Große Gussteile zuverlässig durch Strahltechnik entsanden

von Hubert Hunscheidt

Fundiertes Fachwissen aus mehr als 120 Jahren Firmenbestand und modernste Fertigungslösungen: Diese Kombination macht das Unternehmen Stolle zum vertrauensvollen und zuverlässigen Partner seiner Kunden. Schon das Markensignet „STOLLE castable solutions“ drückt Leistungsfähigkeit, Komplexität der Produkte und Innovationskraft aus. So liefert das Unternehmen weltweit Aufspann-, Messplatten oder Sonderkonstruktionen von der Planung, Entwicklung, Konstruktion, vom Modellbau über den Guss bis zur fertigbearbeiteten Platte inkl. Logistik zum Einsatzort und der Montage.

Die Aufspann-, Mess- und Prüfplatten können ein Stückgewicht von bis zu 25 t erreichen. Dies bedingt zunächst einen sehr präzisen und ausgeklügelten Gießprozess. Auch an die folgenden Bearbeitungsschritte werden Anforderungen gestellt, die nicht alltäglich sind.

Kürzlich wurde in eine neue Schleuderrad-Strahlanlage von AGTOS investiert. Es handelt sich um eine Rollbahn-Strahlanlage vom Typ RT 32-10. Sie kann Werkstücke mit einer Breite von bis zu 3.200 mm und einer Höhe von 1.000 mm bearbeiten.

Das Ziel des Strahlprozesses ist das Entsanden der Rohgussteile. Die zuvor eingesetzte Anlage in einem älteren Gebäudekomplex mussten die Teile zwei- bis dreimal durchlaufen, bevor das Ergebnis die nachfolgende Qualitätskontrolle bestand. Zudem mussten die Teile manuell abgefegt und von Strahlmittel befreit werden. Der Strahlprozess sollte daher beschleunigt und automatisiert werden. Beides wurde erreicht. Dazu sagt Florian Lorenz, Produktionsleitung Gießerei: „Die Besonderheit für uns war, dass die Anlage einen sehr hohen Automatisierungsgrad hat, dass wir eigentlich nur ein Produkt auflegen und den Start-Knopf betätigen müssen. Dann läuft die Anlage komplett automatisch und das Produkt kommt hinten sauber heraus. Zudem schaltet sie sich selbsttätig ab. Eine weitere Besonderheit ist das platzsparende Konzept. Wir haben eigentlich nur die Strahlanlage auf der Erde stehen und oben drüber steht die komplette Abreinigungsstation, die Strahlmittelaufbereitung und die Filteranlage. Es ist für uns sehr wichtig, dass wir den Hallenplatz gut nutzen können.“

Besonderheiten der Strahltechnik

Die Prozessanalyse zeigte, dass eine Rollbahn-Strahlanlage, wie auch bei der vorhergegangenen Maschine, die beste Option für den Kunden darstellt. Die Werkstücke gelangen auf mit Staplern gezogenen Plateauwagen in die für die Nachbearbeitung errichtete Halle und werden dann per Kran auf den Einlaufrollgang gelegt.

Die Auslegung der Strahlanlage unterscheidet sich grundlegend vom vorherigen Modell. So wurden die Stehlager der Rollen des Einlaufrollgangs durch 10 mm starke Elastomere gedämmt. Auf diese Weise werden Stöße, die beim Beladen mit den schweren Werkstücken durch den Kran entstehen, wirkungsvoll abgefedert. Der Verschleiß an den Stehlagern, Rollen und am Stahlbau, der durch das Auflegen der Werkstücke bedingt ist, wird verringert. Die Rollenbahnen im Ein- und Auslaufbereich sowie in der eigentlichen Strahlkammer sind jeweils für sich angetrieben, um eine Taktung von Werkstücken zu ermöglichen. Der Kettenantrieb erfolgt von Rolle zu Rolle durch einen Getriebemotor. Dieser ist mit Hilfe eines Frequenzumformers stufenlos und reversierbar einzustellen im Verhältnis 1:5 von 0,4 - 2,0 m/min.

Die Vorschubgeschwindigkeit wird am Bediengerät eingestellt und digital in m/min angezeigt. Im direkten Strahlbereich sind die Rollen aus hochverschleißfestem Material gefertigt. Alle Lager sind außen angebracht und zusätzlich durch Labyrinthe gegen Staub und Strahlmittel geschützt.

Der Werker startet den Rollenvorschub per Knopfdruck und alle anschließenden Prozessschritte laufen danach automatisch ab. Er kann daher in der Zwischenzeit andere Aufgaben übernehmen. Die Werkstücke gelangen vor das Einlassportal der Maschine und werden von einer Lichtschranke erfasst. Erst kurz bevor die Werkstücke die Strahlkammer mit den Hochleistungsturbinen erreichen, laufen diese an und die gesamte Anlage wird hochgefahren. Damit wird viel Energie gespart.

Die Seitenwände der Strahlkammer sind innen mit verschleißfesten, leicht austauschbaren Platten versehen, damit vagabundierendes Korn sie nicht beschädigen kann. Die Einlaufschleuse ist zur Abdichtung mit verschleißfesten Gummivorhängen ausgestattet. Die Abdichtung von unten erfolgt durch Gummiabdichtungen. Auf diese Weise gelangt kein Staub in die Umgebung.

Wenn die 12 Hochleistungsturbinen, die das Werkstück in den nächsten 8-10 Minuten bearbeiten, hochfahren, startet der Ventilator der Patronenfilteranlage, die sich platzsparend im oberen Bereich der Anlage befindet. Sie sorgt durch einen Unterdruck für die Entstaubung der Maschine.

Die höchst unterschiedliche, komplexe Oberfläche der verschiedenen Werkstücke hat eine Gemeinsamkeit: Die Oberseite ist glatt. Löcher, Taschen und weitere Geometrien befinden sich an der Unterseite der Werkstücke. Daher wurden im unteren Bereich der Strahlanlage acht und im oberen nur vier Hochleistungsturbinen verbaut.

Die Geometrie der Werkstücke bringt es mit sich, dass sich während des Strahlprozesses große Mengen Formsand im Strahlmittel befinden. Daher wurde eine Lösung geschaffen, Teile des Strahlmittels den Kreislauf während und nach dem Strahlprozess mehrmals durchfahren zu lassen, so dass es optimal gereinigt wird. Diese Maßnahme ermöglichte es, auf eine sonst im Gießereibereich übliche Magnet-/Windsichtung zu verzichten und somit Investitionskosten zu vermeiden.

Die sich dem Strahlprozess anschließende Abreinigungsstation erhält durch die Höhenerkennung der Werkstücke die Daten, um die Bürste für die Oberfläche passend zu positionieren. Hierbei ist wichtig, dass die Borsten die Oberflächen nur minimal tangieren. Sonst verschleißen sie zu schnell. Zusätzlich installierte Düsen blasen die Werkstücke ab. Ein manuelles Abfegen ist nicht erforderlich. Sämtliches Strahlmittel wird im Bodenbereich der Strahlanlage gesammelt, mittels einer Vibrorinne von groben Verunreinigungen befreit und gelangt über ein Becherwerk in den oberen Maschinenteil. Hier sorgt eine gut justierbare, optimal ausgelegte Windsichtung für die Entfernung von Sand, Staub und Unterkorn aus dem Strahlmittel. Das so gereinigte Strahlmittel wird den Turbinen wieder zugeführt und es schließt sich der Kreislauf.

Eine weitere Option erlaubt es dem Kunden, die Prozesswärme besser zu nutzen. So wurde hinter der AGTOS Patronenfilteranlage eine Sommer-/Winterklappe eingebaut. Im Winter kann die von der Patronenfilteranlage mehr als vorschriftsmäßig gereinigte Luft in die Halle zurückgeblasen werden. Die Hallenluft heizt sich folglich auf. Damit reduzieren sich die Heizkosten.

Zügige und kompetente Zusammenarbeit

Sowohl in der Projektphase, als auch bei der Installation der Maschine und der Inbetriebnahme bis zur Produktionsbegleitung, stimmte der Austausch. Lorenz: „Aufgrund intensiver Beratung in der Projektphase hatten wir nur wenige Änderungen im Nachhinein. Kleine Fragen konnten wir sehr gut lösen. Wir sind komplett im Zeitplan geblieben. Die Zusammenarbeit war auch hier wieder sehr gut. Als wir Einstellarbeiten hatten, konnten wir schnell auf die AGTOS Monteure zugreifen. Innerhalb weniger Stunden war es möglich, dass jemand bei uns war und uns helfen konnte Prozesse einzustellen oder die Strahlqualität noch zu optimieren.“

  

 

Über AGTOS

Kompetenz in der Schleuderrad-Strahltechnik: An zwei Standorten arbeiten über 160 Mitarbeiter. In Emsdetten befindet sich der Hauptsitz des Unternehmens AGTOS. Die Fertigung befindet sich im polnischen Ort Konin.

AGTOS ist der Spezialist für Schleuderrad-Strahlanlagen. Die Einsatzmöglichkeiten der Maschinen reichen von der Bearbeitung großer Mengen millimetergroßer Kettenteile bis zu Stahlkonstruktionen in der Größe von Überseecontainern. Unternehmen aus den verschiedensten Branchen schätzen die AGTOS Strahltechnik. So kommen die Kunden beispielsweise aus der Automobil- und -Zulieferindustrie, Gießereien, Schmieden, weiterhin zählen Stahlhändler, die Fastener-Industrie und der Maschinenbau zu den Zielbranchen.

Auch gebrauchte Strahlanlagen sind stets verfügbar und werden auf der Website präsentiert. Der kompetente Service für Schleuderrad-Strahlanlagen komplettiert das Leistungsprogramm. Unter Service wird die schnelle Lieferung aller Verschleiß- und Ersatzteile ebenso verstanden wie die Beratung zu möglichen Umbauten und Modernisierungen, Inspektion und Reparatur der Maschinen. Ab sofort steht auch eine Service-App mit vielen Vorteilen zur Verfügung.

Bildtext 1: Ein Werkstück vor dem Strahlvorgang. / Bildtext 2: Das Strahlziel ist das Entsanden der Werkstücke. / Bildtext 3 (v.l.): Geschäftsführer Martin Stolle, Produktionsleiter Gießerei Florian Lorenz und Head of Business Development & Marketing bei AGTOS, Ulf Kapitza in der Endfertigung.

Quelle und Fotos: AGTOS GmbH

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