Preisambitionen der EU-Mühlen werden vom Markt nicht unterstützt

von Angelika Albrecht

Seit Dezember letzten Jahres setzten die europäischen Flachstahlhersteller regelmäßig Preiserhöhungen erfolgreich um. Unattraktive Importangebote unterstützten diese Bemühungen. Diese Situation hat sich nun umgekehrt, aber große EU-Hersteller drängen auf weitere Erhöhungen.

Die von den europäischen Coil-Herstellern angegebenen Lieferfristen waren im ersten Quartal dieses Jahres trotz Produktionskürzungen durchweg kürzer als die von Überseequellen. Asiatische Mühlen verfolgten die Marktbewegungen in der EU genau und hielten ihre Preisdifferenz zur europäischen Produktion auf einem Niveau, das zu gering war, um größeres Interesse zu wecken.

Die jüngste Störung an mehreren Hochofen-Produktionsanlagen in der EU verschärfte die Produktionsbeschränkungen, die eingeführt wurden, um ein Überangebot auf dem Markt zu verhindern. Infolgedessen haben sich die Lieferfristen in Europa verlängert, und neue zukünftige Inlandsangebote werden für das dritte Quartal auf Augenhöhe mit Importen angeboten.

Darüber hinaus sanken die effektiven Importpreise, ausgedrückt in Euro, aufgrund der Entwicklung des US-Dollar/Euro-Wechselkurses in der Woche nach Ostern erneut. Warmgewalzte Coil-Angebote unter 700 € pro Tonne, lokaler CFR-Hafen, vergrößerten den Abstand zu den EU-Preisen auf fast 200 € pro Tonne bei vergleichbaren Ankunftszeiten.

Käufer bleiben unsicher über die zukünftige Marktrichtung und sind nicht bereit, in spekulative Aktien zu investieren. Sie werten die Ausweitung der Differenz zwischen Inlands- und Importangeboten als Hinweis darauf, dass die heimischen Mühlen ihre Ansprüche nach unten korrigieren müssen.

Dennoch reagierten die europäischen Produzenten auf weitere Lieferengpässe mit der Ankündigung weiterer Preiserhöhungen über Werte, die sie ohnehin nur schwer erreichen konnten. Dieser Schritt stieß bei den Käufern auf Skepsis. Servicecenter und Rohrhersteller können frühere Preiserhöhungen nicht mehr verarbeiten.

Südeuropa reagiert typischerweise äußerst reaktiv auf Importe. Kurzfristig dürften die Engpässe jedoch anhalten, da das Angebot in Europa so knapp ist. Es scheint jedoch, dass die EU-Preise ihren Höchststand erreicht haben. Nach dem Rückgang der Importangebote haben einige heimische Mühlen ihre Preisvorstellungen bereits gesenkt.


Quelle: MEPS International Ltd. / Stainless Steel Review / Vorschaubild: Fotolia

Zurück