Eskalation führt zu steigenden Öl- und Goldpreisen

Frankfurt/M. - Energie: Eskalation im Mittleren Osten führt zu kräftig steigenden Ölpreisen

Der Ölpreis steigt seitdem die Spannungen im Mittleren Osten zunehmen. Hauptgrund ist die  gezielte Tötung eines hochrangigen iranischen Generals durch einen US-Luftangriff am Flughafen von Bagdad am Freitagmorgen. Wie die Commerzbank berichtet, verteuerte sich Brent um ca. 5 USD. Am Montag (6.1.) kostete das Barrel Brent mehr als 70 USD, so viel wie zuletzt Mitte September nach den Angriffen auf saudi-arabische Öleinrichtungen. WTI hat das September-Hoch erreichte mit knapp 65 USD den höchsten Stand seit April 2019.

Die Nachrichten vom Wochenende deuten auf eine weitere Eskalation hin. Iran verkündet den vollständigen Rückzug aus dem Atomabkommen und will ab sofort wieder unbegrenzt Uran anreichern. Das irakische Parlament fordert, alle ausländischen Truppen sollten das Land verlassen. US-Präsident Trump droht dem Irak Sanktionen an. Für den Fall von iranischen Angriffen droht Trump auch dem Iran weitere Angriffe an.

Das heißt, die Ölpreise werden wohl weiter steigen. Bislang ist es jedoch noch nicht zu Angebotsausfällen gekommen. Zu den Vergeltungsmaßnahmen des Iran könnten auch Angriffe auf Öleinrichtungen in der Region oder die Störung des Tankerverkehrs zählen. Sollte der Irak ins Chaos stürzen, könnten bis zu 4 Mio. Barrel pro Tag gefährdet sein. Eine derart große Menge könnte nach Meinung der Commerzbank auch von Saudi-Arabien nicht aufgefangen werden.

Die Commerzbank geht von einer „Risikoprämie“ von mindestens 5 USD auf den Ölpreis aus. Dazu kommt ein überraschend deutlicher Rückgang der US-Rohöllagerbestände, wozu rekordhohe Ölexporte und ein Steuereffekt zum Jahresende beitrugen. Die US-Netto-Rohölimporte fielen nach Angaben der Commerzbank in der letzten Woche erstmals unter 2 Mio. Barrel pro Tag. Unter Einbeziehung der Ölprodukte waren die USA sogar nennenswerter Netto-Ölexporteur.


Edelmetalle: Gold legt als sicherer Hafen stark zu

Die Eskalation der Lage im Mittleren Osten führte laut Commerzbank zu einer Flucht der Anleger in Gold. Denn Gold wird in Krisenzeiten als sicherer Hafen angesehen. Entsprechend hat der Goldpreis seit Jahresbeginn deutlich zugelegt und ist am Montagmorgen (6.1.) auf 1.580 USD je Feinunze gestiegen, der höchste Stand seit April 2013.

Auch Gold in Euro gerechnet legt zu: Es verteuert sich auf 1.415 EUR je Feinunze, ein Rekordhoch laut Commerzbank. Der Eurobetrag ist in den letzten Tagen etwas stärker gestiegen als der Goldwert in US-Dollar, da die US-Währung aufgewertet hat. Auch die Aufwertung des US-Dollar ist der Krise geschuldet, da in Krisenzeiten nicht nur Gold, sondern auch der US-Dollar als sicherer Hafen gilt.

Wie die Commerzbank weiter berichtet, wird im Fahrwasser von Gold auch Silber mit nach oben gezogen: Es steigt um gut 2% - und damit sogar stärker als Gold - auf fast 18,5 USD je Feinunze. Palladium erreicht mit rund 2.020 USD je Feinunze ein neues Rekordhoch. Platin legt nur leicht zu und bleibt noch unter der Marke von 1.000 USD je Feinunze.
Während Gold als „sicherer Hafen“ gilt, fragt sich die Commerzbank jedoch, warum die industriellen Edelmetalle aktuell ebenfalls steigen.

Aufgrund der hohen Goldpreise sind jedoch in Indien Goldimporte 2019 auf ein 3-Jahrestief von 831 Tonnen gefallen. Und die Goldnachfrage dort dürfte nicht so schnell anziehen, da der Goldpreis in Indischer Rupie seit Mitte Dezember stark gestiegen ist und nun ein neues Allzeithoch erreicht hat.


Industriemetalle: Metallpreise trotzen der Krisenstimmung

Hohe Ölpreise, fallende Aktienmärkte und steigende Goldpreise – doch die Preise der Industriemetalle sind laut Commerzbank robust. Kupfer kostet trotz leichter Verluste noch mehr als 6.100 USD je Tonne. Zink legt am 6.1. sogar um 1% auf 2.330 USD je Tonne zu. Nur Nickel ist laut Commerzbank am Freitag (3.1.) um 3,5% klar unter 14.000 USD je Tonne gefallen. Die Commerzbank meint, die gestiegenen Ölpreise geben den Metallpreisen Unterstützung.

Aus China und den USA kommen laut Commerzbank verhaltene Konjunkturdaten. In China hat sich der offizielle Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe im Dezember immerhin über der Marke von 50 gehalten und damit eine gewisse Stabilisierung der Wirtschaft angedeutet. In den USA ist der ISM-Index allerdings entgegen den Erwartungen auf den tiefsten Stand seit Mitte 2009 gefallen.

US-Präsident Trump hat zwar angekündigt, dass es am 15. Januar wohl zur Unterzeichnung des „Phase-1-Abkommens“ im Handelsstreit zwischen den USA und China komme. Die Commerzbank glaubt jedoch nicht, dass dies den Metallpreisen Auftrieb gebe. Die dann folgenden Verhandlungen über weitere Teilabkommen seien ungleich schwieriger, da sie sensible Themen wie den Schutz geistigen Eigentums umfassen, die bislang außen vor geblieben sind. Schließlich meint die Commerzbank, dass sich die Metallpreise wahrscheinlich nicht dauerhaft gegen die aktuelle Krisenstimmung an den Märkten stemmen könnten.

QuelleCommerzbank AG / Commerzbank Commodity Research  / Vorschaubild: fotolia

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