Resiliente Metalle für die Wasserstoffwirtschaft

von Hubert Hunscheidt

Dem für eine künftige Wasserstoffwirtschaft fatalen Effekt der Wasserstoffversprödung geht Professor Christoph Kirchlechner in seinem Projekt TRITIME („Isolierung, Beobachtung und Quantifizierung der für die Wasserstoffversprödung verantwortlichen Mechanismen durch Tritium-basierte Mikromechanik“) auf den Grund. Mit hochauflösenden Untersuchungsmethoden, bei denen auch das Wasserstoff-Isotop Tritium zum Einsatz kommt, will der Materialwissenschaftler besser verstehen, wie und warum Metalle bei Kontakt mit Wasserstoff ihre Festigkeit verändern. „Mit TRITIME wollen wir die Mechanismen der Wasserstoffversprödung grundlegend verstehen und dazu beitragen, dass neue Werkstoffe, die bei der Verteilung und Speicherung von Wasserstoff eingesetzt werden, maßgeschneidert werden können“, sagt Kirchlechner, der am KIT die Professur für nanostrukturierte Funktionsmaterialien innehat und das Institut für Angewandte Werkstoffe – Werkstoff- und Grenzflächenmechanik leitet.

Ionische Potenziale auf Nano-Ebene

Auch das Projekt DYONCON („Dynamische Ionen unter Nano-Einschluss für poröse Membranen mit ultraschneller Kontrolle der Gaspermeation“) von Physikochemiker Dr. Lars Heinke beschäftigt sich mit drängenden Fragen der Materialforschung – und greift zugleich darüber hinaus. In seinem ERC-geförderten Vorhaben untersucht der Privatdozent und Arbeitsgruppenleiter am Institut für Funktionelle Grenzflächen des KIT die dynamischen Eigenschaften von Ionen –elektrisch geladene Atome oder Moleküle – in porösen Materialien. „In der Arbeit mit ionischen Flüssigkeiten und Filmen“, so Heinke, „wollen wir zeigen, dass bewegliche Ionen in nanometergroßen Poren noch nie dagewesene Funktionalitäten bieten.“ Am Horizont dieses neuen Ansatzes stehen verbesserte elektrochemische Technologien für Energiespeicherung, Sensorik und Signalverarbeitung.

Neue Sicht auf digitale Kunst

Auch im Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften kann das KIT bei der diesmaligen Vergabe der ERC Consolidator Grants punkten. In ihrem Projekt COSE („Programmierte Geheimnisse: künstlerische Interventionen im digitalen Gewebe“) widmet sich Professorin Inge Hinterwaldner der Online-Kunst, also computerbasierten und im Internet aufzuspürenden künstlerischen Artefakten. In einem interdisziplinären Team wird Hinterwaldner – die am Institut für Kunst- und Baugeschichte des KIT Kunstgeschichte lehrt – phänomenologisch-hermeneutische Methoden mit Ansätzen der Medien-, Spiele- und Codeforschung, der Softwareforensik sowie der visuellen Gestaltung verbinden. Neben den ästhetischen stehen dabei technische Aspekte digitaler Kunst wie Codes, Dateien und Software im Blickpunkt. „In dem Projekt COSE“, so Hinterwaldner, „wollen wir die Blackbox ‚Computerkunst‘ so beleuchten, dass die Geisteswissenschaften sich künftig mit größerer Selbstverständlichkeit mit programmierten Werken auseinandersetzen können.“

ERC Consolidator Grants 2021

Mit den ERC Consolidator Grants fördert der europäische Forschungsrat (ERC) Projekte herausragender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, deren Promotion sieben bis zwölf Jahre zurückliegt und deren eigene, unabhängige Arbeitsgruppe sich in der Konsolidierungsphase befindet. In der Ausschreibungsrunde 2021 wurden Consolidator Grants für insgesamt 313 Projekte in 24 Ländern mit einem Gesamtfördervolumen von 632 Millionen Euro vergeben, davon 61 Projekte an deutsche Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Eingereicht wurden 2 652 Anträge; die Bewilligungsquote beträgt knapp 12 Prozent. (jha)

Bildtext: Erhalten einen ERC Consolidator Grant: Kunsthistorikerin Inge Hinterwaldner (Foto: Amadeus Bramsiepe, KIT), Physikochemiker Lars Heinke (Foto: Gabi Zachmann, KIT) und Materialwissenschaftler Christoph Kirchlechner (Foto: Markus Breig, KIT).
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Quelle und Foto: Karlsruher Institut für Technologie

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