Ölpreisanstieg und unsichere Nachfrageerholung in China setzen Metalle unter Druck

von Angelika Albrecht

Wie die Commerzbank berichtet, haben sich die Industriemetallpreise von ihrer Schwächephase des vergangenen Monats im Zuge der Marktturbulenzen zwar erholt, bleiben jedoch anfällig für Rückschläge, wie sich zu Beginn der Woche gezeigt hat. So kamen die meisten Metalle erneut unter Druck, nachdem der starke Ölpreisanstieg Konjunktursorgen hat aufleben lassen. Zudem scheint der Markt vor allem hinsichtlich einer Nachfragerholung im wichtigsten Absatzmarkt China weiterhin skeptisch.

Die Commerzbank-Rohstoffexperten sehen ein gemischtes Bild. Die offiziellen Einkaufsmanagerindizes signalisierten vergangene Woche insbesondere in den Sektoren außerhalb des verarbeitenden Gewerbes - welche mitunter das Baugewerbe umfassen - zwar eine weitere deutliche Stimmungsaufhellung im März. Aus Marktsicht dürfte aber vor allem der leichte Rückgang des Index für das verarbeitende Gewerbe ernüchternd gewesen sein. Dieser unterstreicht, dass die für die Nachfrage von Industriemetallen wichtige Industrie auch drei Monate nach Beendigung der Corona-Beschränkungen nur schwer Fuß fasst.

Der vorgestern veröffentlichte Caixin Index, der vor allem die kleineren nicht-staatlichen Unternehmen abbildet, enttäuschte sogar mit einem stärkeren Rückgang. Die Volkswirte der Commerzbank erwarten jedoch, dass die Post-Corona-Erholung vor allem im zweiten Quartal an Fahrt aufnimmt. Bis die Zahlen dies reflektieren, dürfte es den Industriemetallpreisen aber wohl schwerfallen, deutlicher zuzulegen.

Niedrige Kupferproduktion in Chile, Russland weitet Kapazitäten aus

Die Kupferproduktion im Top-Produzentenland Chile fiel im Februar auf das niedrigste Niveau seit dem Jahr 2017. Gegenüber dem Vormonat stand ein Minus von 11,8% zu Buche, gegenüber Vorjahr von 3,7%. Damit setzt sich die Produktionsschwäche vom letzten Jahr vorerst fort. Diese ist auf einen abnehmenden Erzgehalt, Wasserknappheit aber auch auf operative Probleme zurückzuführen.

Die Chilenische Kupferkommission rechnet laut Commerzbank dennoch mit einem Produktionsplus von rund 6% gegenüber Vorjahr in diesem Jahr, das in erster Linie durch eine Erholung in den zwei größten Minen des Landes getrieben werden soll. Der staatliche Kupferminenriese zeichnet derweil ein pessimistisches Bild für den langfristigen Ausblick. Im vergangenen Jahr fiel seine Produktion rund 11% zum Vorjahr auf 1,4 Mio. Tonnen. Das Unternehmen geht nicht davon aus, dass es die früheren Niveaus von etwa 1,7 Mio. Tonnen vor dem Jahr 2030 wieder erreichen wird.

Demgegenüber steht, dass sich laut S&P Global Commodity Insights die Produktionskapazitäten in Russland auf rund 2 Mio Tonnen im Jahr 2030 verdoppeln könnte. Dies führt das Analysehaus auf zwei neue Minenprojekte zurück, die bald fertiggestellt sein könnten, sowie ein drittes, für welches der Bau begonnen hat. Auch wenn die russische Produktion das niedrigere Angebot aus Chile damit kompensieren könnte, dürften sich Sorgen hinsichtlich eines langfristig massiven Angebotsdefizits am Kupfermarkt wohl halten. Die Commerzbank-Analysten nehmen an, dass die Nachfrage im Zuge der Energiewende in den kommenden Jahren deutlich an Fahrt aufnimmt.


Quelle: Commerzbank AG / Commerzbank Commodity Research / Vorschaubild: Fotolia

Zurück