BDSV stellt Fraunhofer IMWS Studie „Schrottbonus“ vor

Münster, 15.11.2019: Beherrschendes Thema der Jahrestagung der Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen e. V. (BDSV), die vom 13. bis 14. November 2019 in Münster stattfand, waren der Beitrag der Stahlrecyclingbranche zum Klimaschutz und die dadurch ersparten Umwelt- und Klimakosten in Milliardenhöhe. Auch die Themen Digitalisierung der Stahlrecyclingbranche und des Verbands sowie neue Weiterbildungs- und Ausbildungsformate des der BDSV zugehörigen Instituts für Schrott und Metalle (ISM) stehen weiterhin auf der Agenda Europas größten Stahlschrottverbands.

Fraunhofer IMWS: Stahlrecycling spart Umwelt- und Klimakosten in Milliardenhöhe


In diesem Jahr konnte die Jahrestagung erneut mit herausragenden Gastrednern und Themen aufwarten. Im Rahmen der ordentlichen Mitgliederversammlung präsentierte Dr. Frank Pothen vom Institut Fraunhofer IMWS die Ergebnisse der von der BDSV in Auftrag gegebenen Studie „Schrottbonus, Externe Kosten und fairer Wettbewerb in den globalen Wertschöpfungsketten der Stahlherstellung“. Wesentliches Ergebnis der Studie ist, dass die Verwendung von Schrott, im Vergleich zur Herstellung von Stahl aus Erzen, nicht nur massiv CO2-Emissionen einspart, sondern auch viele weitere Umweltschäden mindert. Diese als „Schrottbonus“ bezeichneten Einsparungen geben die Klima- und Umweltkosten in Milliardenhöhe an, die durch den Einsatz von Stahlschrott in der Stahlherstellung vermieden werden. Wesentliche Ergebnisse der Studie sind leichtverständlich in diesem => Erklärvideo  dargestellt.

In seinem Impulsreferat „Stahlrecycling – ohne Qualitätsoffensive keine Zukunft?!“ skizzierte Dr.-Ing. Hans-Bernd Pillkahn zukünftige Anforderungen an die Qualität von Stahlschrott. Er fordert einen konzertierten Rettungseinsatz für Eisen und Stahl und gibt vor allem Stahlrecyclingunternehmen mit neuem Denken und Technologien die besten Chancen, im zukünftigen Wettbewerb zu bestehen. Seiner Auffassung nach wird es ohne Qualitätsoffensive der Stahlrecyclingbranche keine Zukunft für die Eisen- und Stahlindustrie in Deutschland geben.

BDSV Präsident Andreas Schwenter: Wir brauchen den Bonus für Schrott!


Herausragend war die Ansprache des BDSV Präsidenten Andreas Schwenter zum Thema „Stahlrecycling der Zukunft – Wo geht die Reise hin?“, die mit zahlreichen multimedialen Darbietungen für viel Aufmerksamkeit sorgte. Im Mittelpunkt seiner Rede standen die Auswirkungen des Klimawandels und die Ersparnis von CO2-Emissionen durch das Recycling von Stahlschrott, wodurch Klima- und Umweltkosten in Milliardenhöhe einspart werden.

Schwenter unterstrich, dass die Bedeutung des Stahlrecyclings vor allem durch Forschung und Entwicklung mit einem Fokus auf den Mittelstand quantitativ und qualitativ gestärkt werden sollte. Dabei seien eine zusätzliche Förderung und politische Maßnahmen in diesem Bereich ein effizienter Beitrag zum Klimaschutz, die gleichzeitig dazu beisteuern können, die Wettbewerbsfähigkeit der Stahl- und Stahlrecyclingwirtschaft zu steigern. Es sei laut Schwenter nicht hinnehmbar, dass z. B. Schredderanlagen, die dem Stahlrecycling und somit dem Klima- und Umweltschutz dienen, bei Genehmigungsprozessen und im Betrieb langwierige Prozeduren nach sich ziehen. Für Schwenter ist daher „Schrottbonus“ ein Bonus für Schrott, d. h. Stahlrecyclingunternehmen, die dem Klima- und Umweltschutz dienen, müssen entsprechend gefördert werden.

Ferner forderte Schwenter, dass sich die Stahlrecyclingbranche weiterhin intensiv mit dem Thema Elektromobilität, insbesondere mit dem Recycling von Leichtbauelementen ohne Stahlanteil, auseinandersetzen müsse. In diesem Zusammenhang unterstrich er die Notwendigkeit, wieder verstärkt den Dialog mit der Automobilbranche zu suchen. Am Ende dieses Programmpunkts stellte BDSV Präsidiumsmitglied Ralph Wager die neue Weiterbildungs- und Ausbildungsoffensive des BDSV-zugehörigen Instituts für Schrott und Metalle (ISM) vor.

In ihrem Impulsreferat „Schrottaufbereitung – Quo vadis?“ identifizierte Prof. Dr.- Ing. Sabine Flamme vom IWARU Institut für Infrastruktur, Wasser, Ressourcen, Umwelt – FH Münster, Stoffströme mit Entsorgungsengpässen. Dabei ging sie detailliert auf zukünftige Anforderungen an die Aufbereitung der Schredderleichtfraktion ein. Für ein von der BDSV beauftragtes Forschungsprojekt bat sie um weitere Rückmeldungen über Input- und Output-Ströme von Schredderanlagen, um eine gesicherte Datenlage für das Projekt zu schaffen.

Zum Abschluss des Tagungsprogramms motivierte der Keynote Speaker Dr. Jens-Uwe Meyer, Innovator und Digitalisierungsexperte, das Thema Digitalisierung ohne Vorbehalte und Ängste anzugehen. Unter dem Stichwort „Demokratisierung der Digitalisierung“ erläuterte er, die Technologien stünden zur Verfügung und seien zunehmend anwenderfreundlich. Er ermutigte die Zuhörer, einfach durchzustarten. So könne die Stahlrecyclingbranche zum digitalen Gewinner werden.

Auf der begleitenden Fachausstellung präsentierten diesmal über 50 Aussteller ihre Produkte und Dienstleistungen. Erstmals stellten die BDSV Fachausschüsse an einem eigenen Gremienstand ihre Arbeiten und Themenschwerpunkte vor. Im Rahmen dessen wurde auch das neue BDSV Intranet vorgestellt, das am 18.11.2019 online geht und somit allen Mitgliedern als zentrale Kommunikations- und Informationsplattform zur Verfügung steht. Mit dem traditionellen Unternehmerabend in der Jovel Music Hall, mit über 500 Teilnehmern, fand die BDSV Jahrestagung, ihren Abschluss. Dabei wurde auch BDSV Hauptgeschäftsführer Dr. Rainer Cosson feierlich verabschiedet, der Ende des Jahres nach fast 30 Jahren in der Recyclingbranche in den Ruhestand geht.


Quelle: BDSV Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen e. V. / Vorschaubild: BDSV/Fraunhofer IMWS

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