Tata Steel sichert Sarkophag von Tschernobyl

von Alfons Woelfing

Kalzip ermöglicht den Bau eines großflächigen Solarparks in der Nähe des ehemaligen Kernkraftwerks Tschernobyl. Der in Koblenz ansässige Hersteller von Gebäudehüllen, der zu Tata Steel gehört, hat den Auftrag für die speziell für das Kraftwerk entwickelte Innen- und Außenverkleidung aus Edelstahl erhalten. Hierfür brachte die Firma ihre Ingenieure und Anlagen in die Ukraine, damit die Herstellung direkt in Tschernobyl stattfinden konnte.

Da das Kernkraftwerk mittlerweile als sicher angesehen wird, kann das umliegende Gelände für neue Zwecke genutzt werden. Aus diesem Grund sollen noch in diesem Jahr die Arbeiten für eine 1000-Megawatt Solarfarm beginnen. Beim Vorfall in Tschernobyl in der Nacht vom 26. April 1986 wurde unkontrolliert radioaktive Strahlung freigesetzt, nachdem einer der Reaktoren im Kernkraftwerk explodiert war. Daraufhin wurde das Gebiet um das Reaktorgelände evakuiert und abgesichert, um den Austritt der Strahlung einzudämmen. Zunächst wurde unter großem Zeitdruck ein Sarkophag gebaut, der jedoch zerfiel und durch eine langlebigere Variante ersetzt werden musste.

Nach jahrelanger Arbeit an einem international geförderten Projekt konnte der zerstörte Reaktorblock Ende 2016 mit einem 29.000 Tonnen schweren, stahlverkleideten Schutzmantel verschlossen werden. Dieser soll mindestens 100 Jahre lang verhindern, dass weiterhin potentiell radioaktives Material austritt. „Das Projekt war unheimlich anspruchsvoll. Unsere Ingenieure haben eine einzigartige Gebäudehülle entwickelt, die sowohl Erdbeben der Stärke 6 als auch Tornados mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 300 Kilometern pro Stunde standhält. Selbst extreme Temperaturen zwischen -43 °C und +45 °C können der Schutzhülle nichts anhaben. Für das Projekt haben wir viele innovative Lösungen entwickelt, mit denen wir auch anderen Kunden weiterhelfen können“, erklärt Jörg Schwall, Geschäftsführer von Kalzip.

Die Kalzip-Ingenieure brachten knapp 170.000 m² Edelstahlverkleidung an den Innen- und Außenflächen des Sarkophags an – das genügt, um mehr als 135 olympische Schwimmbecken abzudecken. Ziel des Projekts, das von mehreren Ländern finanziert wurde, war es, den Standort Tschernobyl zu einem für die Umwelt unbedenklichen Ort zu machen. Der Großteil der Kosten des Fonds für die Ummantelung des Reaktors wurde dabei von den G8-Staaten und der Europäischen Union getragen.

Quelle und Fotos: Kalzip

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