Bei Swiss Steel wird Stahlschrott zu Green Steel

von Hubert Hunscheidt

Die Stahlproduktion aus präzisem vorsortiertem Schrott benötigt deutlich weniger Energie und erzeugt obendrein weniger CO2 als die Stahlerzeugung aus Eisenerz und Legierungsmetallen. Je besser die Schrottqualität, desto besser und ökologischer ist der daraus gewonnene Stahl. Das ist eine wichtige Voraussetzung für die Produktion von «Green Steel».

Pro Jahr verarbeitet die Swiss Steel Group in ihren Werken über 2,2 Millionen Tonnen Schrott. Damit ist sie nicht nur eines der größten Recycling-Unternehmen Europas, sie ist auch das größte Stahlunternehmen Europas, das ausschließlich auf der Lichtbogenofen Route produziert. Um hohe Qualitäten produzieren zu können, braucht man Neuschrott – sortenreines Verschnitt Material -  aus der Metallverarbeitung, dessen Legierungszusätze genau bekannt sind. Damit lässt sich die Zusammensetzung des daraus erschmolzenen neuen Stahls grammgenau steuern. So entstehen die Voraussetzungen für die Produktion neuer Qualitätsprodukte aus hochwertigem Stahl.


Schrott ist schon lange kein Abfall mehr

Stahl ist das wohl am besten und häufigsten recycelte Material weltweit. Schrott ist deshalb schon längst kein Abfall mehr, sondern ein gesuchter und teurer Rohstoff. Schrott durch ganz Europa zu transportieren, ist umweltbelastend und wenig effizient. Daher spielen wegen der kurzen Transportwege Stahlwerke mit einer starken lokalen Präsenz wie jene der Swiss Steel Group eine entscheidende Rolle bei der Etablierung regionaler Kreislaufwirtschaften. In Deutschland, Frankreich und der Schweiz stammt der Schrott für die Stahlwerke der Swiss Steel Group zu einem Großteil aus einem überschaubaren Umkreis von 90 bis 100 Kilometern.

Die Zusammenarbeit mit den Schrotthändlern ist entscheidend. Früher feilschte man nur um den Preis pro Tonne. Aber heute sind Schrotthändler Systemdienstleister, die für Qualität und Pünktlichkeit bezahlt werden. Inzwischen gibt es ein fünfstufiges Prozessreifegrad-Modell, das zu immer besserer Qualität des Schrotts führen soll.

Schrotthändler als «Big Data»-Dienstleister

Mittlerweile sind aber Schrotthändler nicht mehr nur Zwischenhändler, sondern wichtige, vollintegrierte Systempartner der Stahlindustrie. So arbeitet das Schweizer Swiss Steel Group-Werk zusammen mit Schrottlieferanten und mehreren Universitäten an einem System, das einen digitalen Zwilling des ankommenden Schrotts erstellen wird. Das Projekt wird von seiner Bedeutung her sehr hoch eingestuft und durch die Schweizer Regierung gefördert. Es ist ein «Big Data»-Projekt, mit dem das Stahlwerk bereits im Voraus erkennt, welche Art von Schrott angeliefert wird. So lassen sich die Anlieferung, die Produktion und letztendlich vor allem die Qualität des Stahls effizienter und effektiver gestalten.

Der geschaffene digitale Zwilling des Schrotts der Swiss Steel Group wird wegweisend sein – nicht nur für die Stahlindustrie. Das System kann für viele andere Materialien angewandt werden. Denn nur so kommt die Produktion von «Green Steel» und damit auch die Kreislaufwirtschaft intelligent aufgeladen in Schwung. Die riesige Schrotthalle in Emmenbrücke bedeutet keineswegs das Ende der Zivilisation. Sie ist im Gegenteil der Anfang einer neuen, besseren Welt.​

Frank Koch, CEO der Swiss Steel Group, kommentiert den «Digitalen Zwilling« der Swiss Steel Group mit den Worten: «Dieses Programm ist für uns richtungsweisend: Wir folgen damit unserer Strategie, sich führend im Bereich der nachhaltigen Stahlproduktion zu positionieren.»

Queller und Foto: Steeltec AG

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