Künstliche Intelligenz im Anlagen- und Maschinenbau

von unsem Gastkommentator

Die SMS group ist ein weltweit tätiges Unternehmen der Hütten- und Walzwerkstechnik und ist ein zuverlässiger Partner des Anlagen- und Maschinenbaus für die industrielle Erzeugung und Verarbeitung von Stahl, Aluminium und NE-Metalle. Das Unternehmen bietet umfassende Lösungen in der metallurgischen Prozesstechnik, der Gieß- und Walztechnik sowie der Umform- und Veredelungstechnik.

In unserem Interview sprachen wir mit Frau Prof. Dr.-Ing. Katja Windt, Member of the Board (CDO), SMS group.

 

marketSTEEL:  Inwiefern hat die KI-basierte Technologie Einfluss auf die Arbeitsweise Ihres Unternehmens genommen?

Unsere Kunden wollen möglichst schnell Industrie 4.0 Lösungen zu ihren akuten Problemstellungen haben. Bei unserer SMS digital entwickeln wir deswegen für unsere Kunden schnell eine erste Version unserer neuen Softwarelösungen auf Basis von agilen Arbeitsmethoden. Um wirklich Neues Wissen aus Datenmustern erkennen zu können, verzahnen wir unsere Experten der jeweiligen metallurgischen Bereiche mit Elektrik&Automation, Technischem Service und unsere digitalen Experten. Dadurch können wir das Beste aus „allen Welten“ verbinden. Wir achten dabei darauf, dass wir neben dieser Diversität in der jeweiligen Expertise auch Diversität in Form von Gender- und interkultureller Diversität berücksichtigen, denn eine flexible und diverse Unternehmenskultur ermöglicht Innovation! Somit treibt Digitalisierung eine diverse Unternehmenskultur.

marketSTEEL:  Wie wird die KI-Technologie in Ihrem Unternehmen konkret eingesetzt und welche Anwendungen haben sich als besonders erfolgreich erwiesen?

Wir verfolgen die digitale Transformation in unserem Unternehmen mit vollem Einsatz, denn nur so können wir auch authentisch digitale Produkte unseren Kunden empfehlen. Wir haben ein spezialisiertes Team, welches unsere Prozesse analysiert und wo möglich und sinnvoll diese automatisiert. Dabei gehen wir nach einer Entscheidungsbaum-Logik vor, die Antworten gibt, ob beispielsweise bereits Standardsoftware auf dem Markt vorhanden ist, KI-Einsatz oder Robot Process Automation (RPA) bei repetitiven Prozessen zum Einsatz kommt.

marketSTEEL:[nbsp] Welche Herausforderungen haben sich bei der Implementierung von KI-Technologie in Ihrer Branche ergeben?

Zunächst ist die Grundvoraussetzung, dass ausreichend unterschiedliche Daten (zum Beispiel Temperatur und Vibration) in guter Qualität strukturiert zur Verfügung stehen. Gerade bei Altanlagen ist das eine besondere Herausforderung. Wir müssen jetzt verzahnter mit unseren Kunden zusammenarbeiten und dies bedeutet eine Lernkurve auf beiden Seiten und stellt eine Weiterentwicklung des klassischen Kunden-Lieferanten-Verhältnisses dar.

marketSTEEL:  Wie hat sich der Einsatz von KI-Technologie auf die Effizienz und Produktivität Ihrer Anlagen ausgewirkt?

Durch prädiktive Applikationen können unsere Kunden Ausschussproduktion vermeiden, da wir frühzeitig mit verschiedenen Anpassungen von Parametern gegensteuern können, so dass Ausschuss erst gar nicht entsteht. Dies lässt sich auch auf CO2-Reduzierung übertragen. Jede Applikation muss sich als eigener Business Case rechnen so, dass wir mit dem Kunden gemeinsam performancebasierte Geschäftsmodelle realisieren können.

marketSTEEL:   Wie wichtig ist Thema Datenschutz?

Der Schutz der Daten und das Befolgen der DSGVO ist essenziel für unser Geschäft. Nicht nur innerhalb unserer SMS group sondern gerade bei unserem Kunden ist dies ein hochsensibles Thema. Wir haben uns zudem zum Thema Cyber Security entsprechend aufgestellt und besprechen alle Risiken offen und transparent mit unseren Kunden.

marketSTEEL:   Aber die Arbeit mit KI erfordert noch mehr Daten?

Es spielt keine Rolle, ob wir mit großen oder kleinen Datenmengen arbeiten. Es geht konkret um die Diversität der Daten, denn nur daraus lassen sich intelligente Muster erkennen. Je mehr Datensätze beteiligt sind, desto mehr erhöhen sich dementsprechend die Anforderungen an die Datensicherheit.

marketSTEEL:  Wie schätzen Sie die zukünftige Entwicklung von KI in der Stahl-Branche ein und welche Entwicklungen erwarten Sie?

Da wir es in der Stahlbranche mit einem CO2-intensiven Prozess zu tun haben, sind prädiktive Performance-Algorithmen und KI-basiertes Energiemanagement entscheidende Hebel für die zukünftige Konkurrenzfähigkeit. Insofern sehen wir große Chancen für modernste KI-Technologie beim Einsatz in der Stahlindustrie. Die intelligenten Algorithmen werden sich entlang des gesamten Produktionsprozesses vom Rohstoff und der Schrottwirtschaft bis hin zur Logistik und den administrativen Prozessen in ihrer Anwendung durchsetzen.

marketSTEEL: Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen den Mitarbeitenden und der KI-basierten Technologie aus und welche Veränderungen ergeben sich dadurch?

Für unsere Kunden stehen heute mehr als 500 Digitalexperten weltweit zur Verfügung. Durch unsere digitalen Lösungen, wie zum Beispiel DataXpert, können wir dem Kunden in Zukunft Leistungen bieten, die der Kunde bisher selbstständig aufbauen musste. Bibliotheken in der Software erweitern und ergänzen das KI-Expertenwissen bei unserem Kunden. Die neuen Technologien sind natürlich eine Motivation und Innovationsschub für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wodurch unsere klassische Branche für junge Digital-Expertinnen und -Experten hochattraktiv wird.

marketSTEEL: Wie wird das Thema Ethik und Verantwortung in Bezug auf KI-Technologie in Ihrem Unternehmen behandelt?

Aus meiner Sicht nutzen die sogenannten KI-Anwendungen vorhandene Daten und vernetzen diese durch das Trainieren neuronaler Netze. D.h. aus diversen Datensätzen werden mit hoher Rechnerleistung Muster sichtbar. Insofern handelt es sich nicht um eine selbstständig agierende Intelligenz, sondern um hocheffiziente Performancesysteme, die sich so klassisch nicht „errechnen“ lassen.

 

Frau Prof. Dr. Windt, wir danken Ihnen für das Gespräch.

 

Fotos: SMS und marketSTEEL

 

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