Großanlagenbau: Aufträge sinken um 3 Prozent

von Alexander Kirschbaum

Ausland minus 10 Prozent

Die von den Mitgliedern der VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau 2016 in Deutschland verbuchten Auftragseingänge lagen mit 18,9 Milliarden Euro um 3 Prozent unter dem Wert des Vorjahres und damit auf dem niedrigsten Stand seit 2004. „Angesichts des herausfordernden Umfelds, das von niedrigen Rohstoffpreisen, Überkapazitäten, starkem Preis- und Wettbewerbsdruck sowie vielfältigen politischen und wirtschaftlichen Risiken geprägt ist, werten wir es als Zeichen hoher Wettbewerbsfähigkeit, dass der Großanlagenbau sich insgesamt nahezu stabil in seinen Märkten behaupten konnte", sagte Jürgen Nowicki, Sprecher der Geschäftsleitung der Linde AG Engineering Division und Sprecher der VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau.

Im laufenden Jahr ist mit keiner Trendwende im Großanlagenbau zu rechnen. Laut einer aktuellen Mitgliederumfrage des Verbands erwartet die überwiegende Mehrheit der Unternehmen bestenfalls stagnierende Umsätze sowie rückläufige Beschäftigtenzahlen im Inland.

Megaprojekte in Ägypten und Russland

Im Ausland sanken die Bestellungen 2016 um 10 Prozent auf 15,2 Milliarden Euro (2015: 16,9 Milliarden Euro). Betroffen waren davon nahezu alle Regionen. Besonders deutlich war der Einbruch im Mittleren Osten, wo die Kunden des Anlagenbaus angesichts des niedrigen Ölpreises Investitionen zurückstellten. Doch auch in Schwellenländern wie etwa Brasilien, Indien und Mexiko war die Entwicklung laut VDMA enttäuschend. Die Nachfrage in den Industrieländern und im asiatisch-pazifischen Raum mit China als wichtigstem Markt stabilisierte sich hingegen. „Eine Reihe von Megaprojekten in Ägypten und Russland sorgte dafür, dass das Auslandsgeschäft nicht noch weiter schrumpfte. Gleichzeitig verharrte die Zahl der für den Großanlagenbau typischen und für die Auslastung der Unternehmen wichtigen Projekte in der Größenordnung von 125 bis 500 Millionen Euro auf niedrigem Niveau", erläuterte Nowicki.

Inland-Auftragseingang steigt von niedrigem Niveau

Im Inlandsgeschäft blieb das Niveau mit Bestellungen von 3,7 Milliarden Euro niedrig und lag um rund 1 Milliarde Euro unter dem langjährigen Durchschnitt (2007 bis 2016: 4,6 Milliarden Euro). Im Großanlagenbau rücken mittlere Projektgrößen unter 100 Millionen Euro zunehmend in den Fokus. Getrieben wird diese Entwicklung auch von veränderten Kundenbedürfnissen. Die Käufer wünschen sich die Lieferung modularer Anlagen, die mit digitalen Schnittstellen ausgestattet sind und auf denen sich kleine Losgrößen flexibel herstellen lassen. Zu beobachten ist dieser Trend insbesondere in der Stahlherstellung. „Flexibilität und Reaktionsschnelligkeit sind in diesem Umfeld die neuen Trümpfe", sagt Nowicki.

2017: Erschließung neuer Märkte

Angesichts fehlender Wachstumsimpulse in vielen Industrie- und Schwellenländern bemüht sich die Branche derzeit um die Erschließung neuer Märkte in Afrika sowie in Süd- und Zentralasien. Darüber hinaus eröffnen sich dem Anlagenbau in den USA und im Iran gute Absatzchancen. „Der VDMA Großanlagenbau ist nach wie vor Innovations- und Technologieführer im globalen Markt. Eine hohe Service- und Ausbildungskompetenz sowie die Fähigkeit, Anlagen zu betreiben und sie mit digitaler Intelligenz auf- und nachzurüsten sind weitere spezifische Stärken der Branche. Insofern schauen die Unternehmen mit Optimismus in die Zukunft", so Großanlagenbau-Sprecher Nowicki.

Quelle: VDMA  Artikelfoto: Jürgen Nowicki, Sprecher der AGAB (Foto: VDMA)

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