Fünfte Verhandlungsrunde in der Metall- und Elektroindustrie

von Hubert Hunscheidt

 

Letzte Chance für die Arbeitgeber in der Metall- und Elektroindustrie: Heute startet die fünfte Verhandlungsrunde in Baden-Württemberg. Dort soll in Ludwigsburg endlich die Lösung in den Tarifverhandlungen gelingen. Um den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen, weitet die IG Metall ihre Warnstreiks aus. Sollte es auch in der fünften Verhandlungsrunde erneut keine Lösung am Verhandlungstisch geben, sind auch 24-Stunden-Warnstreiks oder gar Urabstimmungen möglich. Grund für die Eskalation: Auch in der vierten Runde der Tarifverhandlungen für die Metall- und Elektroindustrie waren die Arbeitgeber zu keiner dauerhaften prozentualen Tariferhöhung für die Beschäftigten bereit, trotz dauerhaft steigender Verbraucherpreise. Die Arbeitgeber blieben stur bei ihrem mickrigen ersten Angebot aus der dritten Runde Ende Oktober. Dort hatten sie 3000 Euro Inflationsausgleichsprämie angeboten – und eine dauerhafte prozentuale Erhöhung lediglich „in Aussicht“ gestellt - aber nur unter bestimmten der Bedingungen, etwa dass die IG Metall einer extrem langen Laufzeit von 30 Monaten zustimmt.

Die IG Metall fordert 8 Prozent mehr, die anders als die von den Arbeitgebern angebotenen 3000 Euro dauerhaft auf die Tariftabellen obendrauf kommen sollen, um die Kaufkraft der Beschäftigten zu sichern.

774.000 im Warnstreik

Seit Auslaufen der Friedenspflicht am 29. Oktober um 0 Uhr waren bereits 774.000 Beschäftigte dabei bei den Warnstreiks der IG Metall. „Die Botschaft ist klar: Die Beschäftigten haben kein Verständnis für die Hinhaltetaktik der Arbeitgeber in bereits vier Verhandlungsrunden“, erklärt Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall. „Ihre Geduld schwindet – zurecht. Die Arbeitgeber müssen jetzt endlich Verantwortung übernehmen und ein substanzielles Angebot vorlegen.“

Diese Woche hat die IG Metall ihre Warnstreiks noch einmal deutlich hochgefahren. Rekord-Tag war der Mittwoch mit 123.000 Warnstreik-Teilnehmern aus über 400 Betrieben bis zum frühen Nachmittag. Schwerpunkt war das Tarifgebiet Küste. Zum „Küstenaktionstag“ legten dort über 47.000 Beschäftigte die Arbeit nieder. „Der Küstenaktionstag ist ein kraftvolles Signal an die Arbeitgeber: Macht den Weg für eine Lösung am Donnerstag in Baden-Württemberg frei oder uns stehen auch an der Küste stürmische Wochen bevor“, erklärte IG Metall-Bezirksleiter Daniel Friedrich auf einer Kundgebung in Hamburg. „Ohne Ergebnis in Ludwigsburg stehen auch bei uns 24-Stunden-Warnstreiks, Urabstimmung und unbefristeter Streik an.“

Seit acht Wochen kein Prozent-Angebot der Arbeitgeber

Ihre Forderung nach 8 Prozent höheren Tarifentgelten hat die IG Metall bereits am 12. Juli beschlossen. Dennoch haben die Arbeitgeber in acht Wochen Verhandlungen seit Mitte September kein Angebot für prozentuale Lohnerhöhungen vorgelegt. „Die Arbeitgeber stehen weiter mit Plattfuß an der Elbe. Nachdem man in der letzten Runde zumindest ein „Angebötchen“ von der Arbeitgeberseite bekommen hat, stehen sie nun wieder auf der Bremse“, kritisiert Thorsten Gröger, IG Metall-Verhandlungsführer und Bezirksleiter in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. „Sie knüpfen Gespräche über nachhaltige Entgeltsteigerungen, mit denen die Beschäftigten dem dauerhaft erhöhten Preisniveau im Alltag begegnen könnten, an Bedingungen: Flexibilisierung, Dynamisierung, Variabilisierung.“

„Wer ernsthaft verhandelt, nennt Prozentzahlen. Doch die Arbeitgeber bleiben noch immer im Ungefähren“, erklärte die IG Metall-Verhandlungsführerin Irene Schulz, Bezirksleiterin Berlin-Brandenburg-Sachsen nach dem Treffen mit dem sächsischen Arbeitgeberverband VSME in Chemnitz. „Die Zeit für eine Lösung wird immer knapper. Damit riskieren die Arbeitgeber eine Verschärfung des Arbeitskampfes.“ „Auch acht Wochen nach der ersten Verhandlung schweigen die Arbeitgeber zur Hauptforderung der IG Metall. Diese Unbeweglichkeit ist verantwortungslos“, kritisiert Knut Giesler, Verhandlungsführer und Bezirksleiter der IG Metall in NRW.

Tarifverhandlungen auch bei VW

Parallel zur Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie verhandeln IG Metall und Arbeitgeber auch bei Volkswagen. Bei VW gilt ein eigener Haustarif. Auch hier fordert die IG Metall unter anderem 8 Prozent mehr Geld. Die Friedenspflicht läuft bei VW am 30. November aus. Auch hier kommt nichts von den Arbeitgebern: Auch bei zweiten Verhandlung letzte legte Volkswagen kein Angebot vor – und forderte auch noch den Abbau von Auszubildenden.

Quelle und Foto: IG Metall

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