"Kampf der Titanen" in Asien

von Alexander Kirschbaum

Der Kreditversicherer Coface hat die wirtschaftlichen Interessen von China und Japan in der Region Asien-Pazifik untersucht. Dabei sieht der Kreditversicherer Japan derzeit bei den Investitionen vorne, China aber als den Handelskönig. Allerdings setze China auch bei den Investitionen Zeichen und greife Japans unternehmerische Interessen in der Region an.

Japan und China sind nicht nur große Importeure von Rohstoffen aus asiatischen Ländern. Sie beziehen auch mechanische und elektronische Teile, die sie in höherwertige Produkte für den eigenen Export verbauen. Beide Länder sind wichtige Glieder in den internationalen Wertschöpfungsketten, besonders in den Elektroniksektoren. So sind die größten drei Exportbereiche der beiden Länder gleich: elektronische Produkte, Stahl sowie Maschinen und mechanische Geräte. Da sich die Produktions- und Portfoliostrukturen der beiden Länder immer mehr annähern, nimmt Coface zufolge auch der Wettbewerb zu.

Direktinvestitionen aus China rückläufig

Chinas Megaprojekt "Neue Seidenstraße" verspricht viele Milliarden Dollar Investitionen in Infrastruktur und andere Bereich. Das Projekt nährt daher große Erwartungen bei asiatischen Politikern. Allerdings gingen die Direktinvestitionen aus China in andere Länder im vergangenen Jahr um 29,4 Prozent auf 120 Milliarden US-Dollar zurück. Das ist der erste Rückgang bei den ausländischen Direktinvestitionen Chinas seit 2009. Umgekehrt stiegen die Investitionen aus dem Ausland in China um 7,9 Prozent auf 135 Milliarden US-Dollar.

Etwas überschattet von der Rhetorik um das Seidenstraßenprojekt spielen japanische Unternehmen Coface zufolge weiter eine bedeutende Rolle in Asien. So habe Japan seine Investitionen in Auslandsmärkte forciert und China wieder überholt. Coface erwartet, dass Japan auf absehbare Zeit ein Treiber für die wirtschaftliche Entwicklung der Region bleiben wird. So habe die entwickelte und wohlhabende Volkswirtschaft schon viel früher als China begonnen, im Ausland zu investieren und sich einen entsprechenden Vorsprung in der Region erarbeitet. Hinzu komme, dass japanische Unternehmen aufgrund der hohen Kosten ihre Produktion in südostasiatische Länder verlagern und so an Einfluss gewonnen haben.

Wettbewerb eröffnet Chancen

Trotz dieses Vorsprungs Japans bei Investitionen sieht Coface deutliche Parallelen zwischen den beiden Ländern in der Investitionspolitik, was für die japanischen Unternehmen durchaus Probleme eröffnen könnte. Denn die Chinesen investieren mittlerweile nicht mehr nur in Rohstoffsektoren, sondern zunehmend auch in Produktionssparten und in den Dienstleistungssektor. Und damit in Branchen, in denen Japan traditionell stark engagiert ist. So fiel der Bergbau auf der Skala der chinesischen Investitionen von 2006 bis 2016 vom vierten auf den dreizehnten Platz zurück, während die Fertigungsbranchen von der fünften an die zweite Stelle aufrückten. Gleichzeitig sank der Anteil der Produktionsbranchen an den Auslandsdirektinvestitionen Japans von 69 Prozent auf 35 Prozent. Der Grund dafür liegt laut Coface in der Fokussierung auf hochwertige Dienstleistungen und den Informations- und Kommunikationssektor. Auch damit stehe Japan in Konkurrenz zu den Interessen Chinas in der Region.

Das Fazit der Untersuchung: Der Wettbewerb mit zwei großen Treibern sorge für Dynamik und könne in der Region Unternehmen zusätzliche Chancen eröffnen. Zugleich sorge die Entwicklung für Unsicherheit, besonders bei den japanischen Unternehmen, die das Tempo nicht mitgehen können.

Quelle: Coface  Vorschau-Foto: marketSTEEL

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