Gefahr für die Stahl verarbeitende Industrie

von Alfons Woelfing

Die verhängten EU-Importquoten gegen Stahl und Aluminium aus Drittländern – sogenannte Safeguards – sollen die europäischen Stahlerzeuger und ihre rd. 320.000 Arbeitnehmer vor Importen schützen, die anstatt in die USA zu gelangen jetzt angeblich auf den europäischen Markt drängen. Noch wird dieser Umlenkungseffekt nur vermutet. Es ist zur Zeit nicht erkennbar, dass tatsächlich große Mengen Stahl z.B. aus Asien und Russland den europäischen Markt wegen der Einfuhrbarrieren der USA überschwemmen. Dies gilt insbesondere für Flachprodukte.

Der Geschäftsführer des Industrieverbandes Blechumformung (IBU), Bernhard Jacobs, telefoniert in diesen Tagen mit vielen Marktteilnehmern und hat noch von keinem Mitgliedsunternehmen bestätigt bekommen, dass es die besagten Umlenkeffekte gibt. Vielmehr werden Preiserhöhungen seitens der Stahlhersteller angekündigt.

Abgesehen davon muss die EU Kommission eine Antwort auf die Frage geben, warum die Interessen der sehr viel größeren Stahl verarbeitenden Industrien in Europa nicht schutzbedürftig sind. Die Autobauer, Maschinenbauer und Stahlverarbeiter – um nur drei Branchen zu nennen, die europaweit 15 Mio. Arbeitsplätze stellen –werden bei ihrer Vormaterialversorgung stark eingeschränkt. Industrielle Wertschöpfungsketten, die insbesondere in Deutschland als Standortvorteil gelten, werden behindert. Die Importquoten verknappen das Angebot und werden zu Verteuerungen auch bei europäischem Stahl führen. Diese staatliche Marktverzerrung schützt die einen und gefährdet gleichzeitig viele andere.

Das Beispiel der Safeguards zeigt, dass Protektionismus nicht mit Protektionismus gelöst werden kann. Die richtige Antwort auf Protektionismus ist vielmehr Freihandel. Europa sollte für Freihandel werben und eintreten anstatt eigenen Barrieren zu errichten.

„In der aktuellen Diskussion um die Schutzzölle wird immer wieder zu Recht darauf hingewiesen, dass die weiterverarbeitende Stahlindustrie in den USA Schaden nimmt. Dass dasselbe für die europäische Stahl verarbeitende Industrie gilt, wird von der europäischen Politik komplett ignoriert“, so FVK Geschäftsführer Martin Kunkel heute in Düsseldorf.

Quelle: Fachvereinigung Kaltwalzwerke (FVK) und Industrieverband Blechumformung (IBU) / Foto: marketSTEEL

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