Höhere Rohölproduktion geplant + Erholung bei Kupferabbau in Südamerika

von Angelika Albrecht

Energie: Der WTI-Ölpreis (August-Future) sei am 1.7. zeitweise um fast 4% gestiegen und habe dabei erstmals seit Oktober 2018 die Marke von 76 USD je Barrel überschritten, berichtet die Commerzbank. Damit liegt die Preisdifferenz zwischen WTI und Brent (jeweils zwischen den Kontrakten gleicher Laufzeit, aktuell September-Futures) bei 1,5 USD je Barrel. Die Rohstoffspezialisten interpretieren die Reaktion dahingehend, dass der Markt aktuell positiv zum Ölpreis gestimmt sei, die Versorgungslage am US-Markt aber angespannter sei als in der restlichen Welt.

Seit einigen Tagen schon berichteten die Medien, dass die OPEC+ ihre Produktion ausweiten wolle. Wie die Commerzbank nun berichtet, wird die OPEC+ ihre Produktion in den kommenden Monaten wohl stärker anheben als erwartet. Offensichtlich will sie die Produktion ab August bis zum Jahresende schrittweise um monatlich 400 Tsd. Barrel täglich, also insgesamt 2 Mio. Barrel täglich, erhöhen. Gleichzeitig hat die OPEC+ jedoch ihr bestehendes Abkommen bis Ende 2022 verlängert (ursprünglich April 2022) und damit die Entscheidung der starken Produktionsausweitung relativiert.

Allerdings wollen wohl die VAE die sog. Basislinie für ihre Produktionseinschnitte wegen der mittlerweile höheren Produktionskapazitäten nach oben ziehen und damit für sich stärkere Erhöhungen "legalisieren". Die VAE waren bereits im letzten Jahr teilweise aus der Reihe getanzt und hatten Sonderrechte für sich beansprucht.

Zu viel Selbstvertrauen könne der OPEC+ schaden, meint die Commerzbank und warnt, das Image der OPEC+ als zuverlässigen Handelspartner könne beschädigt werden und womöglich könne es zu einem Streit innerhalb der Gruppe kommen.

Industriemetalle: Kupferminenproduktion in Südamerika erholt sich

Laut Commerzbank ist in den USA der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe im Juni auf 60,6 gefallen, stärker als erwartet. Dies hat die Industriemetallpreise belastet. Kupfer hat daraufhin sämtliche Gewinne abgegeben und ist auf gut 9.300 USD je Tonne abgerutscht.

Chile, der weltgrößte Kupferminenproduzent, hat gemäß Daten des nationalen Statistikinstituts im Mai gut 493 Tsd. Tonnen Kupfer produziert. Dies war zwar 0,4% weniger als im Vorjahr, aber 5,5% mehr als im April und zugleich die größte Menge in einem Monat bislang in diesem Jahr. Die Produktion scheint sich also wieder zu erholen. In den ersten fünf Monaten des Jahres hat Chile demnach 2,35 Mio. Tonnen Kupfer produziert, 1,7% weniger als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.

Der Rückgang ist den Einschränkungen zur Bekämpfung des Corona-Virus sowie einem geringeren Metallgehalt in den Erzen geschuldet. Wegen den Auswirkungen der Corona-Pandemie sowie aufgrund von Risiken einer höheren Besteuerung der Minenunternehmen ist die chilenische Kupferkommission Cochilco schon im Mai von ihrer bisherigen Prognose abgerückt, dass Chile in diesem Jahr eine rekordhohe Menge Kupfer produzieren wird. Die aktuelle Schätzung beläuft sich auf 5,8 Mio. Tonnen. Dies wäre nur etwas mehr als im Vorjahr. Damit diese Annahme erreicht wird, muss die Kupferproduktion im weiteren Jahresverlauf noch deutlich Fahrt aufnehmen.

Im Nachbarland Peru, der Nummer 2 hinter Chile, hat sich die Produktion vom Corona-bedingten Einbruch mittlerweile ebenfalls erholt. Daten des Energie- und Bergbauministeriums zufolge lag sie im April 38% über Vorjahr.

Die höhere Minenproduktion in Chile und Peru hat mit dazu beigetragen, dass sich der globale Markt für Kupferkonzentrat entspannt. Dies spiegelt sich auch in höheren Schmelz- und Verarbeitungslöhnen wider. Zum Beispiel in China sind diese im Juni gemäß Daten von SMM den zweiten Monat in Folge auf 37,56 USD je Tonne gestiegen.


Quelle: Commerzbank AG / Vorschaubild: fotolia

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