„Auch digitalisierte chaotische Prozesse bleiben eines: chaotisch“

Bei der Blechproduktion fließt die meiste Zeit in Prozesse, die vor oder nach dem eigentlichen Fertigungsvorgang stattfinden. In diesen 80 Prozent steckt eine Menge Optimierungspotenzial. Dieses arbeitet TRUMPF mit seinem Factory Design für seine Kunden heraus: Das Team analysiert die gesamte Prozesskette. Im Bereich Blech nimmt das Hochtechnologieunternehmen damit eine Vorreiterrolle für Fabrikplanung und -beratung ein. Florian Langer, Leiter des Factory Design bei TRUMPF, spricht im Interview über die Zusammenarbeit mit den Kunden, flexible Fertigung und warum Digitalisierung nicht immer die erste Lösung ist.

 

marketSTEEL: Herr Langer, sie haben das Factory Design von TRUMPF mitentwickelt. Was steckt dahinter?

Wir untersuchen, wie gut die Produktion des Kunden insgesamt aufgestellt ist, also die Effizienz in puncto Kosten, Zeit und Qualität. Dafür analysieren und bewerten wir seine gesamte Prozesskette und machen Verbesserungsvorschläge. Uns interessiert dabei der gesamte Prozess der Blechfertigung und nicht nur einzelne Maschinen.

 

marketSTEEL: Wie läuft ein Factory Design ab?

Gemeinsam mit unserem Kunden arbeiten wir den Idealzustand der Produktion heraus. Wie dieser aussieht, hängt auch von seinem Ziel ab: Will er wachsen? Oder schlichtweg die Produktion effizienter gestalten? Dann entwickeln wir ein Stufenmodell, das für ihn zur idealen Fertigung führt.

 

marketSTEEL: Das Factory Design ist also ein Gemeinschaftsprojekt?

Definitiv! Der Kunde kennt seine Prozesse am besten, wir verstehen Blech und haben das entsprechende Prozess-Knowhow. Ein unverstellter Blick von außen kommt so mit dem internen Knowhow des Kunden zusammen.

 

marketSTEEL: Da gibt es doch sicher immer wieder Überraschungen…

Bei Optimierungen denken viele zuerst an Digitalisierung. Problematische Prozesse verbessern sich aber nicht allein dadurch, dass wir sie digitalisieren. Vor Ort schauen wir deshalb immer erst, ob der Kunde überhaupt schon in sauberen Prozessen denkt. Denn wenn wir chaotische Prozesse digitalisieren, bleiben auch digitale Prozesse eben eins: chaotisch. Oft erleben die Kunden einen Aha-Moment, wenn wir sagen, du brauchst keine neue Maschine, sondern einen neuen Prozess.

 

marketSTEEL: Warum ist eine gesamtheitliche Planung der Fertigungshalle denn so wichtig?

Die Zusammenhänge in der Blechfertigung werden immer komplexer. Schon kleinste Veränderungen können zu Engpässen in der Produktion führen: Neue Kunden, andere Aufträge, Veränderungen am Markt. Unsere Kunden stehen in großem Wettbewerb. Das Factory Design hilft ihnen, sich zu modernisieren und sich besser auf die Wettbewerbsbedingungen auszurichten. Egal, ob sie eine neue Fertigung aufstellen oder ein bestehende verändern möchten.

 

marketSTEEL: Was ist das Besondere am Factory Design von TRUMPF?

Kunden nutzen nicht nur TRUMPF Maschinen: Vom manuellen Schweißen über Lackieren bis hin zu Prozessschritten ohne Maschinen, auch dafür bringen wir das entsprechende Knowhow mit. So ermöglichen wir ein ideales Zusammenspiel all dieser Teilprozesse.

 

marketSTEEL: Wie sieht sie dann also aus, die perfekte Produktion?

Der Schlüssel für eine ideale Fertigung ist ein perfektes Zusammenspiel des Material- und Informationsflusses in der Fertigung. Aldo die ideale Kombination aus Hardware, Software und auch Services. So entsteht eine geordnete, gut getaktete Fertigung, die flexible Eingriffe und gute Qualität ermöglicht.

 

marketSTEEL: Wo stößt das Factory Design an seine Grenzen?

Uns begegnen immer wieder Restriktionen baulicher Art, fehlende Flächen oder unvorteilhafte Zuschnitte. Wir sind aber keine Architekten. Für uns ist Fabrikplanung nicht gleich Hallenplanung. Wir befassen uns mit dem Wertschöpfungsprozess, der innerhalb und außerhalb der Produktionshallen abläuft.

 

marketSTEEL: Abschließend: Warum kommen die Kunden zu Ihnen?

Das Factory Design macht unsere Kunden fit für die Zukunft: starke und strukturierte Prozesse ermöglichen die Skalierung des Geschäfts. Ein ausgeklügeltes Fabrikdesign minimiert Durchlaufzeiten und steigert so den Output. Unser Ziel ist, die Kunden erfolgreich zu machen.

 

Florian Langer ist bei TRUMPF verantwortlich für Smart Factory Lösungen, zu denen auch das Factory Design gehört.

Foto: TRUMPF

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