Stahlrecycler appellieren an Automobilindustrie

von Alexander Kirschbaum

Der Carbonfasermarkt ist ein Wachstumsmarkt. Jährlich nimmt der weltweite Bedarf um etwa 10 % zu. Allein in Fahrzeugen werden knapp 25 % der verbauten Mengen genutzt. Dies wirkt sich auch auf die Recyclingwirtschaft aus, weil die Carbonfasern praktisch nicht abzutrennen und verwertbar sind. „Die Entsorgungssicherheit ist in Gefahr, hohe Mengen Shredderfraktionen aus Altfahrzeugen können bald nicht mehr entsorgt werden," sagt Dr. Klaus Hauschulte, CEO der Scholz Recycling GmbH. In einer gemeinsamen Mitteilung sorgen sich neben Scholz Recycling auch die Theo Steil GmbH, TSR Group sowie der Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen (BDSV) um die zukünftige Entsorgungssicherheit.

Die Hersteller müssten beim Ökodesign auch die Entsorgung bedenken, so die Stahlrecyclingunternehmen. Im Abfallrecht als auch im Altfahrzeuggesetz sowie zahlreichen anderen Vorgaben sei beim Produktdesign die Recyclingfähigkeit zu berücksichtigen.

Die Leichtbaustrategie der Automobilindustrie ist heute stark geprägt durch ein „Multimaterialdesign". Neben kohlefaserverstärkten Kunststoffen werden auch immer mehr Verbunde, hochfeste Stähle und neue Aluminiumlegierungen eingesetzt. Neue Materialien und Werkstoffe führen zu hoher Komplexität der Produkte, was sich auch auf die existierenden Recyclingwege auswirkt. Carbonfasern führen laut den Recyclern am Ende der Lebensdauer zu einem immer größeren Druck hin zur Zwischenlagerung. Die vorgegebenen hohen Verwertungsquoten seien dadurch praktisch nicht mehr erreichbar, wenn der Anteil an Fasern höher wird.

„Carbonfaser-Abfälle sind definitiv ungeeignet für die Müllverbrennung, technische Schäden sind möglich, deshalb sollten sie nicht in unsere Anlagen gelangen", sagt Carsten Spohn, Geschäftsführer ITAD – Interessensgemeinschaft der thermischen Abfallbehandlungsanlagen in Deutschland. Prof. Peter Quicker von der RWTH Aachen arbeitet seit einiger Zeit mit seinem Team am Verhalten der Fasern bei thermischen Prozessen und äußert dazu: „Eine vollständige Zerstörung von Carbonfasern ist mit den üblichen Verbrennungsverfahren für Abfälle nicht möglich. Im schlimmsten Fall entstehen sehr kleine Faserbruchstücke, die aufgrund ihrer Geometrie möglicherweise als kanzerogen einzustufen sind."

Kooperation der Hersteller gefordert

Die Recyclingunternehmen bekunden in ihrer Mitteilung Interesse an einem Dialog mit den Produzenten. „Wichtig ist Transparenz der Stoffströme, Entsorgungssicherheit der Shredderfraktionen und regelmäßiger Dialog innerhalb der Lieferkette," so Dr. Christian Satlow, Vorsitzender des BDSV-Umweltausschusses. Es müsse zukünftig mehr Transparenz und Offenheit der Hersteller hinsichtlich Kooperationen mit der Recyclingwirtschaft geben, ansonsten blieben geschlossene Kreisläufe eine Zukunftsutopie.

Quelle: BDSV  Vorschau-Foto: Fotolia

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