Ablehnung eines Importstopps für Erdgas

von Hubert Hunscheidt

Das derzeit diskutierte Embargo für russische Energieimporte birgt existenzielle Risiken für die Stahlindustrie selbst, aber auch für die gesamte industrielle Wertschöpfungskette in Deutschland. Erdgas ist in der Stahlindustrie kurzfristig nicht zu ersetzen. Wird der Stahlindustrie schlagartig der Zugang zu Erdgas verweigert, drohen ihren Kernaggregaten (Hochofenanlagen, Kokereien) irreparable Schäden, die zu dauerhaften massiven Produktionseinbrüchen auch in der verarbeitenden Industrie führen werden. Dies wiederum hätte dramatische Folgen für die Beschäftigten in der deutschen Wirtschaft insgesamt und nicht zuletzt für die Sozialsysteme und den sozialen Frieden. Die so angerichteten Schäden wären weitaus größer als die durch die Coronapandemie entstandenen. Vor allem aber wären sie mit den dort bewährten Mitteln wie Kurzarbeit und Hilfszahlungen auch nicht ansatzweise zu überbrücken. Die Schäden in Deutschland wären mittel- und langfristig um ein Vielfaches höher als in Russland selbst.

Professor Heinz Jörg Fuhrmann, Vorsitzender des Arbeitgeberverbands Stahl erklärt dazu:

„Auch wenn es in Anbetracht der deprimierenden Ereignisse schwerfällt - Realitätssinn ist erforderlich, um herausfordernde Situationen sowie Maßnahmenoptionen verantwortungsvoll zu bewerten. Dazu gehört die Erkenntnis, dass die Umgestaltung einer als zu einseitig empfundenen Rohstoff- und Energiebezugsstruktur nicht von heute auf morgen realisiert werden kann, ohne gravierendste Einbußen an Beschäftigung sowie Steuer- und Sozialabgabenaufkommen zu riskieren. Folgen für die Leistungsfähigkeit des Staates, der Gesellschaft und die Fähigkeit materieller Sozialtransfers nach innen und außen wären unumgänglich. Die Politik ist gefordert, das gesamte Instrumentarium, zu dem auch Kommunikation und Diplomatie gehören, zu nutzen.“

Quelle: Arbeitgeberverband Stahl e.V. / Foto: Fotolia

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