Leichter Nachfrage-Rückgang bei Engpassberufen

von Hubert Hunscheidt

Damit werden seit Jahresbeginn branchenübergreifend erstmals weniger Stellen für Fachexperten ausgeschrieben und die überhitzte Nachfragesituation aus den Vormonaten entspannt sich geringfügig. Nahezu leergefegte Bewerbermärkte sowie die hohe Inflation, die kaufkraftreduzierend wirkt, dürften gesamtwirtschaftliche Indikatoren für diesen Nachfragedämpfer sein.

Die höchsten Rückgänge verzeichnete die Nachfrage nach Life-Science-Fachkräften (-53 Prozentpunkte auf 238). Insbesondere die begehrten Data Scientists wurden verhaltener (-448 Prozentpunkte auf 1006) ausgeschrieben.

Weiter stark gesucht: Employer Branding Manager und IT-Security Spezialisten

Die Nachfrage nach HR-Fachkräften offenbart ein gemischtes Bild. Während die Suche nach Recruitern (-63 Prozentpunkte auf 554) und HR-Managern (-31 Prozentpunkte auf 226) rückläufig ist, reißt der Run auf Employer Branding Manager nicht ab. Um ihre Arbeitgeberattraktivität zu professionalisieren und damit gezielt der hohen Wechselwilligkeit entgegenzuwirken, nimmt die Suche nach diesen Experten nochmals zu (+35 Prozentpunkte auf 411). In Summe hat die Gesamtnachfrage nach HR-Fachkräften allerdings (-26 Prozentpunkte auf 312) leicht abgenommen.

Selbst der ansonsten sehr robuste Nachfrageanstieg nach IT-Fachkräften erfährt im zweiten Quartal 2022 mit einem Minus von 13 Prozentpunkten auf 168 erstmals eine leichte Entspannung. Einzige Ausnahme ist hier das Berufsbild des IT-Security Spezialistinnen und Spezialisten. Die Suche nach diesen Experten entwickelt sich kontinuierlich weiter nach oben, konkret um 41 Prozentpunkte auf 567.

Das erstmals empirisch erhobene Berufsfeld der Juristen weist ebenfalls einen leichten Nachfragerückgang zum Vorquartal auf (-22Prozentpunkte auf 205). Betrachtet werden hier ausgeschriebene Positionen als Juristen mit Spezialisierung auf Datenschutz, Compliance, Senior Juristen oder auch Assistenzpositionen. Dabei werden sowohl Gesuche aus dem Kanzlei- als auch aus dem Unternehmensumfeld berücksichtigt.

Abnehmende Nachfrage im Handel

In allen untersuchten Branchen gab es bis auf das verarbeitende Gewerbe zweistellige Nachfragerückgänge im Vergleich mit dem ersten Quartal 2022. Speziell im Handel nahm die Nachfrage vergleichsweise stark ab (-32 Prozentpunkte auf 168). Was ebenfalls auf die spürbar nachlassende Kaufkraft zurückzuführen sein dürfte. Der Automobilsektor verzeichnete hingegen einen Nachfrageanstieg um immerhin 26 Prozentpunkte auf +10. Hier dürfte sich das zunehmende Engagement deutscher Automobilhersteller im Bereich Elektromobilität - wenn auch auf sehr niedrigem Niveau - bemerkbar machen.

Auffällig ist auch die Zunahme bestimmter Stellengesuche im Maschinenbau. Hier steigt beispielsweise die Nachfrage nach Entwicklungsingenieuren im Maschinenbau im Vergleich zu anderen Ingenieurberufen stärker an (+24 Prozentpunkte auf 22). Was für die Aufnahme des gezielten Ausbaus von Anlagen für regenerative Energien sprechen könnte.

"Der Vergleich mit den Vorjahresquartalen zeigt eine leichte Entspannung - auf hohem Niveau. Noch immer werden in allen untersuchten Fachbereichen händeringend Fachkräfte gesucht. Die aktuellen Krisen schwächen die Nachfrage nur leicht. Der Fachkräftemangel bleibt eine der größten Herausforderungen für deutsche Unternehmen", so Dirk Hahn, Hays CEO Deutschland und CEMEA.

Quelle: Hays Beteiligungs GmbH & Co. KG / Foto: Fotolia

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