Industriemetalle: Kupfermarkt überversorgt, Aluminiumproduktion stagniert

von Angelika Albrecht

Laut den jüngsten Zahlen der International Copper Study Group war der Kupfermarkt in der ersten Jahreshälfte deutlich überversorgt: Wie Barbara Lambrecht von der Commerzbank berichtet übertraf das Angebot die Nachfrage um gut 200 Tsd. Tonnen (saisonbereinigt: knapp 110 Tsd. Tonnen), im ersten Halbjahr 2022 lag es noch fast 200 Tsd. Tonnen hinter der Nachfrage zurück.

Dennoch hat der Bericht Schattenseiten: So wurde für die Monate Mai/Juni saisonbereinigt eine Unterversorgung ausgewiesen. Es ist nach Meinung der Commerzbank-Rohstoffspezialisten aber noch zu früh, hier schon die Vorboten der mittelfristigen Verknappung auszumachen, die aufgrund des Trends zur E-Mobilität und der Transformation der Energieversorgung in Folge der schneller steigenden Kupfernachfrage zu erwarten ist.

Maßgeblich war am aktuellen Rand vielmehr ein Rücksetzer in der Produktion im Juni, wobei im ersten Halbjahr insgesamt die Produktion von Kupferraffinade dank China deutlich um 7% gegenüber Vorjahr zugelegt hat. In den kommenden Wochen drohen die enttäuschende Konjunkturzahlen in westlichen Industrieländern und in China den Kupferpreis, der sich diese Woche wieder leicht erholt hat, nochmal zu belasten.

Globale Aluminiumproduktion stagniert

Die globale Aluminiumproduktion ist laut Daten des International Aluminium Institut im Juli absolut gegenüber Vormonat leicht gestiegen, kalendertäglich bereinigt steht ein kleines Minus von 0,4% zu Buche. Maßgeblich war der Produktionsrückgang in China, wo die tägliche Produktion im Monatsdurchschnitt um 0,5% zurückfiel. Die Zahlen entsprechen im Wesentlichen denen der chinesischen Statistikbehörde, die in der letzten Woche berichtet wurden.

Die globale Aluminiumproduktion bleibt damit nach Aussage der Commerzbank-Analysten hinter den Rekordwerten vom letzten August zurück. Noch scheint sich aber kein Preisdruck aufzubauen, denn das Nachfragebild bleibt unklar. So sind beispielsweise zu Wochenbeginn die an der LME-registrierten Aluminiumbestände überraschend deutlich gestiegen, nachdem sie noch Ende letzter Woche auf den tiefsten Stand seit Mitte Februar gerutscht waren: Laut Medienberichten hatte eine Bank mit Sitz in den USA größere Mengen Aluminium aus russischer Herkunft aus den Lagern entnommen.

Auch das Bild für Chinas Nachfrage ist gemischt: Während die allgemeinen Konjunkturdaten Anlass zu Sorge geben, heißt es in einem Bericht der Researchgruppe SMM, dass die Vorräte an Aluminiumbarren momentan eher gering seien und deshalb kurzfristig mit einer Aufstockung zu rechnen sei. Zudem meldet China für Juli rekordhohe Aluminiumimporte aus Russland, wobei die Importmengen gemessen an der eigenen Produktion gering sind. Kurzfristig dürften die Aluminiumpreise volatil bleiben.


Quelle
: Commerzbank AG / Commerzbank Commodity Research / Vorschaubild: Fotolia

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