Online-Beschaffung für Geschäftskunden

Auf meinem Blog bin ich schon des Öfteren auf das Thema B2B E-Commerce aus Händlersicht eingegangen und habe Tipps verraten, was Händler beim Online-Vertrieb beachten müssen, um erfolgreich zu sein. Heute drehe ich den Spieß um und widme mich der Online-Beschaffung – oder anders ausgedrückt der Einkäuferperspektive. Sicherlich ist jedem klar, dass private Endverbraucher schon lange einen großen Teil ihrer Besorgungen online erledigen. Egal ob es um Bekleidung, Haushaltsartikel oder technische Geräte geht –fast alles kann man mittlerweile im Internet beschaffen. Der prominenteste Anbieter in in diesem Zusammenhang ist sicherlich Amazon. Der Internet-Gigant, der 1994 von Jeff Bezos gegründet wurde und in Seattle sitzt, ist das Paradebeispiel für Online-Handel im B2C-Bereich und ermöglicht es Kunden, auf einer einzigen Internetseite den kompletten Online-Einkauf abzudecken.

Doch seit dem 28. April 2015 profitieren nicht nur private Konsumenten von der zeitsparenden und schnellen Lösung, sondern mit Amazon Business hat Amazon ein neues Kapitel im B2B-Handel aufgeschlagen. Mittlerweile ist es möglich, dass auch Geschäftskunden ihren Bedarf für zahlreiche Industrieprodukte online abdecken – sofern sie in den USA sitzen. Bislang ist die neue Plattform nämlich nur im US-amerikanischen Raum verfügbar; wie lange es jedoch braucht, bis es eine Erweiterung bzw. Anbindung des europäischen Marktes gibt, ist noch unklar.

Vorteile durch Online-Beschaffung für Geschäftskunden

Für Einkäufer bieten sich mit Amazon zahlreiche Vorteile: So ist es unter anderem möglich, dass eine komplette Abteilung gebündelt über Amazon Business beispielsweise Büromaterial beschafft und dies (falls gewünscht) nach der Freigabe einer übergeordneten Stelle, direkt als Bestellung eingeht. Dadurch lässt sich der komplette Einkaufsvorgang nicht nur transparenter darstellen und vereinfachen, sondern wird auch kostengünstiger und schneller. Zusätzlich wird es weiterhin den „Versand durch Amazon“ geben, der durch den Zugang zu Amazons Logistik-Ressourcen und die Einbindung des Kundenservice eine schnelle und sichere Lieferung ermöglicht. Ein weiterer Vorteil ist, dass Kunden nicht auf Mengenrabatte zugunsten von schneller Lieferung und leichter Bedienung verzichten müssen. Auch diese Funktion ist in dem neuen Unternehmenszweig integriert.

Schon kurz nach der Einführung des neuen Unternehmensmodells waren nach eigenen Angaben mehrere hundert Millionen Produkte online – deutlich mehr als bei dem kurz danach eingestellten Vorgänger Amazon Supply.

Amazon Business und Alternativen in Deutschland

Auch wenn es Amazon Business bislang nur in den USA gibt, hält der Konzern doch schon eine Neuerung für den deutschen Markt bereit: Amazon startete Ende September 2015 einen Online-Shop für Gewerbe, Industrie und Wissenschaft. Amazon.de/Industrie ist bereits in Indien, Japan und den USA verfügbar. Ziel ist es, kleine und mittelständische Unternehmen zu erreichen, die dort spezielle Produkte des professionellen Bedarfs online bestellen können. Die Sparte wartet mit einer Anzahl von etwa einer halben Millionen Produkte auf; quasi einer abgespeckten Version von Amazon Business. Dies lässt die Erwartungen einer baldigen Einführung von Amazon Business in Deutschland natürlich steigen, schließlich könnte Amazon.de/Industrie eine Art Probephase einläuten, um die Reaktion des hiesigen B2B-Marktes zu testen. Das Angebot beinhaltet Produkte, die sowohl von Amazon selbst, als auch von Marketplace-Händlern angeboten werden. Firmen können nun unter anderem ihren Bedarf für Arbeitsschutzausrüstung, Sanitärartikel und Handwerkzeuge online abdecken. Zeitgleich wurde diese Neuerung auch in anderen europäischen Ländern, wie z. B. Frankreich, Italien und Spanien eingeführt.

Eine „ebenbürtige“ Alternative zu Amazon Business gibt es im deutschen Markt bislang nicht. Allerdings bieten eine Vielzahl von B2B-Shops und -Marktplätzen spezifische Sortimente für einzelne Produktgruppen an, z.B. Büromaterial, Sicherheitsausrüstung, Schmierstoffe oder Werkstoffe (s. Marktplatz für Werkstoffe Mapudo.de). Mercateo, eine B2B-Online-Plattform mit einem ähnlichen Geschäftsprinzip wie Amazon, sollte jedoch als Konkurrent auf dem deutschen Markt nicht unterschätzt werden. So wie bei Amazon.de/Industrie gibt es Arbeitsschutzbekleidung und auch Haustechnik als einzelne Rubriken. Das Angebot beinhaltet aber auch Sparten wie Hardware / Software / Telekommunikation, Elektrotechnik und Hotel / Gastronomie / Essen / Trinken. Nach eigenen Angaben sind hier mehr als 18 Millionen Artikel zu finden, die von ca. 600 Lieferanten angeboten werden. Zusätzlich lässt eine ungefähre Anzahl von einer Millionen registrierten Kunden auf die Akzeptanz hierzulande schließen. Auch Alibaba, die chinesische Antwort auf den US-amerikanischen Internetkonzern, kündigte im Dezember 2015 an, zeitnah eine Dependance in München zu gründen, um in Deutschland präsenter zu sein.

Insgesamt wird es auch für die Einkäufer spannend bleiben: Was kommt, welche Trends sich etablieren und welche Geschäftsmodelle sich im deutschen Markt nicht durchsetzen, wird sich in der nächsten Zeit zeigen. Wie immer gilt es auch bei dieser Thematik die Entwicklungen im Auge zu behalten, um mögliche Einsparungspotenziale bei der Beschaffung zu nutzen – und im Zuge der Digitalisierung gibt es auch im Einkauf eine Menge davon.

Der Beitrag stammt von Martin Ballweg, Geschäftsführer der Mapudo GmbH

Allgemeiner Hinweis der Redaktion: Der Gastkommentar legt die Meinung des Autors dar und nicht notwendiger Weise die der Redaktion von marketSTEEL.

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