Handel mit Asien gerät ins Stocken

von Hubert Hunscheidt

Die Engpässe im Seehandel mit China spitzen sich zu. Aufgrund geschlossener Häfen und Terminals sowie langer Wartezeiten vor den verbliebenen Abfertigungskapazitäten liegt das Frachtvolumen im Roten Meer – der wichtigsten See-Handelsroute zwischen China und Europa – aktuell 20 Prozent niedriger, als unter normalen Umständen zu erwarten wäre. Chinas Exporte dürften im August sinken, für die deutschen und europäischen Importe zeichnet sich eine Seitwärtsbewegung ab. Der Handel mit den USA bleibt intakt.

Insbesondere für Chinas Exporte zeigt der Kiel Trade Indicator für August mit einem Rückgang um 6 Prozent im Vergleich zum Vormonat (nominal, saisonbereinigt) eine negative Dynamik an. Ursache sind die neuerlichen Containerstaus. Der Indikatorwert für die Importe liegt bei +2,2 Prozent, aufgrund der hohen Volatilität in Chinas Handelszahlen deutet dies auf eine Stagnation hin.

„Der Seehandel kommt nicht zur Ruhe. Zeigten sich in den letzten Wochen zarte Anzeichen einer Entspannung, verschärft die Terminalschließung in Ningbo die Engpässe im Containerverkehr nun wieder. Findet der Warenhandel mit China nicht schnell zurück zu normalen Abläufen, droht sich die Krise auch im Weihnachtsgeschäft mit fehlenden Produkten und höheren Preisen bemerkbar zu machen“, sagt Vincent Stamer, Leiter Kiel Trade Indicator.

Insbesondere die Mega-Häfen Ningbo und Shanghai verließen in den vergangenen vier Wochen deutlich weniger Schiffe als in den vier Wochen davor. Allerdings war der Vergleichszeitraum besonders stark. Auch wegen der Schließung des Hafens Yantian liegt das Frachtvolumen im Roten Meer – der wichtigsten See-Handelsroute zwischen China und Europa – aktuell 20 Prozent niedriger, als unter normalen Umständen zu erwarten wäre.

Der gesamte Welthandel dürfte im August auf dem Niveau des Vormonats liegen (+0,4 Prozent).

Für Deutschland signalisiert der Kiel Trade Indicator ein Plus bei den Exporten von 1,6 Prozent, die Importe dürften mit einem Indikatorwert von +0,1 Prozent praktisch stagnieren (nominal, saisonbereinigt).

Für die EU ist sowohl bei den Einfuhren als auch den Ausfuhren mit einer schwarzen Null zu rechnen (Exporte +0,9 Prozent; Importe +0,6 Prozent).

„Die Importe Deutschlands und Nordeuropas bleiben in diesem Monat noch von den neuerlichen Staus in der Containerschifffahrt verschont, die eher verhaltenen Seitwärtsbewegungen der Indikatorwerte lassen für die Zukunft aber eine hohe Unsicherheit befürchten“, so Stamer.

Für den Handel der USA weist der Kiel Trade Indicator trotz Schifffahrtskrise in beide Richtungen positive Vorzeichen aus (Exporte + 2,7 Prozent; Importe +2,8 Prozent).

Quelle: Institut für Weltwirtschaft / Foto: Fotolia

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