Lasst uns Schweißen cool, clever und clean machen!

marketSTEEL im Interview mit

Frederic Lanz, Geschäftsführer von KEMPER GmbH in Vreden

marketSTEEL: Herr Lanz, Sie haben sich als Innovator in der Schweißtechnik-Branche einen Namen gemacht. Anfang des Jahres haben Sie von KEMPPI Oy zu KEMPER GmbH gewechselt. Wie fühlt sich Ihre neue Aufgabe unter dem neuen Schweiß-Aspekt bei KEMPER nun an?

Frederic Lanz: Same, same, but different: Für mich fühlt es sich sehr ähnlich an. Ich spreche im Prinzip mit den gleichen Ansprechpartnern auf Kundenseite. Mich begleitet aber ein anderer Blickwinkel auf das Gesamtthema Schweißen. Mein Fokus liegt jetzt eindeutig auf der Gesundheit der Mitarbeiter. Arbeitsschutz ist ein sehr großes und spannendes Thema. Ich fühle mich dabei auf einer Mission. Bei KEMPER als Pionier der Schweißrauchabsaugung ist diese Haltung täglich gelebte Realität.

marketSTEEL: Das Selbstverständnis von KEMPER ist die eine Seite, die Wahrnehmung bei Ihren Kunden die andere. Wie nehmen Sie die Haltung zum Arbeitsschutz beim Schweißen wahr?

Frederic Lanz: Die Relevanz von Arbeitsschutz steigt mehr und mehr an. Arbeitgeber erkennen in der Produktivität gesunder Schweißer das Argument für eine Investition in effektive Absaugtechnik. Schweißfachhändler, die sich in der Regel über die Marke des Schweißtechnikherstellers definieren, entdecken das Thema genauso für sich – und zwar auch aufgrund steigender Umsatzzahlen und der Attraktivität des Arbeitsschutz-Equipments. Dass KEMPER seinen Umsatz in den vergangenen acht Jahren verdoppelt hat, spricht für sich.

marketSTEEL: Woher kommt dieser Wandel? Ist es eine Revolution von unten durch die Schweißer, sind es die Arbeitgeber selbst, sind es gesetzliche Vorgaben, die die Nachfrage ansteigen lassen?

Frederic Lanz: Das Bewusstsein für die Notwendigkeit von Arbeitsschutz steigt auf allen Seiten. Saubere Luft ist viel mehr Thema in Betrieben als früher. Gerüchte, wie etwa, dass Milch gegen Schweißrauch hilft, liegen schon lange zurück. Eigentlich jeder in der Branche weiß heute, dass Schweißrauch schädlich ist. Über Social Media oder Blogs wie arbeitsschutz-schweissen.de sind Schweißer heute viel informierter. Niemand will Schweißrauch noch freiwillig einatmen.

marketSTEEL: Und die Arbeitgeber?

Frederic Lanz: Auch bei diesen verzeichnen wir einen Bewusstseinswandel. Bessere Luft macht weniger krank. Langfristig bleibt die Gesundheit der Mitarbeiter erhalten. Kurzfristig sorgt Arbeitsschutz für eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit. Und am Ende wird auch die Normgebung immer straffer. Das ist nicht nur bei uns am Standort Deutschland so. Kürzlich wurden zum Beispiel die Arbeitsschutzvorgaben in Großbritannien angezogen. Frankreich etwa hat ebenfalls scharfe Richtlinien, wie „richtig“ abgesaugt werden muss.

marketSTEEL: Das klingt so, als ob sich alle einig wären. Dass es noch Flecken auf der Weltkarte gibt, wo Arbeitsschutz – positiv ausgedrückt – nicht so richtig umgesetzt wird, steht Ihrer Erkenntnis aber entgegen.

Frederic Lanz: Das ist sicher richtig. Ich habe verstärkt aus der europäischen Perspektive gesprochen. Weltweit gibt es noch enorme Lücken – darum kümmern wir uns. Wir haben uns bei KEMPER gerade strategisch neu aufgestellt. Bis 2025 wollen wir den Umsatz um weitere 50 Prozent steigern. Dieses Ziel streben wir insbesondere durch eine zielgerichtete Internationalisierung an. Dass wir seit Jahren Wachstumsraten im gesamten Markt für Arbeitsschutz verzeichnen, bestärkt uns in unserem Kurs.

marketSTEEL: Das ist die quantitative Seite, kommen wir zur qualitativen Weiterentwicklung: Wo sehen Sie für den Arbeitsschutz der Zukunft die größten Herausforderungen?

Frederic Lanz: Absaugtechnik wird immer noch als Peripherie wahrgenommen. Arbeitsschutz muss in Zukunft aber viel mehr als Hauptbestandteil des Schweißens wahrgenommen werden. Wie der Schweißer nicht mehr auf seinen Schweißhelm verzichten will, sollte auch die Schweißrauchabsaugung Teil der täglichen Arbeit sein. Wir müssen dem Arbeitsschutz die gewisse Portion Coolness verleihen.

marketSTEEL: Wie meinen Sie das?

Frederic Lanz: Erinnern Sie sich an die Zeit, in der Skifahrer nie und nimmer einen Schutzhelm getragen hätten? Heute ist es das cool-designte Ski-Accessoire schlechthin, auf das niemand mehr auf der Piste verzichten will. Solche Beispiele, in der die Gesundheit eine Rolle spielt, finden Sie vielfach auch in anderen Bereichen. Daran arbeiten wir auch im Bereich der Metallbearbeitung. Das Einschalten der Absaugung sollte so selbstverständlich sein wie das Anlegen des Sicherheitsgurtes im Auto.

marketSTEEL: Wie sieht das bei der Absaugtechnik konkret aus?

Frederic Lanz: Bei KEMPER setzen wir auf ein attraktives Industrial Design gepaart mit überdurchschnittlicher Funktionalität und Konnektivität. Absauggeräte sind bei uns nicht nur schwere eckige Kisten. Unsere Geräte machen Spaß und wollen benutzt werden.

marketSTEEL: Hilft denn ein schickes Design, um das ernste Thema Mitarbeitergesundheit attraktiv zu machen?

Frederic Lanz: Natürlich nicht alleine, aber mindestens zum Teil, denn Schweißer haben Geschmack und stehen nun einmal auf ein cooles Produktimage. Das sehen wir an Diskussionen über Schweißhelme und Schweißnähte. Aber natürlich hat das Thema Arbeitsschutz eine viel größere Dimension: Der ehemalige Leiter des International Institute of Welding sagte einmal, Schweißen sei eine 3D-Technik. 3D steht dabei für dirty, dull and dangerous – also dreckig, glanzlos und gefährlich. Ich predige schon seit Jahren: Lasst uns Schweißen zu einem 3C-Business machen.

marketSTEEL: Das bedeutet?

Frederic Lanz: Lasst uns Schweißen cool, clever und clean machen. Cool steht dafür, dass die Absaugtechnik solch ein Image bei Schweißern erlangt, dass sie es unbedingt einsetzen wollen. Clever, dass die Geräte und Anlagen ganz automatisch agieren, dem Schweißer Arbeit abnehmen und so die Effizienz steigern. Clean, dass Schweißer in einer sauberen Produktionsumgebung arbeiten und gesund bleiben.

marketSTEEL: Cool haben Sie erklärt. Clean ist sowieso klar. Clever zielt auf den Bereich Digitalisierung der Absaugtechnik ab. Wie sieht die Produktion der Zukunft für Sie aus?

Frederic Lanz: Die Musterproduktion berücksichtigt in Sachen Arbeitsschutz nicht nur den einzelnen Schweißer, sondern hat die Gesamtluft für alle Mitarbeiter im Blick. Wir kombinieren Punktabsaugungen mit Raumlüftungssystemen – setzen Punktabsaugungen optimal und im Sinne des Kunden ein. Anders werden gesetzliche Grenzwerte in Zukunft nicht mehr einzuhalten sein.

Das klingt für sich alleine noch ziemlich analog, die Digitalisierung bewirkt aber noch mehr: Die Produktion der Zukunft ist eine Kombination aus zielführender Konnektivität – wo Maschinen miteinander sprechen, wenn der Schweißbrenner der Absauganlage sagt, wann und wie stark abgesaugt werden muss. Aus Predictive Maintenance wird Smart Maintenance. Eine Anlage sagt nicht mehr nur, wann ihr eigener Filter gesättigt ist. Die vernetzte Produktion denkt weiter und hat darüber hinaus auch weitere Anlagen im Blick, um Serviceeinsätze zu optimieren und dem Kunden die maximale Standzeit der Anlage zu gewährleisten.

marketSTEEL: Ist das nicht noch Zukunftsmusik?

Frederic Lanz: Nein, wir sind schon da. Bei KEMPER denken wir bereits heute alle Produkte digital. Die passende Infrastruktur gibt es bereits. Jetzt ist es an den Betrieben, die Potenziale voll auszuschöpfen. Wir ruhen uns dabei nicht aus, sondern entwickeln die Absaugtechnik konsequent entlang ihrer Bedürfnisse weiter.




FotosKEMPER GmbH

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