Klimaschutz: BDI fordert massive Investitionen

von Alexander Kirschbaum

Am Donnerstag hat der BDI auf einer Klimakonferenz in Berlin die Studie „Klimapfade für Deutschland“ vorgestellt. Laut der Studie ist eine Reduktion von Treibhausgasen von 80 Prozent bis zum Jahr 2050 gegenüber dem Basisjahr 1990 grundsätzlich technisch und ökonomisch machbar. Zwingende Voraussetzung sei, energieintensive Unternehmen von klimapolitisch bedingten Zusatzlasten zu befreien, solange international nicht vergleichbare Bedingungen bestehen. Dann sei ein 80-Prozent-Ziel sogar im nationalen Alleingang ohne Wachstumseinbußen möglich. Unter diesen Umständen würden Industrieunternehmen dem Verband zufolge von ehrgeizigem Klimaschutz sogar profitieren.  

„Europa ist heute noch der Leitmarkt für Klimaschutztechnologien, aber die Wettbewerber in China, USA oder Japan holen rasch auf. Nur in einem ambitionierten und technologieoffenen Heimatmarkt kann Deutschland hier seine führende Rolle behaupten“, so VDMA-Präsident Carl Martin Welcker anlässlich der heutigen Präsentation der BDI-Klimapfadestudie.

Den Berechnungen zufolge erfordert die Erreichung eines 80-Prozent-Klimaziels Mehrinvestitionen von etwa 1,5 Billionen Euro bis 2050. Dabei unterstellt die Studie eine optimale Umsetzung, auch durch die Politik. Bei einer 95-prozentigen Treibhausgas-Reduktion sieht der BDI hingegen erhebliche Akzeptanz- und Umsetzungsgrenzen. Die Mehrinvestitionen für dieses 95-Prozent-Szenario würden laut der Klimapfad-Studie bis 2050 auf rund 2,3 Billionen Euro addieren.  

„Politische Fehlsteuerung bleibt für den Klimaschutz das größte Umsetzungsrisiko“, sagte BDI-Präsident Dieter Kempf. „Nachhaltiger Klimaschutz eröffnet vielen unserer Unternehmen langfristig Chancen auf dem wachsenden Weltmarkt für klimaschonende Produkte und Prozesse“, so Kempf weiter. „Richtig gemacht, unterstützt er die Modernisierung einer Volkswirtschaft.“ Der Staat müsse aber realistische und verlässliche Ziele vorgeben und die Umsetzung den Unternehmen überlassen.

Die Untersuchung „Klimapfade für Deutschland“ betrachtet als technologieoffene Analyse in diversen Szenarien alle technischen und wirtschaftlichen Potenziale zur Minderung von Treibhausgas-Emissionen in Deutschland bis 2050. Insgesamt waren in dem Projekt, das im Auftrag des BDI von der Boston Consulting Group sowie Prognos erstellt wurde, fast 200 Personen sowie 68 Verbände und Unternehmen aus der gesamten Breite der Industrie involviert.
 
Massive Herausforderungen für Stahlindustrie
 
„Das Gutachten bestätigt, dass die Umsetzung der langfristigen Klimaziele die Stahlindustrie vor massive technische und wirtschaftliche Herausforderungen stellt und erhebliche Risiken mit sich trägt“, kommentiert Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, die Studie. „Weitreichende Vorkehrungen zum Erhalt der internationalen Wettbewerbsfähigkeit, wie etwa eine ausreichende kostenfreie Zuteilung von Emissionszertifikaten und Belastungsbegrenzungen bei den Strom- und Energiekosten, sind unerlässliche Voraussetzungen, um drastische Verluste der industriellen Wettbewerbsfähigkeit und Produktionsverlagerungen zu vermeiden.“
 

Zurück