OPEC-Produktionskürzungen mehr Schein als sein
Frankfurt/M. - Energie: Brentölpreis steigt nach Beschlüssen der OPEC+ deutlich
Wie Commerzbank Research mitteilt, hat der Ölmarkt die Kürzungsbeschlüsse der OPEC+ am Freitag positiv aufgenommen. Der Brentölpreis stieg am Montag Nachmittag auf knapp 65 USD je Barrel. Die OPEC und einige Nicht-OPEC-Länder einschließlich Russland hatten sich darauf verständigt, die Ölproduktion im ersten Quartal 2020 um weitere 500 Tsd. Barrel pro Tag zu reduzieren. Saudi-Arabien erklärte sich darüber hinaus bereit, die Produktion zusätzlich um 400 Tsd. Barrel pro Tag zu kürzen, wenn alle Länder ihre Vorgaben erfüllen. In diesem Falle würden die Kürzungen ein Ausmaß von 2,1 Mio. Barrel pro Tag erreichen.
Diese Zahl sorgte am Freitag für einen Preissprung. Die OPEC+ will ein Überangebot im 1. Halbjahr 2020 vermeiden. Die Commerzbank glaubt jedoch, dass sich zusätzlichen Kürzungen Saudi-Arabiens auf das neu festgelegte Zielniveau von 10,15 Mio. Barrel pro Tag beziehen. Zieht man davon die 400 Tsd. Barrel ab, so würde Saudi-Arabien nur 100-150 Tsd. Barrel pro Tag weniger fördern als aktuell. Fraglich sei außerdem, so die Commerzbank, ob alle Länder die vereinbarten Kürzungen tatsächlich umsetzen.
Falls sich die anderen Länder nicht an die Abmachung halten, droht Saudi-Arabien sogar mehr zu produzieren als aktuell. Hinzu kommt, dass Libyen die Produktion im nächsten Jahr steigern will. Bis Ende 2020 soll laut Chef der staatlichen libyschen Ölgesellschaft NOC ein Produktionsniveau von 1,5 Mio. Barrel pro Tag erreicht werden. Libyen ist weiterhin von den Produktionskürzungen ausgenommen. Die Commerzbank sieht nach wie vor das Risiko eines beträchtlichen Überangebots im 1. Halbjahr 2020 und damit das Risiko eines erneuten Preisrückgangs.
Edelmetalle: Gold im Zuge guter US-Konjunkturdaten spürbar gefallen
Die Commerzbank teilt mit, dass der Goldpreis am Freitag im Zuge überraschend guter US-Konjunkturdaten unter Druck gekommen ist und auf 1.460 USD je Feinunze gefallen ist. Die US-Wirtschaft habe im November 266 Tsd. neue Stellen geschaffen, deutlich mehr als erwartet. Die Aktienmärkte legten zu und die US-Anleiherenditen stiegen zeitweise deutlich. Auch der US-Dollar wertete auf. Gold hatte da nicht mehr viel entgegenzusetzen, zumal wohl einige spekulative Finanzanleger ihre Positionen geschlossen haben, um Verluste einzudämmen.
Allerdings könnten diese Woche mehrere Ereignisse den Goldpreis bewegen. Die Commerzbank glaubt zwar, dass die Sitzungen der US-Notenbank Fed und der EZB relativ unspektakulär verlaufen werden. Spannend könnte jedoch die Parlamentswahl in Großbritannien werden. Denn damit wird sich entscheiden, ob ein geregelter Brexit in Reichweite kommt oder die Hängepartie weitergeht.
Industriemetalle: China gibt Preisen Auftrieb
Ein Treffen des Politbüros der Regierungspartei in China und gute US-Konjunkturdaten geben den Industriemetallpreisen seit Freitag deutlichen Auftrieb. Laut Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua wird China strukturelle Reformen umsetzen und andere Maßnahmen ergreifen, um die Wirtschaft zu unterstützen. Dazu zählen unter anderem Investitionen in die Infrastruktur.
In den USA hat sich der Arbeitsmarkt im November deutlich robuster gezeigt als erwartet. Kupfer ist daher schon am Freitag um 1,7% gestiegen und legt zum Wochenauftakt weiter zu. Mit knapp 6.040 USD je Tonne kostet es so viel wie zuletzt Ende Juli.
Hohe Importdaten kommen auch aus China. Gemäß Daten der Zollbehörde hat China im November 483 Tsd. Tonnen Kupfer importiert, 5% mehr als im Vorjahr und die größte Menge seit September 2018. Die Einfuhren von Kupfererz und -konzentrat waren mit 2,16 Mio. Tonnen sogar rekordhoch. Auch Eisenerz profitiert von der aktuellen Gemengelage: In Singapur stieg der Preis von Eisenerz um über 6% auf ein 3-Monatshoch von fast 93 USD je Tonne. Die hohen Importe Chinas (90,7 Mio. Tonnen, 5,2% mehr als im Vorjahr) deuten auch hier auf eine gute Nachfrage im Reich der Mitte hin.
Quelle: Commerzbank AG / Commerzbank Commodity Research / Vorschaubild: fotolia