Deutsche Wirtschaft erweist sich als robust

von David Fleschen

Zwar hat sich die wirtschaftliche Dynamik im zweiten Vierteljahr etwas verringert, dies war allerdings nach dem sehr starken Wachstum des Bruttoinlandsprodukts im ersten Quartal von 0,7 % erwartet worden, schreibt das Bundeswirtschaftsministerium in seiner Einschätzung zu aktuellen Wirtschaftslage in Deutschland. Aufgrund der milden Witterung war die Bauproduktion im Winter sehr viel höher als üblich. Die Frühjahrsbelebung im Baugewerbe fiel somit deutlich schwächer aus. Dies bremst das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts im zweiten Vierteljahr.

Die Produktion in der Industrie war saisonbereinigt geringer als im Durchschnitt des ersten Quartals. Der Beschäftigungsaufschwung ist weiter intakt und erfolgt insbesondere in den Dienstleistungsbereichen. Auf der Nachfrageseite hat sich die Entwicklung der Ausfuhren etwas verlangsamt. Auch die privaten Konsumausgaben zeigen sich nicht ganz so dynamisch wie in den Vorquartalen. Die Unternehmen dürften, nach dem starken Zuwachs im ersten Vierteljahr, die Investitionen in Maschinen und Anlagen etwas eingeschränkt haben.

Geschäftsklima trotz Brexit kaum eingetrübt

Das Geschäftsklima in der gewerblichen Wirtschaft hat sich trotz des Brexit-Referendums im Vereinigten Königreich nur wenig eingetrübt. Zwar haben sich die Erwartungen etwas verringert, aber die aktuelle Lageeinschätzung hat sich leicht verbessert. Die Unwägbarkeiten nach dem britischen Votum erhöhen die Unsicherheit in der Wirtschaft. Die deutsche Wirtschaft ist jedoch in einer guten Verfassung und hat es, auch Dank der geographischen Diversifizierung der deutschen Ausfuhren, immer wieder geschafft, sich auf neue Situationen einzustellen.

Insgesamt haben sich die konjunkturellen Abwärtsrisiken jedoch vor allem in Großbritannien selbst erhöht. Zahlreiche Analysten haben daher ihre Wachstumserwartungen für das kommende Jahr insbesondere für das Vereinigte Königreich, aber auch für die Eurozone zurückgenommen.

Weltwirtschaft weiterhin wenig dynamisch

In den Vereinigten Staaten fiel das Wachstum im zweiten Quartal deutlich niedriger aus als erwartet. Für den Euroraum wurde in der Schnellschätzung ein moderates Wachstum von 0,3 % gemeldet. Für die japanische Wirtschaft zeichnet sich weiter kein nachhaltiger Aufschwung ab. China meldet weiterhin ein hohes, aber sich verlangsamendes Wachstum. Die Rezession in Brasilien scheint sich allmählich abzuschwächen. Derzeit deuten die aktuellen Frühindikatoren für die globale Wirtschaft auf eine Fortsetzung des moderaten Wachstums hin.

Angesichts des weltwirtschaftlich schwierigen Umfelds hat sich das Wachstum der deutschen Ausfuhren leicht abgeschwächt. Dabei kamen die Zuwächse überwiegend aus den Ländern der Europäischen Union. Die gestiegenen Risiken der Weltwirtschaft deuten in den nächsten Monaten eher auf eine moderate Zunahme der Exporte hin. Die Einfuhren an Waren haben sich zuletzt etwas erholt. Im zweiten Vierteljahr nahmen sie dennoch nominal um 1,3 % ab.

Industriekonjunktur abgeschwächt, Baukonjunktur weiterhin gut

Im zweiten Vierteljahr ist die Industrieproduktion im Vergleich zum Vorquartal leicht gesunken (-0,7 %). Die Auftragseingänge in der Industrie entwickeln sich in der Tendenz derzeit eher seitlich. Angesichts der Entwicklung der Auftragseingänge und der Stimmungslage in der Industrie dürfte in den kommenden Monaten eine allenfalls moderate Aufwärtsentwicklung zu erwarten sein. Die Erzeugung im Baugewerbe sank nach einem witterungsbedingt sehr starken ersten Vierteljahr im jüngsten Quartal deutlich (-4,3 %). Die gute Auftragssituation im Baugewerbe spricht jedoch für eine Fortsetzung der Baukonjunktur.

Der private Konsum dürfte im zweiten Quartal weniger stark zugenommen haben als in den Vorperioden. Das Umsatzvolumen im Einzelhandel konnten im zweiten Quartal erstmals seit über einem Jahr nicht gesteigert werden (-0,3 %) und stellte sich in der Tendenz zuletzt eher rückläufig dar. Auch der Kfz-Handel konnte seinen lang anhaltenden Aufwärtstrend zuletzt nicht fortsetzen.

Quelle: BMWI; Vorschau-Foto: fotolia

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