Maßnahmen gegen Hackerangriffe

von Alexander Kirschbaum

Die Digitalisierung von Prozessen und Produkten, vor allem im Rahmen von Industrie 4.0, setzt sich weiter fort. Auch Branchen wie die Automobil- und Stahlindustrie sowie der Maschinenbau nutzen verstärkt digitale Prozesse, um wichtige Daten innerhalb der Firma sowie mit externen Zulieferern auszutauschen und zu speichern. Dies sorgt für schnellere und effizientere Produktionsprozesse, erhöht aber gleichzeitig das Risiko für Unternehmen, Opfer von Online-Attacken zu werden. Entsprechend wird der Datenschutz für Firmen immer komplexer, zeitaufwändiger und teurer, so die neue Studie von Roland Berger Strategy Consultants mit dem Titel "Cyber-Security: Managing threat scenarios in manufacturing companies".

"Hackerangriffe zu bewältigen ist sehr problematisch, da oft verschiedene Bereiche der Wertschöpfungskette eines Unternehmens gleichzeitig angegriffen werden", erklärt Roland Berger-Partner Manfred Hader. "Klassische IT-Sicherheitsbereiche haben aber meist nur die Business IT im Blick, wie etwa Kommunikationssysteme oder Geschäftsanwendungen. Firmen sollten daher die Problematik der Cyber Security ganzheitlich angehen."

Ein neuer Cyber Security-Ansatz

Um solche Hackerrisiken zu verringern und hohe finanzielle Schäden zu verhindern, haben die Roland Berger-Experten einen neuen Sicherheitsansatz entwickelt: den "Roland Berger Cyber Security Approach". Die erste Voraussetzung, um Cyber-Kriminalität erfolgreich zu bekämpfen, ist demnach Transparenz über kritische Assets und mögliche Bedrohungsszenarien. Denn die Bedrohung der Online-Angriffe betrifft nicht nur die klassische Business IT, sondern auch in Produkten verbaute Software, Architekturen und Produktions-IT sowie die Vernetzung dieser Produkte, sei es in der Maschinenbau-, Flugzeug- oder Automobilindustrie oder bei kritischen Infrastrukturen. "Eine gute Schutzstrategie setzt eine ganzheitliche Bestandsaufnahme voraus", rät Carsten Rossbach, Partner von Roland Berger Strategy Consultants. "In unserer immer stärker vernetzten Welt darf Cyber Security im Unternehmen nicht mehr in Silos verankert sein."

Zum Schutz gegen Online-Kriminalität sollten Firmen laut den Unternehmensberatern außerdem die vorhandenen Strukturen, Prozesse und Systeme permanent weiterentwickeln: Die Sicherheitssysteme sollten an mögliche Bedrohungen angepasst werden – ohne das Geschäftsmodell aus den Augen zu verlieren. Bestandteile klassischer Informationssicherheitsmanagementsysteme (ISMS) können dabei auf andere Wertschöpfungsschritte übertragen werden. Und schließlich sollte das Thema Sicherheit eine wichtige Säule der Unternehmenskultur werden. "Da die Netzkriminalität alle Unternehmensbereiche betreffen kann, sollten alle Mitarbeiter für diese Gefahren sensibilisiert werden", empfiehlt Manfred Hader. "Gezielte Trainings können Firmenmitarbeitern dabei helfen, Schwachstellen eigenständig und frühzeitig zu erkennen."

Fünf Schritte gegen die Cyber-Kriminalität

Um externen Angriffen in Unternehmen vorzubeugen, empfehlen die Roland Berger-Experten auf fünf wesentliche Faktoren zu setzen:

  • 1. Ziele und Prioritäten setzen: Angesichts der vielen sensiblen Stellen im Unternehmen, sollte das Management zunächst kritische Stellen identifizieren und entsprechend festlegen, welche Prozesse und Bereiche prioritär geschützt werden sollten. Dazu gehören vor allem sensible Daten, Systeme, Produkte, Prozesse, Know-how, aber auch geistiges Eigentum wie etwa Prozesswissen und Patente.
  • 2. Mögliche Bedrohungsszenarien definieren: Im zweiten Schritt sollten Firmen für die kritischen Bereiche, die Schutz benötigen, mögliche Bedrohungsszenarien bestimmen und bereits vorhandene Schutzmaßnahmen eruieren.3.
  • 3. Potenzielle Schäden bestimmen: Anhand von Szenarien sollten Unternehmen sowohl objektiv quantifizierbare Schäden als auch mögliche Konsequenzen – wie etwa Reputationsschäden – ermitteln. Entsprechend sollten sie dann Handlungsoptionen festlegen.
  • 4. Handlungsoptionen vergleichen: Ein 100%-iger Schutz vor Cyber-Attacken ist nicht möglich. Das Management sollte daher akzeptierbare Risikolücken definieren und Sicherheitskonzepte anhand einer Kosten-Nutzen-Analyse auswählen.
  • 5. Cyber Security in der gesamten Wertschöpfungskette verankern: Cyber Security betrifft das gesamte Unternehmen. Deshalb sollten Firmen bereichsübergreifende Schutzmaßnahmen unter Berücksichtigung aller Prozesse und Abläufe planen. Zudem sollten Mitarbeiter frühzeitig in die Planung eingebunden und über mögliche Angriffe offen informiert werden. So können Firmen auch auf neue Bedrohungen schnell und erfolgreich reagieren.
Quelle: Roland Berger  Vorschau-Foto: Fotolia

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