Creditreform vergibt Ratingnote "AA" für das Vereinigte Königreich

von Angelika Albrecht

Die Creditreform Rating AG hat das unbeauftragte langfristige Sovereign Rating des Vereinigten Königreichs mit der Note „AA“ bestätigt. Zudem wurden die Ratings für vorrangige unbesicherte Schuldtitel in aus- und inländischer Währung mit „AA“ bestätigt. Der Ausblick ist negativ.

Eine wichtige Rolle bei dem Ratingergebnis spielten diesmal auch die Impffortschritte im Vereinigten Königreich. „UK ist seinen ehemaligen Partnern aus der Europäischen Union bei der Impfung meilenweit voraus, sodass die dortigen Beschränkungen relativ bald aufgehoben werden könnten. Die Zahl der verabreichten Erstimpfdosen ist bis zum 14. März auf 38,4 pro 100 Personen der Gesamtbevölkerung gestiegen, mehr als drei Mal so hoch wie in Deutschland oder Frankreich“, erklärt Dr. Benjamin Mohr, Head of Sovereign Ratings and Economic Research bei Creditreform Rating. So könnten die Impffortschritte zusammen mit den anhaltenden erheblichen geld- und fiskalpolitischen Impulsen den Boden für eine wirtschaftliche Erholung bereiten.

Die mittelfristigen Aussichten werden jedoch durch den Brexit beeinflusst, obwohl größere Abwärtsrisiken durch den Abschluss des Handels- und Kooperationsabkommens (TCA) mit der EU abgewendet worden sind. „Trotz der sehr mühsamen und langwierigen Verhandlungen sehen wir das Ende 2020 erzielte Trade and Cooperation Agreement zwischen UK und der EU als positives Signal, das Flexibilität und Kompromissbereitschaft widerspiegelt und unserer Meinung nach den Grundstein für mehr politische Stabilität und konstruktive Zusammenarbeit in der Zukunft legt“, so Dr. Benjamin Mohr. Dennoch werden die Einführung nicht tarifärer Handelshemmnisse im Dienstleistungsbereich, die Unklarheit bezüglich Finanzdienstleistungen und möglicherweise divergierende Regulierungsstandards das Wachstum und die ohnehin schon schwache Produktivität weiter belasten.

Weitere Aspekte aus dem Ratingbericht in Kürze:

Das starke makroökonomische Profil des Vereinigten Königreichs (UK) wird weiterhin durch die große, wohlhabende und wettbewerbsfähige Wirtschaft sowie durch den flexiblen Arbeitsmarkt, der zu Beginn der Corona-Krise praktisch Vollbeschäftigung aufwies, untermauert. Dem gegenüber stehen zu einem gewissen Grad die verhältnismäßig hohe Verschuldung der privaten Haushalte.

Die fiskalischen Kennzahlen haben sich aufgrund der Pandemie und der dadurch erforderlichen Abfederungsmaßnahmen sowie aufgrund der staatlichen Unterstützung bei der jetzigen Erholungsphase erheblich verschlechtert. Die öffentliche Schuldenquote wurde so von einem bereits hohen Niveau aus deutlich nach oben getrieben. Obwohl die Existenz eines Post-Brexit-Abkommens mit der EU mehr Vertrauen in einen stabileren makroökonomischen Kontext werden die Risiken für die fiskalische Tragfähigkeit weiterhin als die größte Schwäche des Staates angesehen.

Ein wichtiger Faktor für die Bestätigung der Bonität des Vereinigten Königreichs spielt die hohe Qualität des institutionellen Rahmens, wobei die solide Geldpolitik, Fiskalpolitik und Beaufsichtigung des Finanzsektors zu dieser Stärke beitragen. Die politische Volatilität nach dem Referendum über die EU-Mitgliedschaft und die wahrgenommene Qualität der Kommunikation sowie die Vorhersehbarkeit der politischen Maßnahmen seither konnten dies bis zu einem gewissen Grad ausgleichen.

Während die öffentliche Schuldenquote mittelfristig ansteigen dürfte, bleiben (1) das anhaltend solide Schuldenmanagement, das sich in einer günstigen Zusammensetzung und einem günstigen Fälligkeitsprofil der Schulden widerspiegelt, (2) die günstigen Refinanzierungsbedingungen sowie (3) die anhaltende Selbstverpflichtung zur notwendigen mittelfristigen Haushaltskonsolidierung Faktoren, die Risiken diesbezüglich abmildern. Risiken, die sich aus Eventualverbindlichkeiten gegenüber dem sehr großen Finanzsektor ergeben, werden derzeit durch solide Bankenkennzahlen abgeschwächt, müssen aber mit Blick auf eine mögliche Verschlechterung der finanziellen Lage der Haushalte und Unternehmen vor dem Hintergrund der Pandemie und auf die starke Nachfrage nach Hypotheken überwacht werden.

Während die außenwirtschaftlichen Risiken insgesamt überschaubar erscheinen, sieht Creditreform Rating weiterhin einige Schwachstellen in Bezug auf die Rolle des Vereinigten Königreichs als internationales Finanzzentrum, auch angesichts der ausstehenden längerfristigen Vereinbarungen über den Handel mit Dienstleistungen und insbesondere Finanzdienstleistungen zwischen UK und der EU. Generell dürften die Risiken im Zusammenhang mit volatilen Kapitalströmen durch das solide Finanzaufsichtssystem und robuste Kennzahlen zur Solidität des Finanzsektors vermindert werden.

Den vollständigen Ratingbericht finden Sie als PDF online unter: https://creditreform-rating.de/de/ratings/published-ratings/rating-details/united-kingdom-292.html


Quelle: Creditreform Rating AG  /  Vorschaubild: Fotolia

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