seiner neuen Form die Kupferminenproduzenten des Landes, die zu den größten der Welt zählen, weniger wettbewerbsfähig macht. Industrieexperten befürchten, dass hierdurch weniger Investitionen in den Sektor fließen könnten, was wiederum zu geringeren zukünftigen Produktionskapazitäten führen würde. Noch muss der Gesetzesentwurf jedoch den legislativen Prozess durchlaufen. Kommenden Mittwoch befasst sich der Ausschuss für Bergbau und Energie des chilenischen Kongresses zunächst einmal mit den Plänen.

Der Stahlverband Eurofer hat in seinem Marktausblick für 2022/2023 eine düstere Prognose gezeichnet. So rechnet er zum einen mit einem stärkeren Rückgang der Stahlnachfrage dieses Jahr als zuvor (-3,5%, zuvor -1,7%) und sieht zum anderen auch für das kommende Jahr einen Rückgang, wenn auch weniger stark als dieses Jahr (-1,9%). Der wesentliche Belastungsfaktor sind die hohen Energiekosten, die die Industrieproduktion belasten. Eurofer sieht erst ab dem zweiten Quartal nächsten Jahres Potenzial für eine Erholung. Die Prognosen sind jedoch mit hoher Unsicherheit behaftet, da schwer abzuschätzen ist, wie sich die Energiekrise entwickelt, wie die hohe Volatilität der Energiepreise zuletzt gezeigt hat.


Quelle: Commerzbank AG / Commerzbank Commodity Research / Vorschaubild: fotolia

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