Küchenmesser aus 100 Prozent Industrieabfällen

von Hubert Hunscheidt

Die Bergische Universität Wuppertal und die Solinger Franz Güde GmbH konnten heute im Deutschen Sport & Olympia Museum in Köln den Hauptpreis „Produkt“ des diesjährigen Effizienz-Preises NRW für das „Zirkelmesser“ als perfektes Beispiel dafür, wie nachhaltige Produkte in einer Circular Economy gestaltet und produziert werden können, aus den Händen von NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser entgegennehmen.

Als Alternative zu den herkömmlichen Messern hat die Bergische Universität Wuppertal in Kooperation mit dem Solinger Messerhersteller Franz Güde GmbH ein Küchenmesser entwickelt, welches zu 100 Prozent aus Industrieabfällen besteht und so eine ressourcenschonende und nachhaltige Lösung bietet. Das „Zirkelmesser“ wird entlang einer regionalen Produktionskette gefertigt und bezieht regionale AkteurInnen aus der Wirtschaft ein.

Der „Effizienz-Preis NRW – Das ressourceneffiziente Produkt“ wird von der Effizienz-Agentur NRW verliehen, die im Auftrag des nordrhein-westfälischen Umweltministeriums arbeitet. Der Preis würdigt innovative Produkte und Dienstleistungen von kleinen und mittleren Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen, die wesentliche Effizienzfaktoren miteinander verbinden – beispielsweise eine ressourcenschonende Produktentwicklung, umweltgerechte Herstellung und reduzierte Umwelteinflüsse während des Produktlebens sowie eine umfassende Recyclingfähigkeit. Der Preis ist mit insgesamt 20.000 Euro dotiert.

Die Bergische Universität ist gemeinsam mit der Franz Güde GmbH eine von drei Hauptpreisträgerinnen des diesjährigen Effizienz-Preises NRW. Die Auszeichnung wurde heute im Deutschen Sport & Olympia Museum in Köln durch die nordrhein-westfälische Umweltministerin Ursula Heinen-Esser überreicht. Neben den Hauptpreisen vergab die Expertenjury dieses Jahr auch einen Sonderpreis und einen Ehrenpreis.

Signifikante CO2-Reduktion und resilientere Lieferkette

Messer sind seit Jahrhunderten ein elementares Werkzeug bei der Verarbeitung von Lebensmitteln und in jedem Haushalt in vielfacher Ausführung zu finden. In der Regel bestehen sie aus Stahlwerkstoffen oder Keramiken und haben diverse Formen sowie Größen. Die Herstellung von Klingen und Griffen ist ressourcenintensiv.

Dieser Problematik wirkt das von der Universität und dem Messerspezialisten entwickelte Zirkelmesser entgegen: „Das Zirkelmesser weist im Vergleich zu einem konventionell gefertigten Messer durch die Nutzung von Materialabfällen deutliche Verbesserungen auf, die den CO2-Fußabdruck im Vergleich zu einem herkömmlich hergestellten Messer auf ein Sechstel reduzieren“, erklärt Franz Wieck von der Fakultät für Maschinenbau und Sicherheitstechnik der Bergischen Universität. „Das Produkt besteht ausschließlich aus recyceltem Stahl, so ist keine zusätzliche Stahlherstellung nötig, bei der viel Energie gebraucht und Schadstoffe freigesetzt werden. Lange Transportwege entfallen, wodurch die Lieferkette resilienter wird.“

Es fallen auch weniger Produktionsschritte für die Herstellung an.

Regionaler Kreislauf

Für die Klingen werden verschlissene Kreismesser der TKM GmbH verwendet und für die Griffe Kunststoffreste der K.A. Schmersal GmbH & Co. Ausgelasert werden die Klingen durch die Firma Hans Mensler Blechverarbeitung GmbH, bevor sie durch die Franz Güde GmbH geschliffen werden. Zuletzt wird der Kunststoffgriff bei der Firma Hermann & Schmachtenberg GmbH angespritzt und fertiggestellt, während die nachhaltige Verpackung von der Frank Fischer GmbH hergestellt wird.

Konsequenter Kooperationsgedanke überzeugte Effizienz-Preis-Jury

Die Jury des Effizienz-Preises NRW 2021 überzeugte insbesondere die produktionskettenübergreifende Designkooperation: „Mit der Bergischen Universität Wuppertal und lokalen Unternehmen konnte am Beispiel des Zirkelmessers gezeigt werden, wie diverse Kompetenzen zusammengeführt, Abfälle wiederverwertet und Stoffkreisläufe geschlossen werden können. So ein Projekt hat Vorbildcharakter für neue Ansätze zur Ressourcen- und Klimaschonung“, so Juryvorsitzender Bernd Draser.

Quelle und Foto: Effizienz-Agentur NRW

Zurück