Unternehmen halten sich bei Megadeals zurück

von Alexander Kirschbaum

Nach zwei Rekordjahren bei weltweiten Fusionen und Übernahmen (Mergers & Acquisitions, M&A) 2015 und 2016 geht die Entwicklung im auslaufenden Jahr in die entgegengesetzte Richtung. Der gleitende Zwölf-Monatsdurchschnitt des ZEW-ZEPHYR M&A-Volumen-pro-Deal-Indexes lag im November 2017 bei 113 Punkten, dem geringsten Wert seit April 2015. Der Zwölf-Monatsdurchschnitt ist somit elf Monate in Folge gefallen, was zuletzt während der ausgehenden Finanzkrise 2009 der Fall war. Zu diesem Ergebnis kommen Untersuchungen des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) auf Basis der Zephyr-Datenbank von Bureau van Dijk.

Während die Anzahl an Transaktionen im Jahr 2017 nahezu konstant geblieben ist, verringerte sich das durchschnittliche Volumen pro Deal signifikant. Auffällig ist hierbei, dass vor allem die ganz großen Zukäufe zurückgegangen sind. So gab es 244 Transaktionen im Jahr 2017 mit einem Volumen von mehr als einer Milliarde Euro und 18 Deals mit einem Transaktionsvolumen von mehr als zehn Milliarden Euro. Im Vergleich dazu waren es im Jahr zuvor noch 315 Transaktionen und 350 Transaktionen im Jahr 2015 mit einem Volumen von mehr als einer Milliarde Euro sowie 34 Deals (2016) beziehungsweise 37 Deals (2015) mit einem Volumen von mehr als zehn Milliarden Euro. Der größte Deal im Jahr 2017 wurde in der Chemiebranche abgewickelt und wäre mit einem Volumen von 51 Milliarden Euro nur auf Platz vier gelandet, hätte er im Jahr 2016 stattgefunden.

Potenzielle Übernahmeziele für Investoren haben sich verteuert

Der Grund für die rückläufige Entwicklung bei weltweiten Fusionen und Übernahmen sind laut den Wirtschaftsforschern einerseits die Unternehmensbewertungen, andererseits die Geschäftsentwicklungen in den USA. „Nach Jahren des ‚billigen Geldes‘ in den Vereinigten Staaten sowie Europa sind viele Mittel in Aktien und Unternehmensanleihen geflossen. Das hat dazu geführt, dass sich potenzielle Übernahmeziele für Investoren deutlich verteuert haben. Daher haben sich diese Investoren mit einer Kaufentscheidung auch zurückgehalten“, sagt Niklas Dürr, Wissenschaftler in der ZEW-Forschungsgruppe „Wettbewerb und Regulierung“. Gleichzeitig prüfen die US-Kartellbehörden geplante Unternehmensübernahmen nun doch strenger, als ursprünglich erwartet.

Zunächst wurde davon ausgegangen, dass unter der Trump-Administration die M&A-Regularien laxer ausgelegt würden. „Dies hat sich aber im ersten Jahr seiner Amtszeit nicht bewahrheitet“, so Dürr.

Quelle: ZEW  Vorschau-Foto: Fotolia

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