Brexit gefährdet deutsche Autozulieferer

von Alexander Kirschbaum

Kommt es zu einem harten Brexit, wird dieser die deutsche Automobil-Zulieferindustrie hart treffen, so die Einschätzung der Wirtschaftsberater von Deloitte. So müsste die Zulieferbranche im Jahr des Ausscheidens mit Umsatzeinbußen in Höhe von 3,8 Milliarden Euro im Vergleich zu einem No-Brexit-Szenario rechnen. Dies zeigen Berechnungen des aktuellen Deloitte Brexit Briefings "Harter Brexit und die Lieferkette".

Der Studie zufolge sind deutsche Zulieferer mit britischen und anderen europäischen Automobilproduzenten auf zwei Ebenen stark verflochten: So beliefern deutsche Zulieferer die britische Autoindustrie direkt und sind zudem indirekt an der Produktion deutscher und anderer europäischer Exportwagen ins Vereinigte Königreich beteiligt. Durch die Einführung von WTO-Zöllen und einer dauerhaften Abwertung des Pfunds im Falle des harten Brexit sinkt laut der Studie der Autoabsatz und die Automobilproduktion im Vereinigten Königreich. Dies träfe somit unmittelbar deutsche Automobilzulieferer, da nahezu jedes fünfte im Vereinigten Königreich verbaute Automobil-Teil aus deutscher Produktion stammt.

"Die Lieferketten der europäischen Automobilindustrie erstrecken sich über zahlreiche EU-Mitgliedsstaaten. Im Zuge des Brexits aufkommende Handelshemmnisse, wie Zölle oder Regulierungen, würden den Lieferketten erheblich schaden und dadurch die Kosten für Zulieferer und deren Abnehmer erhöhen", erklärt Dr. Thomas Schiller, Partner und Leiter Automotive bei Deloitte.

Fast ein Fünftel britischer Autoteile aus Deutschland

Sinkt der Absatz von Automobilen, sinkt zwangsläufig auch der Absatz der Zulieferer. Tatsächlich ist UK der größte Absatzmarkt für deutsche Zulieferer innerhalb Europas. Ganze 18 Prozent aller dort verbauten Teile stammen aus deutscher Produktion. Zugleich produzieren rund 30 der größten deutschen Zulieferer im Vereinigten Königreich und sind somit unmittelbar an der dortigen Herstellung beteiligt. Der Umsatz, den deutsche Zulieferer aufgrund der britischen Automobilproduktion und des Marktes erzielten, belief sich 2016 auf 16,9 Mrd. Euro.

Käme es zu einem harten Brexit ohne spezielle Abkommen und Übergangsregelungen, dafür mit WTO-Zöllen und Wechselkurschwankungen, beträfe dies sowohl Im- wie Exporte des Königreichs, so die Deloitte-Studie. Deutsche und in der EU gebaute Autos in Großbritannien würden demnach etwa 21 Prozent teurer, britische Fahrzeuge in der EU 13 Prozent. Aufgrund der möglichen Preissteigerungen würden der Studie zufolge deutsche und europäische Automobilproduzenten etwa 650.000 Fahrzeuge weniger im Vereinigten Königreich absetzen und die britische Automobilindustrie würde rund 120.000 Autos weniger produzieren.

"Ein harter Brexit würde die Umsätze deutscher Zulieferer, die aus der Verflechtung mit UK resultieren, im Brexit-Jahr 2019 um 23 Prozent von 16,4 auf 12,6 Milliarden Euro schrumpfen lassen. Dies entspricht einem Rückgang von rund 5 Prozent der aktuellen Gesamtumsätze der deutschen Zuliefererbranche", sagt Dr. Alexander Börsch, Chefökonom bei Deloitte.

Quelle: Deloitte  Vorschau-Foto: Fotolia

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