Thyssenkrupp-Industrial erwartet enttäuschende Zahlen

Verluste im dreistelligen Millionenbereich im 3. Quartal erwartet.

Im Zuge des Umbaus von Industrial Solutions hat der Industriekonzern thyssenkrupp in seiner Anlagen- und Schiffbau-Sparte eine umfangreiche Projektanalyse sowie eine Überprüfung der Planzahlen durchgeführt. Ergebnis dieser Analyse ist eine Korrektur der erwarteten Ergebniszahlen von Industrial Solutions für das dritte Quartal und das laufende Geschäftsjahr und damit der Prognose für den Konzern.

Industrial Solutions wird im dritten Quartal 2017/18 voraussichtlich ein negatives Bereinigtes EBIT von rund -220 Millionen Euro verbuchen. Dies liegt im Wesentlichen an zusätzlichen Aufwendungen, die im Rahmen der umfangreichen Projektanalyse und einer Neubewertung einzelner Projekte erforderlich geworden sind. Negativ zu Buche schlagen dabei vor allem höhere erwartete Gesamtkosten, insbesondere bei einem Marineprojekt in der Türkei, einer Zementanlage in Saudi-Arabien und einem Bioheizkraftwerk in Australien.

Auch vor diesen Belastungen wird das Bereinigte EBIT von Industrial Solutions im dritten Quartal wegen eines geringer als erwarteten Umsatzes mit einem niedrigen zweistelligen Millionenbetrag negativ ausfallen. Der geringere Auftragseingang und verzögerte Meilensteinzahlungen im Zusammenhang mit laufenden Projekten führen dazu, dass auch der Beitrag der Anlagen- und Schiffbau-Sparte zum Free Cash Flow vor M&A des Konzerns im Gesamtjahr unterhalb des Vorjahres liegen und damit negativer ausfallen wird als bisher erwartet.

Für das laufende Geschäftsjahr 2017/2018 führt das zu einer Anpassung der Konzernprognose: Das Bereinigte EBIT wird nun bei rund 1,8 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,722 Milliarden Euro) liegen und damit am unteren Rand der bisher in Aussicht gestellten Bandbreite von 1,8 bis 2 Milliarden Euro. Der Free Cashflow vor M&A wird im Vergleich zum Vorjahr (-855 Millionen Euro) nach wie vor deutlich besser ausfallen, aufgrund der beim Anlagen- und Schiffbau zurückgenommenen Erwartungen jedoch negativ sein (zuvor: „wieder positiv“). Der Jahresüberschuss des Konzerns wird trotz dieser Entwicklungen weiterhin signifikant besser ausfallen als im Vorjahr (Vorjahr: 271 Millionen Euro).

Der bisherige Veränderungsprozess von Industrial Solutions war entsprechend den Markterwartungen auf Umsatzwachstum, insbesondere mit Großprojekten im Chemie- und Zementanlagenbau ausgerichtet. Die Anzahl dieser Großprojekte hat sich zuletzt aber deutlich verringert. Das hängt zum einen mit der nach wie vor vorhandenen Unsicherheit bei Investitionen u.a. im Düngemittelbereich und zum anderen mit den in den letzten Jahren aufgebauten Überkapazitäten im Zementmarkt zusammen. Neben der Anzahl von Großprojekten haben sich auch die Zeiträume von ihrer Ankündigung bis zu einer tatsächlichen Projektrealisierung nahezu verdoppelt. Diese veränderten Rahmenbedingungen machen eine weitergehende Restrukturierung beim Anlagenbau zwingend erforderlich. Diese ist bereits eingeleitet worden.

Guido Kerkhoff, Vorstandsvorsitzender der thyssenkrupp AG: „Mir ist wichtig, die Dinge beim Namen zu nennen. Die Ergebnisse unserer Analyse bei Industrial Solutions sind alles andere als zufriedenstellend. Die Aufstellung des Anlagenbaus muss an die veränderten Marktbedingungen angepasst werden, um einen Turnaround zu schaffen und endlich wieder wettbewerbsfähig zu werden. Hier müssen wir zügig handeln.“

Für Industrial Solutions kommt es darauf an, den Fokus beim Auftragseingang gezielt auf mittlere und kleinere Projekte zu legen und den Anlagenbau gleichzeitig auf das margenstärkere Servicegeschäft auszurichten. Dafür ist eine Anpassung der aktuellen Strukturen an die tatsächlichen Marktgegebenheiten erforderlich. Es gilt, Kosten und Komplexität zu verringern, die Effizienz, Flexibilität und Qualität in der Auftragsabwicklung zu verbessern und auch das Technologieportfolio im Anlagenbau – gerade auch mit Blick auf die digitale Transformation – weiterzuentwickeln.

Die Ergebnisse des 3. Quartals 2017/18 werden, verbunden mit einer mittelfristigen Perspektive für die Geschäftsbereiche, wie geplant am 9. August veröffentlicht.

Quelle: Thyssenkrupp, Foto: Fotalia

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