Kapriolen am Nickelmarkt

von Angelika Albrecht

Wie die Commerzbank Ende letzter Woche mitteilte, will die Londoner Metallbörse LME die Überwachung des Nickelhandels verschärfen, nachdem der Preis letzte Woche unter massiven Schwankungen gelitten hat. Zu Beginn der Woche war der Preis (auf Basis des 3-Monats-Kontrakts) zunächst aufgrund von Angebotssorgen in die Höhe geschnellt, korrigierte dann aber am Mittwoch vergangener Woche genauso schnell wieder nach unten. Die hohe Volatilität ließ Bedenken hinsichtlich der Effektivität des Handels an der LME laut werden, zumal sie auf eine niedrige Liquidität hindeutet. Hinzukommt, dass die niedrigen LME-Lagerbestände den Preis besonders anfällig für Angebotsnachrichten machen. Diese sind jüngst unter die Marke von 50 Tsd. Tonnen und somit auf ein 14-Jahrestief gerutscht. Nicht zuletzt aus diesem Grund hatten Marktteilnehmer im Rahmen des LME-Diskussionspapiers zur Einführung eines Verbots von russischen Metallen gewarnt, Nickel russischen Ursprungs auszuschließen, da Russland ein wichtiger Produzent von Nickel der Klasse 1 ist, welches für die Kontrakte der LME relevant sind.

Skepsis gegenüber Indonesiens Vorschlag einer Nickel-OPEC

Indonesien hat am Rande des G20-Gipfels in Bali für die Schaffung eines Produzentenkartells bei Nickel geworben. Ziel sei demnach Koordination und Integration der Nickelpolitik nach dem Vorbild der OPEC am Ölmarkt, berichtet die Commerzbank. Damit soll für die Nickelproduzenten der bestmögliche Return gegenüber den Herstellern von Elektrofahrzeugen (EVs) erzielt und der Mehrwert unter den Ländern gleichmäßig verteilt werden. Seit 2020 besteht in Indonesien, dem weltgrößten Nickelproduzenten, bereits ein Exportverbot für unverarbeitete Nickelerze, um die Weiterverarbeitung und damit einen größeren Teil der Wertschöpfungskette im Land zu behalten. Ziel ist es laut Commerzbank Rohstoffexperten daher auch, die Batterieproduktion und die Herstellung von EVs im Land aufzubauen. Die Schaffung eines Kartells mit anderen wichtigen Nickelproduzenten wie Australien oder Kanada dürfte sich als schwierig erweisen, da die Interessen der Länder zu unterschiedlich sind. Der größte Minenverband Australiens äußerte sich entsprechend kritisch, ebenso die Regierung Kanadas. Zudem darf die Glaubwürdigkeit Indonesiens mit dem Verweis auf die OPEC angezweifelt werden. So gehörte Indonesien selbst viele Jahrzehnte der OPEC an, verließ das Ölkartell aber, als die Kosten den Nutzen der Mitgliedschaft überwogen, da es zu einem Netto-Importland wurde.

Blei- und Zinkmarkt unterversorgt

Wie die Rohstoff-Analysten ebenfalls berichten hat die International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) sowohl den Blei- als auch den Zinkmarkt für die ersten drei Quartale des laufenden Jahres als unterversorgt ausgewiesen. Am Zinkmarkt lag das Angebot 43 Tsd. Tonnen hinter der Nachfrage. Mit einem erwarteten Angebotsdefizit von fast 300 Tsd. Tonnen für das Gesamtjahr hatte sich die ILZSG bei ihren Herbstprognosen aber noch deutlich pessimistischer positioniert.

Am Bleimarkt lag die Nachfrage in den ersten neun Monaten 52 Tsd. Tonnen über dem Angebot, während die ILZSG für das Gesamtjahr ein Defizit von 88 Tsd. Tonnen in Aussicht gestellt hat. Das könnte auch ein Grund sein, warum die Bleipreise in den letzten Wochen spürbar stärker gestiegen sind als die Zinkpreise. Mit gut 2.200 USD je Tonne erreicht der Preis am Dienstag ein 5-Monatshoch.

Quelle: Commerzbank AG / Commerzbank Commodity Research / Vorschaubild: fotolia

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