Europäische Stahlindustrie kämpft mit dem Coronavirus
Frankfurt/M. - Wie die Commerzbank am 9. April berichtet, hat sich der LME Futures-Kontrakt für Betonstahl bis vor kurzem erstaunlich gut gehalten und den scharfen Rückgang am 1. April bereits zum Teil wieder aufgeholt. Dies sollte aber - so die Commerzbank - nicht darüber hinwegtäuschen, dass die europäische Stahlindustrie von der Coronavirus-Pandemie stark getroffen wurde:
Die Nachfrage aus der Automobilindustrie, hinter der Baubranche der zweitgrößte Stahlkonsument, ist fast komplett weggebrochen. Angaben von S&P Global Platts zufolge standen in der letzten März-Woche bei allen großen europäischen Automobilherstellern die Bänder still. S&P Global Platts schätzt, dass dies für die Produzenten einen Verlust von 61 Tsd. Fahrzeugen pro Tag bedeutet. Bei einem durchschnittlichen Stahlverbrauch von 900 kg pro Auto wäre die Stahlnachfrage somit um rund 55 Tsd. Tonnen täglich niedriger. Dies deckt sich in etwa mit den Aussagen des Verbands der europäischen Automobilproduzenten, der letzte Woche den Verlust auf mehr als 1,2 Mio. Fahrzeuge bezifferte.
Von den Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus ist in einigen Ländern auch die Baubranche betroffen, so dass auch dieser Sektor derzeit weniger Stahl nachfragt. Einige Marktbeobachter gehen davon aus, dass die Auswirkungen der Pandemie auf die Stahlindustrie insgesamt mindestens genauso groß sein werden wie während der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/09. Viele rechnen mit einem ähnlichen Einbruch der Stahlproduktion wie 2009, da die Stahlhersteller auf die schwache Nachfrage reagieren müssen. Einige Produzenten haben bereits ihre Produktion gedrosselt und sogar die Stilllegung von Hochöfen angekündigt.
Daten des Weltstahlverbands zufolge ist 2009 die Stahlproduktion in der EU um 30% eingebrochen. Das Niveau von 2008 wurde bis heute nicht wieder erreicht.
Quelle: Commerzbank AG / Commerzbank Commodity Research / Vorschaubild: fotolia