Impfstoffe treiben Öl- und Platinpreise, China produziert mehr Aluminium

von Angelika Albrecht

Frankfurt/M. - Die Commerzbank informiert über Energie, Edelmetalle und Industriemetalle

Energie: Impfstoff-Optimismus verhilft Ölpreisen zu weiteren Gewinnen

Die Meldung über einen zweiten, angeblich effektiven Impfstoff gegen Covid-19 hat den Aktien- und Rohstoffmärkten weitere Unterstützung verliehen. Bis zur Rückkehr zur langersehnten Normalität sieht die Commerzbank allerdings noch einen langer Weg und die Notwendigkeit, die "OPEC+"-Strategie zu ändern und Produktionskürzungen beizubehalten. Das war auch die Empfehlung des Technischen Komitees (JTC) vorgestern an die Minister der "OPEC+"-Länder, die gestern beraten haben.

Laut Commerzbank kann der schärfste Konkurrent der OPEC, der US-Schieferölsektor, wohl nicht vom freiwilligen Rückzug der OPEC+ profitieren. Die US-Energiebehörde EIA geht in ihrem jüngsten Bohrproduktivitätsbericht von einem Rückgang der US-Schieferölproduktion aus.


Edelmetalle: Gold nach Impfstoff-Nachricht kurzzeitig unter Druck, Platin steigt deutlich

Der Goldpreis geriet vorgestern zwischenzeitlich unter Druck und fiel um 1,5% auf 1.865 USD je Feinunze. Auslöser war laut Commerzbank die Nachricht eines weiteren kurz vor der Zulassung stehenden hochwirksamen Impfstoffes gegen Covid-19. Doch schon am Nachmittag hatte Gold sämtliche Verluste wieder aufgeholt und ging unverändert bei 1.890 USD aus dem Handel. Zum einen ist der Überraschungseffekt der Nachricht diesmal geringer, zum anderen ändert sie nichts an der aktuellen Corona-Lage, die von weiterhin hohen Ansteckungszahlen und immer mehr um sich greifenden Lockdowns gekennzeichnet ist. Bis Impfstoffe in hinreichender Menge zur Verfügung stehen und eine Immunisierung der Weltbevölkerung erreicht ist, wird es nach Ansicht der Commerzbank noch mindestens bis Mitte nächsten Jahres dauern.

Vollkommen losgelöst von den anderen Edelmetallen sprang Platin vorgestern um 4% auf 930 USD je Feinunze nach oben. Einen spezifischen Auslöser gab es nicht. Die Commerzbank vermutet, dass sich Anleger im Vorfeld des Quartalsberichts des WPIC positioniert haben.


Industriemetalle: Chinesische Aluminiumproduktion nicht zu stoppen

Im Zuge des starken Wochenauftakts an den Metallmärkten und neuerlichen Nachrichten über einen weiteren, angeblich hochwirksamen Impfstoff gegen Covid-19 ging unter, dass China im Oktober eine rekordhohe Menge Aluminium produziert hat. Wie das Nationale Statistikbüro (NBS) mitteilte, ist die Aluminiumproduktion im Vergleich zum Vorjahr um 9,7% auf 3,2 Mio. Tonnen bzw. 106,7 Tsd. Tonnen pro Tag gestiegen.

Die chinesischen Schmelzen haben laut Commerzbank offenbar die hohen Preise genutzt und möglichst viel Aluminium hergestellt. Hierzu haben sie auch neue Kapazitäten in Betrieb genommen. Ein chinesisches Beratungshaus schätzt, dass allein im Oktober fast 250 Tsd. Tonnen p.a. neu hinzugekommen seien. Ein anderer chinesischer Marktbeobachter beziffert die neu in Betrieb genommenen Kapazitäten seit Jahresbeginn auf 1,96 Mio. Tonnen p.a.

Nach zehn Monaten sieht die Commerzbank die chinesischen Schmelzen klar auf Kurs, im Gesamtjahr eine rekordhohe Menge Aluminium herzustellen. Die in den letzten Jahren aus Umweltgründen angeordneten Produktionskürzungen während der Wintersaison wird es diesmal nicht geben. Denn die meisten Schmelzen haben ihre Anlagen aufgerüstet, so dass sie den neuen Emissionsstandards entsprechen und demnach keine Produktion kürzen müssen. Die Marktteilnehmer ignorieren die hohe Produktion und die damit verbundenen Überschüsse aber weiterhin und ziehen mit Finanztransaktionen den Aluminiumpreis immer höher. Vorgestern hat er mit fast 1.960 USD je Tonne ein 2-Jahreshoch markiert.

Aufgerüstet haben laut Commerzbank auch die chinesischen Stahlhütten. Den NBS-Daten zufolge hat China zwar auf Tagesbasis erstmals seit fünf Monaten wieder weniger als 3 Mio. Tonnen Stahl hergestellt, die Produktion lag aber 12,7% über Vorjahr. Im Falle von Stahl ist sich die Commerzbank sicher, dass China in diesem Jahr erstmals die Marke von 1 Mrd. Tonnen überschreiten wird.

Quelle: Commerzbank AG / Commerzbank Commodity Research  / Vorschaubild: fotolia

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