Handlungskonzept Stahl – Grundlage für eine wettbewerbsfähige und klimafreundliche europäische Stahlindustrie

von unsem Gastkommentator

 

Um den Klimawandel zu stoppen und international vereinbarte Ziele zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes zu erreichen, ist ein grundlegender Umbau industrieller Produktionsprozesse notwendig. Dies gilt insbesondere für extrem energieintensive Branchen wie die Stahlindustrie. Mit dem im Jahr 2020 beschlossenen „Handlungskonzept Stahl – Für eine starke Stahlindustrie in Deutschland“ hat das Bundeswirtschaftsministerium unter der Leitung des damaligen Wirtschaftsministers Peter Altmaier die Rahmenbedingungen für eine klimaverträgliche Stahlproduktion in Deutschland geschaffen. Ziel des Konzeptes ist es, die nationale Stahlindustrie zukunftssicher aufzustellen und dafür zu sorgen, dass diese für die deutsche Volkswirtschaft so relevante Sparte auch in drei Jahrzehnten noch im internationalen Wettbewerb bestehen kann. Klimafreundliche Produktionsbedingungen spielen in diesem Kontext eine zunehmend wichtigere Rolle.

Arbeitgeber und Arbeitnehmer sehen die Chancen des Konzepts

Die Bedeutung des Konzeptes für die Zukunft der deutschen Stahlindustrie wird auch von führenden Vertretern der Wirtschaftsvereinigung Stahl anerkannt. Hier betrachtet man das Handlungskonzept als industriepolitische Vorgabe, in der aktuelle und zukünftige Herausforderungen klar umrissen werden. Neben der Überwindung der Folgen der Covid 19-Pandemie und der Vermeidung einer weiteren Importkrise sowie der Schaffung eines fairen Wettbewerbs für Stahlerzeugnisse, wie zum Beispiel für den säurebeständigen Duplex Werkstoff (Nummer 1.4462), geht es in erster Linie auch darum, die politische Basis für eine CO2-arme Stahlproduktion in Deutschland und Europa zu schaffen.

 

Nicht nur die Arbeitgeberseite, sondern auch die Arbeitnehmervertreter begrüßen das Konzept aus dem Wirtschaftsministerium. Bei der IG Metall hält man die Richtlinien für geeignet, den notwendigen Umbau der Sparte hin zu einer klimaneutralen Industrie nachhaltig zu unterstützen. Sowohl in der Produktion als auch im Stahlhandel sind in Deutschland etwa 85.000 Menschen beschäftigt. Diese und weitere von der Stahlindustrie abhängige Arbeitsplätze langfristig zu sichern ist die zentrale Herausforderung, die nach Ansicht der Gewerkschaft jetzt und in den kommenden Jahren konsequent angegangen werden muss. Die aktuelle Krise kann, ebenso wie die langfristige Aufgabe, nur im engen Zusammenspiel von Industrie, dem Bund und den Ländern gemeistert werden. Grüner Stahl aus Deutschland kann nur dann realisiert werden, wenn alle relevanten Akteure konstruktiv und ergebnisorientiert kooperieren.

Grüner Stahl wird zum Wettbewerbsvorteil auf dem globalen Stahlmarkt

Mit dem Handlungskonzept Stahl hat die Bundesregierung ein Papier vorgelegt, das darauf abzielt, den Stahlstandort Deutschland fit zu machen für die massiven Herausforderungen, mit denen sich die Branche im internationalen Wettbewerb bereits heute konfrontiert sieht. Diese werden sich angesichts der Klimaprobleme in Zukunft noch verstärken. Grüner, nachhaltig und CO2-neutral produzierter Stahl ist der Schlüssel, um in Zukunft erfolgreich auf dem internationalen Stahlmarkt bestehen zu können. Die Erfüllung der europäischen Standards zum Klima- und Umweltschutz wird sich langfristig als Wettbewerbsvorteil herausstellen, der die deutsche und europäische Stahlindustrie stärken wird.

Um dieses Ziel zu erreichen, setzt die Bundesregierung in ihrem Konzept neben der Schaffung von Chancengleichheit auf den globalen Märkten und der Stärkung des Carbon Leakage-Schutzes für energieintensive Industriezweige auf moderne Technologien. Bei der Entwicklung von innovativen Klimaschutztechnologien soll Deutschland eine Vorreiterrolle einnehmen. Besondere Bedeutung kommt hier der industriellen Nutzung von Wasserstoff zu, der mit erneuerbarer Energie erzeugt wird. Investitionen in technologische Konzepte, die darauf ausgerichtet sind, den CO2-Ausstoß nachhaltig drastisch zu reduzieren, sollen deshalb massiv gefördert werden.

Internationale Rahmenbedingungen erfordern klare Maßnahmen


Die globalen Rahmenbedingungen haben sich in den vergangenen Jahren zunehmend nachteilig für europäische Produzenten und Stahlhändler entwickelt. Überkapazitäten auf den internationalen Märkten stellen ebenso ein gravierendes Problem dar wie die verschärften Vorgaben zum Erreichen der international vereinbarten Klimaziele. In diesem komplexen Umfeld müssen die deutschen und europäischen Stahlunternehmen aber nun Investitionsentscheidungen treffen, die sich langfristig auf die Wettbewerbsfähigkeit der Branche auf den globalen Märkten auswirken. Dies kann nur bedeuten, dass diese Entscheidungen zugunsten von Verfahren ausfallen, die den CO2-Ausstoß deutlich reduzieren. Allein in Deutschland sind dafür nach ersten Berechnungen Investitionen in Höhe von etwa 30 Milliarden Euro notwendig. Um diese beachtlichen Ausgaben realisieren zu können, müssen nicht zuletzt die handelspolitischen Instrumente der Europäischen Union eingehend überprüft und angepasst werden. Auch die Vorgaben des auf europäischer Ebene beschlossenen Green Deals bedürfen unter dem Aspekt der Chancengleichheit im internationalen Wettbewerb einer intensiven Überprüfung.

Bilder: stahlportal.com, Stahlhandel Gröditz GmbH

 

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