Bei den Rohstoffen rücken Angebotsrisiken wieder in den Fokus

von Angelika Albrecht

Wie die Commerzbank mitteilt sorgte die Aussicht auf Stimulusmaßnahmen seitens der chinesischen Regierung für positive Impulse an den Industriemetallmärkten. So kündigte die chinesische Regierung an, dass die Geldpolitik gelockert werde, um ausreichend Liquidität zu gewährleisten. Konkret nennt sie eine Senkung der Mindestreservesätze als geplante Maßnahme. Dies wird als Reaktion auf die zuletzt deutlich gestiegenen Corona-Infektionsraten verstanden, die angesichts des Festhaltens an der Null-Covid-Politik Konjunktursorgen Auftrieb verliehen haben. Allerdings ist zweifelhaft, ob eine Senkung der Mindestreservesätze ausreicht, um die Sorgen hinreichend zu zerstreuen, sollte es tatsächlich zu erneuten weitreichenden Lockdowns etwa wie im Frühjahr kommen. Es dürfte stärkerer Hilfsmaßnahmen bedürfen, um die Märkte in einem solchen Fall zu stützen, meint die Commerzbank. Das Rückschlagspotenzial für die Industriemetallpreise bleibe dementsprechend hoch.

Angebotsüberschuss am Nickelmarkt weitet sich laut INSG aus

Laut der International Nickel Study Group (INSG) belief sich gemäß der Rohstoff-Analsten der Commerzbank der Angebotsüberschuss am Nickelmarkt in den ersten neun Monaten dieses Jahres auf 61 Tsd. Tonnen. Damit hat sich die Angebotslage seit letztem Jahr deutlich gedreht. Zum gleichen Zeitpunkt vergangenes Jahr befand sich der Nickelmarkt laut Schätzungen des INSG in einem Defizit von 160,6 Tsd. Tonnen.

Die Wende ist im Wesentlichen auf eine höhere Produktion zurückzuführen, die um rund 15% hochgefahren wurde. Dagegen hat die Nachfrage um lediglich 3% zugelegt. Die Daten der INSG scheinen jedoch nicht im Einklang mit der Angebotseinschätzung am Markt zu stehen, sagt die Commerzbank. Hier herrschen angesichts niedriger Lagerbestände - an der LME sind diese auf den niedrigsten Stand seit 2008 gefallen - Angebotssorgen vor, was ein wichtiger Grund sein dürfte, weshalb der Preis an der LME weiterhin ein kräftiges Plus seit Jahresbeginn verbucht. Allerdings genügt das überschüssige Nickel vielfach nicht den Anforderungen der LME für die Einlieferung in die Lagerhäuser.

Angebotsknappheiten am Kupfermarkt

Chiles staatlicher Kupferproduzent warnte vorgestern vor einem langfristigen Angebotsdefizit am globalen Kupfermarkt. Zwar dürfte der Markt auf kurze Sicht aufgrund höherer Minenkapazitäten gut versorgt sein, längerfristig dürfte jedoch die Nachfrage das Angebot deutlich überholen. Das Unternehmen schätzt das Defizit in 10 Jahren auf fast 8 Millionen Tonnen.

Ein wesentlicher Treiber wäre die stärkere Nachfrage im Zuge der weltweiten Energiewende. Laut den neusten Daten der International Copper Study Group (ICSG) befindet sich der globale Kupfermarkt allerdings sogar jetzt schon in einem Defizit. Dieses weitete sich zuletzt weiter aus. In den ersten neun Monaten dieses Jahres lag das Minus bei 295 Tsd. Tonnen (saisonbereinigt 326 Tsd. Tonnen), womit es fast 30% höher ausfiel als im vergangenen Jahr. Aus diesem Grund bleibt der Kupferpreis wohl auch trotz Nachfragesorgen mit Blick auf China gut unterstützt.


Quelle: Commerzbank AG / Commerzbank Commodity Research / Vorschaubild: fotolia

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