Öl und Rohstoffe: Krise, welche Krise?

Frankfurt/M. - Energie: Ölpreise geben alle Gewinne seit Jahresbeginn wieder ab

Am Ölmarkt gab es am Mittwoch einen bemerkenswerten Stimmungsumschwung. Kaum war der Brentölpreis auf ein 4-Monatshoch geklettert, so brach er auch schon wieder ein und ging letztlich mit einem Minus von 4% bei gut 65 USD aus dem Handel. Zwischen Tageshoch und Tagestief lagen am Mittwoch mehr als 9% bzw. fast 7 USD. Wie die Commerzbank meint, setzte sich am Markt wohl die Meinung durch, dass die Eskalation zwischen den USA und dem Iran mit dem iranischen Vergeltungsschlag auf Militärstützpunkte im Irak in der vorherigen Nacht ihren Höhepunkt erreicht habe und es keine militärische Antwort der USA geben werde. Dies bestätigte später US-Präsident Trump mit einer kurzen Stellungnahme. Trump will "lediglich" weitere Wirtschaftssanktionen gegen den Iran verhängen.

Zuvor hatte laut Commerzbank auch der wöchentliche Lagerbericht des US-Energieministeriums für zusätzlichen Abgabedruck bei den Ölpreisen gesorgt. Denn entgegen der Markterwartung und des API-Berichts vom Vortag vermeldete das DOE einen Lageraufbau um 1,2 Mio. Barrel. Die US-Benzinvorräte stiegen sogar um gut 9 Mio. Barrel, was dem stärksten Wochenanstieg seit vier Jahren entsprach. Mit dem Preisrückgang am Mittwoch haben die Ölpreise sämtliche Gewinne seit Jahresbeginn wieder abgegeben. Dies sei nachvollziehbar, meint die Commerzbank. Denn falls es keine Angebotsausfälle gebe, sei der Ölmarkt reichlich versorgt. Die Eskalation im Mittleren Osten ist damit wohl nicht beendet. Die Commerzbank gibt zu bedenken, auch wenn der Iran selbst zunächst keine weiteren Vergeltungsmaßnahmen mehr beabsichtige, könnten iranfreundliche schiitische Milizen weiterhin für Störfeuer sorgen, wie der Raketenbeschuss der Grünen Zone in Bagdad zeigte.

Auch Gold gibt Gewinne wieder ab

Ähnlich wie Öl ging es auch Gold: Gold hat am Mittwoch nicht nur seine anfänglichen Gewinne vollständig wieder abgegeben, sondern ist bis zum Handelsende auch ins Minus gerutscht. Am Donnerstag Morgen kostete laut Commerzbank Gold „nur“ noch 1.540 USD je Feinunze und damit etwa 70 USD weniger als im Hoch vom Vortag. Die Lage im Mittleren Osten scheint sich - siehe oben - zu entspannen. Dies hat zu einem höheren Risikoappetit der Marktteilnehmer geführt und Gewinnmitnahmen bei Gold ausgelöst. Während es am Mittwoch Morgen noch so aussah, als könnte Gold wegen der sich zuspitzenden Lage im Mittleren Osten weiter steigen, dürfte sich im Falle einer Deeskalation nun die Preiskorrektur fortsetzen.

Laut Commerzbank haben zum Preisrückgang von Gold auch die positiven ADP-Arbeitsmarktdaten beigetragen, die den US-Dollar aufwerten ließen und einen guten offiziellen US-Arbeitsmarktbericht erwarten lassen. Deutlich stärker unter Druck als Gold steht Silber. Es fiel am Donnerstag Morgen auf 17,8 USD je Feinunze und das Gold/Silber-Verhältnis steigt auf 87. Während Platin ebenfalls nachgibt, setzt sich die Preisrally von Palladium fort: Es stieg zeitweise auf fast 2.150 USD je Feinunze, gab anschließend aber wieder etwas nach.


Industriemetalle: Preise weiterhin gut behauptet

Wie die Commerzbank berichtet, haben sich die Industriemetalle am Mittwoch gut behauptet. Obwohl die Ölpreise, die die Metallpreise in den Tagen zuvor unterstützt haben, wieder stark gefallen sind, sind fast alle Metallpreise gestiegen. Im Zuge des höheren Risikoappetits der Marktteilnehmer nach der Deeskalation der Lage im Mittleren Osten, der sich unter anderem in steigenden asiatischen Aktienmärkten widerspiegelt, legten sie am Donnerstag Morgen weiter zu. Kupfer kostet wieder rund 6.200 USD je Tonne.

Das chinesische Handelsministerium hat zudem am Donnerstag offiziell bestätigt, dass nächste Woche das „Phase-1-Abkommen“ mit den USA unterzeichnet wird. Hierzu wird eine chinesische Delegation unter Führung des Chefunterhändlers Liu He vom 13. bis 15. Januar nach Washington reisen.

Der größte Gewinner unter den Industriemetallen war laut Commerzbank am Mittwoch Zink: Es verteuerte sich um 2,4% auf 2.400 USD je Tonne. Neue Nachrichten, die den Preisanstieg erklären könnten, gab es jedoch nicht.


Australien verschifft rekordhohe Menge Eisenerz über Port Hedland

Laut Commerzbank fiel der Eisenerzpreis gestern um 2% auf 92 USD je Tonne, da Australien im letzten Jahr über den Hafen von Port Hedland eine rekordhohe Menge Eisenerz exportiert hat. Gemäß Daten des Hafenbetreibers wurden 2019 knapp 516 Mio. Tonnen verschifft, und das trotz der wetterbedingten Unterbrechungen zu Jahresbeginn. Das australische Ministerium für Industrie, Innovation und Wissenschaft erwartet, dass Australien insgesamt in diesem Jahr deutlich mehr Eisenerz exportieren wird. Da auch die brasilianischen Ausfuhren wieder anziehen, sollte der seewärtige Eisenerzmarkt gut versorgt sein, was nach Ansicht der Commerzbank für fallende Eisenerzpreise spricht.

QuelleCommerzbank AG / Commerzbank Commodity Research  / Vorschaubild: fotolia

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