Bei deutschen Unternehmen herrscht keine Aufbruch-Euphorie

von Hubert Hunscheidt

Die Bundesregierung rechnet ihrem aktuellen Jahreswirtschaftsbericht zufolge für 2020 wieder mit einem höheren Wirtschaftswachstum in Deutschland. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) gibt jedoch noch keine Entwarnung.
 
"Nach dem konjunkturell schwachen letzten Jahr verbreitet die Bundesregierung mit der Anhebung ihrer Prognose für 2020 ein wenig Hoffnung", kommentiert DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben die Erwartung des Bundeswirtschaftsministeriums, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im laufenden Jahr um 1,1 Prozent zulegen soll. "Bei den deutschen Unternehmen selbst herrscht aber noch keine Aufschwungs-Euphorie."
 
Zu den Gründen zählten die fortbestehenden Zölle zwischen den USA und China, die weiterhin möglichen US-Zölle auf Autos und der Brexit mit seinem derzeit noch ungewissen Ausgang. "Das alles hat direkte Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft, wo rund jeder vierte Arbeitsplatz vom Export abhängt", so Wansleben. "Lediglich ein guter Arbeitsmarkt hierzulande und die Binnennachfrage tragen uns derzeit durch die Konjunktur." Zusätzlich hilft ein Kalendereffekt: 0,4 Prozent des voraussichtlichen BIP-Zuwachses sind in diesem Jahr vier zusätzlichen Arbeitstagen zu verdanken.
 
Die strukturellen Herausforderungen durch die Energiewende, die Digitalisierung und den Fachkräftemangel blieben jedoch bestehen, warnt der DIHK-Hauptgeschäftsführer. "Die Lösungen hierfür gestalten wir am besten, indem wir die Rahmenbedingungen in Deutschland verbessern: mit mehr Investitionen gerade in die Berufliche Bildung, mit weniger Bürokratie, einer besseren Infrastruktur – analog wie digital – sowie mit Planungsbeschleunigung bei Investitionsvorhaben."
Ein zentrales Motto 2020 solle lauten "Steuern senken und die öffentlichen Investitionen hochfahren", so Wansleben. Denn sicher sei: "Auch 2020 wird für die deutsche Wirtschaft ein herausforderndes Jahr."
 
Quelle: DIHK / Vorschaufoto: marketSTEEL

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