Rohrbearbeitung: Mit chaotischer Fertigung zum Ziel

von Alexander Kirschbaum

Gestraffte Betriebsabläufe sind fast überall gefragt – vor allem dort, wo ein Produkt erst installiert werden kann, wenn mehrere Bauteile vorhanden sind. Bei der Rohrbearbeitung geht es hierbei teilweise um ganze Rohrsätze. Liegt nur ein Rohrdurchmesser vor, gestaltet sich die Herausforderung noch relativ einfach. Komplex und anspruchsvoll wird es bei einer größeren Vielfalt an Rohrgrößen und Geometrien. Der Maschinenbauer Transfluid hat spezielle Automationssysteme entwickelt, die eine chaotische Fertigung als besonders wirtschaftliche Lösung umsetzbar machen. „Diese Art der Fertigung kommt einem 'One Piece Flow' schon sehr nah und verkürzt den Zeitraum von der Herstellung der Rohre bis zur Installation erheblich", erläutert Stefanie Flaeper, Geschäftsführerin bei Transfluid.

Flexibel zum kompletten Abgaskrümmer

Die maschinelle Ausstattung und Vorgehensweise bei solchen Projekten hängt sehr stark vom Produktportfolio ab. Die Umsetzung hierzu lässt sich anhand eines Transfluid-Projekts aufzeigen, bei dem die flexible Fertigung eines Abgaskrümmers aus Edelstahlrohren im Mittelpunkt steht. Hierfür werden jeweils 4 bzw. 6 unterschiedliche Rohre zu einem Fächerkrümmer mit den entsprechenden Flanschen an beiden Enden verschweißt. Dabei wird zunächst ein 6 Meter langes Rohr auf die Rohrbiegemaschine geladen und die Einzelrohre werden mit bis zu 4 Bögen versehen. Im Anschluss an den Biegevorgang wird das Rohr direkt auf der Biegemaschine über ein Messertrennverfahren gratarm getrennt und mit dem Roboter in die entsprechende Umformmaschine eingelegt. Diese formt eine asymmetrische Geometrie an, die individuell zum Bogenverlauf passt. Nach der Bearbeitung werden die Bauteile unmittelbar einer Schweißzelle zugeführt, die die Rohre mit den Flanschen verschweißt. So steht immer ein vollständiger Bausatz als Einheit zur Verfügung.

Der Komplexitätsgrad der Fertigung steigt, wenn in einem Bauteil unterschiedliche Rohrdurchmesser bearbeitet werden müssen. Dies ist sehr häufig bei Hydrauliksystemen der Fall. „Hier möchten unsere Kunden oftmals einen kompletten Verrohrungssatz produzieren, der beispielsweise aus bis zu 8 Nennweiten als Einheit besteht",sagt Stefanie Flaeper. Die Maschinenausstattung ist in solchen Fällen etwas umfangreicher. Sie bietet aber entscheidende Vorteile gegenüber der konventionellen Rohrfertigung, bei der zum Teil erhebliche Mengen an Rohren nacheinander gefertigt werden, um daraus einen Rohrsatz zusammenzustellen. So entfällt hier das Rüsten, die Produktion ist zeitoptimiert und es gibt nahezu keine Lager- und Kommissionsfläche.

Für so eine Fertigung bindet Transfluid zum Teil spanlose Trennanlagen, Umformmaschinen oder Schneidringvormontageanlagen und Biegemaschinen in den damit optimierten Prozess ein. Diese Anlagen sind miteinander verknüpfbar und ermöglichen eine Überwachung von außen, bilden Prozesse bereits beim Rüsten ab und sind Industrie 4.0-fähig einsetzbar. 

Quelle: transfluid  Bildtext: Bei der chaotischen Fertigung steigt die Komplexität der Bearbeitung, bei gleichzeitig schnell erreichten Komplettergebnissen. (Foto: transfluid)

Zurück