Eurofer fordert EU-Schutzmaßnahmen

von Alexander Kirschbaum

Eurofer hat am Donnerstag in Brüssel den „European Steel Day 2018“ begangen. In dessen Rahmen forderte Geert Van Poelvoorde die EU-Kommision zu raschem Handeln angesichts der US-Strafzölle auf Stahl auf. "Wir fordern, dass EU-Schutzmaßnahmen so schnell wie möglich eingesetzt werden - je länger die Verzögerung, desto größer die Schädigung der europäischen Stahlindustrie", sagte der Präsident von Eurofer. 

Der europäische Stahlverband rechnet damit, dass in diesem Jahr aufgrund der US-Strafzölle vermehrt Stahl aus Asien, Russland oder der Türkei nach Europa fließen werde. Zudem seien die Zölle ein großes Hindernis für die europäische Stahlindustrie. "Die europäische Stahlindustrie verurteilt die US-Einfuhrzölle auf Stahl. Diese protektionistische Handelsaktion ist absurd - sie trifft die USA am härtesten ", sagte Van Poelvoorde. "Wir gehen jetzt auch davon aus, dass wir in den USA, einem Markt, der 16% der EU-Exporte ausmacht, einen großen Marktanteilverlust hinnehmen müssen."

Eurofer befindet sich damit auf einer Linie mit der Wirtschaftsvereinigung Stahl. Hans Jürgen Kerkhoff hatte die Maßnahmen der US-Administration im Rahmen der US-Section 232 Ende Mai ebenfalss scharf kritisiert und die EU zu schnellem Handeln gedrängt. "Jetzt ist es wichtig, die Stahlunternehmen zumindest vor umgelenkten Handelsströmen zu schützen. EU-Safeguard-Maßnahmen sollten länderspezifisch sein, alle untersuchten Produkte einbeziehen und effektiv ausgestaltet sein“, so der Verbandspräsident.

"Anstieg der Importe nicht erkennbar"

Etwas anders sehen die Stahl- und Metallverarbeiter die Situation. Für Christian Vietmeyer, Hauptgeschäftsführer des WSM Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung sind Umlenkungen von Handelsströmen nach Europa derzeit nicht belegbar. „Die Reaktionen der EU auf die Schutzzölle der USA müssen jetzt sorgfältig und unaufgeregt geprüft werden. Die EU sollte eigene Handelsbarrieren nur dann erreichten, wenn diese tatsächlich erforderlich und WTO-konform sind. Safeguard-Maßnahmen dürfen erst kommen, wenn die Voraussetzungen dafür auch wirklich vorliegen", so Vietmeyer.

Auch die deutsche Interessenvertretung der Kaltwalzindustrie, die Fachvereinigung Kaltwalzwerke, hat sich kürzlich gegen die Erhebung von Schutzmaßnahmen gegen EU-Stahlimporte aus Drittstaaten ausgesprochen. Martin Kunkel, Geschäftsführer der Fachvereinigung Kaltwalzwerke, bezweifelt die wirtschaftliche Grundlage für eine Schutzmaßnahmenuntersuchung durch die Kommission: „Nach den uns vorliegenden Zahlen ist derzeit ein erheblicher Anstieg der Importe aus Drittländern nicht erkennbar und somit besteht auch nicht die Gefahr einer bevorstehenden Beeinträchtigung der europäischen Stahlindustrie. Zudem zeichnen die kürzlich veröffentlichten Geschäftszahlen namhafter europäischer Stahlkonzerne für das 1. Quartal 2018  ein gänzlich anderes Bild", sagte Kunkel Ende Mai in einer offiziellen Mitteilung der Vereinigung.

Quelle: Eurofer, Wirtschaftsvereinigung Stahl, WSM, Fachvereinigung Kaltwalzwerke  Vorschau-Foto: Fotolia

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