Firmenfusionen kaum von Industrie 4.0 beflügelt

von Hans Diederichs

Das Thema "Industrie 4.0" schlägt sich bisher nicht nennenswert in der Fusionstätigkeit der Unternehmen nieder: Industrieunternehmen fusionieren zumeist innerhalb der eigenen Branche, wie Forscher des IW Köln in einer Studie ermittelt haben. Ein Zusammenschluss mit IT-Unternehmen ist eher die Ausnahme.

Diese Erkenntnis überrascht die Forscher. Denn mit der Industrie 4.0 schreitet die Digitalisierung unaufhaltsam voran und eigentlich – so die These – könnten gerade Industrieunternehmen versuchen, sich IT-Wissen durch Zusammenschlüsse anzueignen. Doch das geschieht nicht, wofür die IW-Wissenschaftler zwei mögliche Gründe nennen: Es kann einerseits sein, dass die Unternehmen ihre digitalen Lösungen lieber intern entwickeln. Andererseits könnte die deutsche Industrie schlichtweg noch keine Notwendigkeit sehen, sich mit IT-Unternehmen zusammenzutun.

Insgesamt entwickelt sich die Anzahl der Firmenzusammenschlüsse in Deutschland eher verhalten im Vergleich zur Konjunktur. „Die Wirtschaft läuft im Moment eigentlich gut, dennoch sind die Fusionen und Übernahmen deutscher Unternehmen auf ein historisches Tief gesunken“, sagt IW-Ökonom Matthias Diermeier. Das, vermuten die Experten, hängt wahrscheinlich mit den sehr hohen Aktienkursen zusammen.

International sieht das etwas anders aus. Besonders im Maschinenbau ist der europäische M&A-Anteil im dritten Quartal nach Berechnungen der Beratungsfirma PwC auf 20 Prozent gestiegen. Zwei der vier verzeichneten Mega-Deals im Maschinenbau, also Transaktionen mit einem Gesamtvolumen von mindestens einer Milliarde US-Dollar, gehen dabei allerdings auf Unternehmen aus der Schweiz und den Niederlanden zurück. 

Weltweit betrachtet blieb die Fusionstätigkeit im Segment des Maschinenbaus nach PwC-Angaben auf hohem Niveau stabil: Insgesamt wurden von Juli bis September 55 Transaktionen mit einem Gesamtwert von 20,9 Milliarden US-Dollar angekündigt. Damit liegt die Anzahl der Deals zum sechsten Mal in Folge über der Marke von 50. Unbestrittenr Spitzenreiter ist weiterhin der asiatisch-pazifische Raum und hier wiederum vor allem China.  Die Konsolidierung der chinesischen Industrie schreitet demnach trotz sich eintrübender wirtschaftlicher Rahmenbedingungen weiter voran.

Quellen: IW Köln, PwC; Vorschau-Foto: fotolia

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